Die Steillagen am Neckar erfordern viel Handarbeit. Foto: Simon Granville

Die Förderung für Handarbeitswein soll erhöht werden. Das reicht aber noch lang nicht aus, um die Kulturlandschaft dauerhaft zu retten.

Die terrassierten Steillagen an Neckar und Co. haben ein gewaltiges Problem. Sie sind – und das muss man so drastisch ausdrücken – vom Aussterben bedroht. Manche Stücke hat es schon erwischt. Weil sich die bisherigen Bewirtschafter nicht mehr darum kümmern wollen oder können, verbuschen die Flächen und Mauern stürzen ein. Die Folge: Ganze Hänge könnten abrutschen, die jahrhundertealte Kulturlandschaft wäre dahin.

Es werden immer weniger Steillagen bewirtschaftet

Es wird zunehmend schwierig, die Steillagen zu halten, sagt Hans-Georg Schiller, Geschäftsführer der Felsengartenkellerei in Besigheim. Aktuell werden von den Mitgliedern der Genossenschaft 731 Hektar Rebfläche bewirtschaftet, knapp 600 davon sind „normale“ Flächen, 136 Hektar sind Steillagen. Tendenz sinkend. Vor ein paar Jahren waren es noch rund zehn Hektar mehr Steillagen. Wie lange die Mitglieder noch durchhalten? „Es ist unser Wunsch und Ziel, die Steillagen zu erhalten, aber irgendwann wird es sie nicht mehr geben“, sagt Schiller. Und: „Ich hoffe, ich werde Lügen gestraft.“

Er ist überzeugt: „Wenn Politik und Verbraucher nicht umdenken, dann haben wir keine Chance.“ Apropos Politik. Das Land fördert den so genannten Handarbeitsweinbau derzeit mit 3000 Euro pro Jahr und Hektar. Aktuell soll der Fördersatz auf 5000 Euro erhöht werden. Der Landtag hat das zusätzliche Geld bereits bewilligt, die Umsetzung wird jedoch noch etwas dauern, teilt ein Sprecher des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mit. Das liege daran, dass die Förderung auf Europa-Ebene abgestimmt werden muss.

Die Summe findet Hans-Georg Schiller „schlichtweg besser als nix“. Sie verlängere aber letztlich nur das Sterben. Denn – und das hat er genau ausgerechnet – deckt die Förderung nicht einmal die Mehrkosten des jüngst gestiegenen Mindestlohns. Von allen weiteren Teuerungen im vergangenen Jahr ganz zu schweigen.

Engagement für die Steillagen

Zumindest könne man mit dem zusätzlichen Geld den Helikopter für den Pflanzenschutz bezahlen, sagt Martin Heim. Gemeinsam mit Werner Widmaier engagiert er sich inzwischen im vierten Jahr für die Steillagen am Neckarufer in Benningen. Menschen, die Wein und die Arbeit in der Natur mögen, werden bekommen die nötige Hilfe der Profi-Wengerter, um einen Weinberg bewirtschaften zu können.

Eine ähnliche Aktion läuft unter dem Titel Heldenschmiede auf der Gemarkung Ludwigsburg in den Steillagen am Neckar. Beide Projekte sind sehr erfolgreich. In Benningen werden so inzwischen rund 20 Prozent der Steillagen bewirtschaftet. Dennoch suchen die Macher von Wengerter auf Probe in Benningen und der Heldenschmiede in Ludwigsburg händeringend nach weiteren Hobby-Wengertern, da immer mehr Stücke aufgegeben werden.

Nicht aufgegeben, aber auch nicht mehr bewirtschaftet werden etwa ein halbes Hektar Steillagen des Weinguts Merkle in Sachsenheim-Ochsenbach. Das sei vom Arbeitsaufwand nicht mehr zu stemmen gewesen, sagt der Weingut-Chef Georg Merkle. Die Stücke werden aber weiter gepflegt, einmal pro Jahr wird gemäht und die Funktion der Trockenmauern sowie deren ökologischer Wert erhalten. Theoretisch könnte man sie auch jederzeit wieder als Weinberg nutzen.

Wein Lese Tage Marbach und Bottwartal

Mit Winzern ins Gespräch kommen
Bei den Wein Lese Tagen Marbach und Bottwartal in der Stadthalle Schillerhöhe in Marbach ist Gelegenheit dazu. Die Genussmesse findet am Samstag, 4. März, von 14 bis 20 Uhr und am Sonntag, 5. März, von 13 bis 18 Uhr statt. Tickets gibt es im Vorverkauf für 20 Euro an allen Vorverkaufstellen von Easy Ticket sowie digital im Internet unter www.easyticket.de und telefonisch unter der Nummer 07 11 / 2 55 55 55 sowie bei allen Ausstellern. Die Karte beinhaltet die Nutzung des VVS, die Verkostung der Weine, Proben der regionalen Erzeuger und das Beiprogramm der Messe. Karten an der Tageskasse kosten 23 Euro.