Hüttenzauber in den Weinbergen: KSK-Wengerter Sebastian Schiller (links) mit Erhard Ruess vor der herausgeputzten Dürrbach-Hütte. Foto: Mathias Kuhn

Sie war vor 50 Jahren eine Institution: die Dürrbach-Hütte im Dürrbachtal. Sebastian Schiller und Dennis Keifer haben sie nun wiederbelebt, im Sinne einer kleinen Besenwirtschaft in den Weinbergen.

Rohracker - Sie war vor 50 Jahren eine Institution: die Dürrbach-Hütte von Julius Seitz in den Weinbergen oberhalb des Dürrbachtals. Wengerter vor und nach der Arbeit, Spaziergänger, Jäger, Ausflügler machten gerne am Vesperstübchen in der Kurve zum Engenbergweg Halt. „Es war gemütlich und der Julius ein Original. Er stammte aus dem Schwarzwald, wohnte in Wangen und bearbeitete nicht weit weg von seiner Dürrbach-Hütte einige Weinberge“, erinnert sich Erhard Ruess. Auch der Nebenerwerbswengerter aus Rohracker hat damals im gemütlichen Vesperstüble etliche Stunden verweilt. „Es war ein Treffpunkt. Wir Wengerter fachsimpelten miteinander und sind manchmal auch verhockt“, sagt der 85-Jährige lachend. Nachdem Seitz seine bewirtschaftete Hütte altershalber aufgeben musste, stand das Gebäude lange leer.

Vor zwei Jahren pachteten dann Sebastian Schiller und Dennis Keifer das Gebäude. Die Liebe zum Weinbau verbindet die beiden jungen Rohrackerer seit Kindheitstagen. Ihre Familien bewirtschaften seit Generationen die Weinberge rund ums Dürrbachtal. Beide haben eine Ausbildung in renommierten Weingütern durchlaufen und sich vor sieben Jahren entschlossen, ihr eigenes Weingut KSK Vintage Winery zu gründen. Sie wollen die Kulturlandschaft mit den Trockenmauern retten, rodeten von Brombeersträuchern überwucherte Grundstücke, und da sie mit modernen Maschinen in ihren Terrassenhängen wenig ausrichten können, betreiben sie Weinbau wie zu Urgroßvaters Zeiten: Mit Muskelkraft, von Hand mit alten Gerätschaften – pflanzten aber auch neue Rebsorten. Neben knorrig alten Rebstöcken setzen sie auf pilzresistente Sorten und bauen Premiumweine aus. Die notwendigen Geldmittel verschafften sie sich über ein Crowdfunding-Projekt. Immer wieder packen zudem die Unterstützer mit an. „Die Dürrbach-Hütte haben wir zunächst als gemütliche Location genutzt, in der wir nach getaner Arbeit vespern oder Weinverkostungen anbieten können. In Nachbarschaft zu den steilen Weinbergen erfassen die Gäste unsere Philosophie von nachhaltigen Weinbau schnell“, sagt Schiller.

Die Corona-Krise traf die KSK-Wengerter stärker als manchen Kollegen, da sie ihre Weine überwiegend über die Gastronomie absetzen. Deswegen kamen die kreativen Wengerter auf die Idee, die Dürrbach-Hütte im Sinne einer kleinen Besenwirtschaft zu nutzen. Eine tatsächliche Besen-Gestattung war in der Kürze der Zeit nicht möglich – wird aber im nächsten Jahr angestrebt. Mit viel Liebe für Details putzten sie das Häuschen heraus und bauten eine alte Trockensteinmauer wieder auf. Die Besucher entdecken alte Hacken, den Spruch über der Tür, den Julius Seitz berühmt gemacht hat, können an der Hauswand auf stabilen Holzbänken sitzen, aber auch unter schattigen Bäumen oder Sonnensegeln Platz nehmen. Das Kleinod verschönert das Landschaftsbild.

Gemäß ihrer Philosophie bieten Schiller und Keifer selbst gemachte oder von befreundeten Gastronomen aus der Region zubereitete Speisen an: hausgemachte Weinberg-Butter, leckere Aufstriche, Rotweinkuchen oder Grießflammerie. Die Familie Schemberger vom Wangener Waldheim kocht die warmen Gerichte vor, die Weine stammen natürlich von KSK. Drei Themenwochenenden dürfen die beiden Wengerter, laut Stadtverwaltung, rund um die Dürrbach-Hütte feiern. Die vergangenen beiden Wochenenden kamen etliche Gäste. Von kommenden Freitag bis Sonntag feiern Schiller und Keifer nun mit Besuchern das sechsjährige Crowdfunding-Jubiläum. „Die alte Dürrbach-Hütte habt ihr wieder zum Leben erweckt. So etwas hat im Ort lange gefehlt“, lobte Ruess.