Nina, Marianne und Matthias Mayerle (von links) freuen sich auf die Besenzeit. Foto: Eva Herschmann

Familie Mayerle öffnet einmal im Jahr oberhalb von Remshalden-Geradstetten ihren Besen – mit der wohl schönsten Aussicht der Region.

Mit dem Auto ist der Weg durch die Weinberge schon ein wenig abenteuerlich. „Die meisten Besucher kommen auch zu Fuß zu uns“, sagt Nina Mayerle mit einem Lächeln. „Und das Gute ist, dass sie dann auf dem Berg ganz oben sind. Auf dem Rückweg geht es nur noch nach unten.“ Und der Weg zum Besen mit Aussicht im Remshaldener Teilort Geradstetten lohnt sich.

Der Blick reicht an klaren Tagen bis Stuttgart

Besenwirtschaften sind traditionell kleine, enge Stuben. Bei Mayerles hingegen ist alles großzügig. Drinnen wie draußen. Von der großen Terrasse schweift der Blick weit übers Land. An klaren Tagen könne man gar bis in die Landeshauptstadt sehen, sagt die 40-jährige Chefin, die 2021 und 2022 vom Genussmagazin Selection zur Winzerin des Jahres gekürt wurde. „Ein Gast meinte, hier sei der Balkon des Remstals.“ 2014 haben Nina Mayerle und ihr Mann Matthias, der aus einer Winzerfamilie in Tawern-Fellerich bei Trier stammt, das Haus in den Weinbergen gebaut. Seit 2016 kommen Besenbesucher in den Genuss der grandiosen Aussicht.

Die Mayerles sind seit Generationen im Weinbau tätig. Doch erst 1994 wagten Theodor und Marianne Mayerle, die Eltern der jetzigen Chefin, den Schritt in die Selbstvermarktung. Mittlerweile ist das Weingut auf dem Bauersberger Hof, rund 150 Meter über dem Remstal gelegen, etabliert. Die Mayerles haben mit ihren Weinen zahlreiche Preise gewonnen. Außerdem sind sie seit 2020 das erste Weingut im Remstal mit dem „Fair’n’Green“-Siegel für nachhaltigen Weinbau. „Wir achten nicht nur auf naturnahen Weinbau, Biodiversität, oder den Erhalt der Kulturlandschaft, sondern auch auf unseren Wasser- und Energieverbrauch und vieles mehr“, sagt Nina Mayerle.

„Wir stemmen den Besen mit Familie und Freunden“

Die zwei Generationen der Mayerles arbeiten im Familien-Weingut Hand in Hand. „Meine Eltern wohnen im Stammhaus gegenüber, mein Vater geht noch mit in den Wengert, und meine Mutter ist im Besen für die Küche zuständig“, sagt Nina Mayerle. Gekocht wird alles außer Sauerkraut und Schlachtplatte, was Leib und Seele der Besengänger labt. „Die grobe Bratwurst hat unser Metzger eigens für uns kreiert“, sagt Nina Mayerle. Von der Einrichtung her sei es ein moderner Besen, aber dennoch ein traditioneller. „Wir haben nur eine Besenkonzession “, sagt Nina Mayerle. Und die schöpfen sie längst nicht aus. Einen Monat im Jahr, immer im Juni, wird der große Raum im Erdgeschoss neben dem Verkaufsraum – und bei schönem Wetter die große Terrasse – zum Besen mit Aussicht aufs untere Remstal. Allerdings ausschließlich an den Wochenenden. „Wir stemmen den Besen mit Familie und Freunden, und mehr als die Wochenenden schaffen wir nicht. Sonst müssten wir uns noch Leute dazu holen“, sagt Nina Mayerle. Außerhalb der kurzen Besensaison finden hier Weinverkostungen und Veranstaltungen wie Geburtstagsfeiern statt. „Das Essen bringt ein Caterer, von uns kommen Wein und Service“, sagt Nina Mayerle. Und die herrliche Aussicht gibt es kostenlos dazu.

Öffnungszeiten

Serie
Im Remstal gibt es gut 50 Besenwirtschaften. Vom traditionellen Besen, in dem tatsächlich noch wie einst das Viertele in den Wohnstuben ausgeschenkt wird, bis hin zu vollkonzessionierten Eventgaststätten, die neben Kraut und Schweinebauch auch Gänse-, Rost- und Rinderbraten servieren. Wein vom Neckar, brasilianische Sorten oder Weingärtle im Sommer – wir haben in die ungewöhnlichsten Besen geschaut.

Heute
Der Besen mit Aussicht des Weinguts Mayerle, Bauersberger Hof 19 in Remshalden-Geradstetten hat nur einen Monat im Jahr geöffnet, und zwar immer den ganzen Juni hindurch an Freitagen und Samstagen jeweils von 17 bis 22 Uhr und an Sonntagen von 16 bis 22 Uhr. Mehr Infos unter www.weingut-mayerle.de.