Katrin Steinhülb-Joos mit der Wengerterin Stefanie Schwarz im Weinberg unterhalb der Grabkapelle. Foto: z

Für die Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos ist ein Komplettverzicht auf Pflanzenschutzmittel für viele Betriebe „von heute auf morgen überhaupt nicht umsetzbar“.

Die Landtagsabgeordnete Steinhülb-Joos sieht Teile des Verordnungsvorschlags der EU-Kommission zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln kritisch. Der Entwurf sieht vor, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in „ökologisch empfindlichen Gebieten“ komplett verboten werden soll. In Baden-Württemberg beträfe das nach ersten Abschätzungen insgesamt knapp 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in naturschutzrechtlichen Gebieten. Unter anderem auch Landschaftsschutzgebiete fielen unter die Regelung, die in Weinbergen gewöhnlich ausgewiesen werden.

Landschaftsschutzgebiete sollen Weinbau schützen

„Ein Komplettverzicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln würde für Winzerinnen und Winzer das Aus bedeuten“, führt die gebürtige Cannstatterin aus. „Besonders absurd ist die Tatsache, dass viele Landschaftsschutzgebiete in Stuttgart auch ausgewiesen worden sind, um den Weinbau und das Landschaftsbild zu erhalten. Der Verordnungsentwurf unterläuft diesen Zweck“.

Auch die Stuttgarter Winzerin, Stefanie Schwarz, fürchtet um die Zukunft ihres traditionsreichen Familienbetriebs in Untertürkheim: „Ich unterstütze die grundsätzlichen Ziele der Kommission, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verringern. Aber die Umsetzung benötigt Zeit“. Besondere Potenziale sieht die Wengerterin durch den technischen Fortschritt wie Recyclinggeräte, die die nicht auf den Reben angebrachten Mittel wieder auffangen. Grundsätzlich sei eine pauschale Reduktion aber auch schwierig, da der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark vom Wetter abhänge.

Reduktion von Pflanzenschutzmitteln notwendig

Bei dem Treffen der Jungunternehmerin mit Steinhülb-Joos kommt auch das Thema der sogenannten „PIWI Rebsorten“ auf. „PIWI“ steht für pilzwiderstandsfähig. Diese Sorten zeichnen sich durch ihre Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten aus und ermöglichen eine Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. „Die Züchtung dieser innovativen und robusten Sorten ist gerade im Kommen“, berichtet Schwarz. „Ich freue mich, wenn die Entwicklung vorangeht und weitere Sorten angeboten werden“.

Einigkeit herrscht bei dem Gespräch darüber, dass in den nächsten zehn Jahren durch die Züchtung neuer Sorten und den technischen Fortschritt noch einige Potenziale im Hinblick auf die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln im Weinbau gehoben werden können. Diese Umstellung benötige aber Zeit und sei noch ein weiter Weg.