Arabella Steinbacher ist eine der Künstlerinnen, die im Klösterle auftritt. Foto: privat

Die Reihe „Klassik im Klösterle“ hält in der ersten Jahreshälfte Hochkarätiges, Neues und Spannendes bereit.

Dass in der Reihe „Klassik im Klösterle“ in Weil der Stadt Musikerinnen und Musiker von internationalem Rang aus nächster Nähe erlebt werden können, hat sich inzwischen herumgesprochen: beim Publikum ebenso wie bei denen, die auf der Bühne stehen. „Wer schon einmal da war, möchte gerne wiederkommen“, erzählt Professor Moritz Winkelmann, seit 2019 der künstlerische Leiter der Reihe, nicht ohne Stolz.

Es ist nicht in erster Linie der sehr guten Akustik im Klösterle wegen, dass sich die Menschen auf und vor der Bühne sehr wohl fühlen. Das liegt vor allem an der persönlichen Atmosphäre, die von Wertschätzung und respektvoller Nähe geprägt ist – das ist in dieser Form außergewöhnlich. Bis zur Sommerpause stehen in der aktuellen Saison noch Veranstaltungen an drei Tagen an, bei denen all das nicht nur beibehalten, sondern sogar ausgebaut und vertieft wird – aus gutem Grund.

Kulturveranstaltungen, und damit natürlich auch Konzerte, sind für Winkelmann, der seit 2021 eine Professur für Klavier an der Mannheimer Musikhochschule innehat, ein Kulturgut, das die Demokratie sichert. „Das ist wichtiger denn je“, findet er. „Unsere Künste verkörpern die Demokratie, denn sie ermöglichen uns, an die Gleichberechtigung jeder Stimme zu glauben.“ Kultur ermögliche es einer Gesellschaft, zu reflektieren, moralisch zu sein und Zusammenhalt zu schaffen, sagt er.

Mehr als nur ein Lippenbekenntnis

Dass dies mehr als nur ein Lippenbekenntnis ist, zeigen die anstehenden Veranstaltungen. Da ist zum einen das Konzert am 25. März um 19 Uhr mit Lionel und Demian Martin, einem Duo aus Tübingen, bestehend aus Cello und Klavier. Lionel Martin ist seit April 2021 SWR 2 New Talent und spielt auch in Weil der Stadt ein Konzert im dortigen neuen Format „Young Artist“. Winkelmann möchte damit jungen Künstlern wie Martin die Möglichkeit bieten, einem breiteren Publikum bekannt zu werden. Das Publikum wiederum leistet mit dem Kauf des Konzerttickets einen Beitrag zum Fortbestand unseres Kulturgutes, so Winkelmann. Auf dem Programm stehen bei diesem Konzert Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier und Violoncello Nr. 2 g-Moll sowie Dmitri Schostakowitschs Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll.

Am 20. Mai ist ein besonderes Datum, denn an diesem Tag finden nicht nur zwei Konzerte statt, es ist vorab auch eine kleine Podiumsdiskussion geplant, bei der die Interpretierenden zusammen mit Winkelmann über die Frage nachdenken, warum Musik für die Gesellschaft so wichtig ist.

Mit Rosalía Gómez Lasheras ist eine weitere Vertreterin in der Reihe „Young Artist“ zu hören – bei der Diskussion und auf der Konzertbühne. Ihr Recital um 16.30 Uhr hält für das Publikum Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate F-Dur (KV 332) bereit, außerdem Clara Schumanns „Variationen über ein Thema von Robert Schumann“ sowie Felix Mendelssohn Bartholdys Fantasie fis-Moll (op. 28 Uhr).

Auch dabei: Hélène de Montgeroult

Ein ungewöhnliches Werk präsentiert sie mit der Fantasie g-Moll von Hélène de Montgeroult, war doch die französische Pianistin und Komponistin die erste Professorin für Klavier bei der Neugründung des Conservatoire de Paris 1795. Um 19 Uhr setzt sich dann Rudolf Meister an den Steinway-D-Flügel. Für Winkelmann ist das eine besondere Freude, denn mit dem Präsidenten der Mannheimer Musikhochschule verbindet ihn die eine oder andere Wegstrecke seines eigenen musikalischen Werdegangs. Meister bringt von Frank Martin „8 Préludes“ mit, von George Gershwin die „Rhapsody in Blue“, von Joseph Haydn die Variationen f-Moll sowie Ludwig van Beethovens Sonate f-Moll (op. 57 „Appassionata“).

Zum Saisonabschluss musiziert Winkelmann selbst zusammen mit Arabella Steinbacher im Klösterle: am Sonntag, 23. Juli, um 18 Uhr. Damit bricht Moritz Winkelmann ein weiteres Mal den bisherigen Rahmen mit dem festen Termin samstags um 19 Uhr auf. Zu hören sind an diesem Abend Claude Debussys Sonate für Violine und Klavier g-Moll, Arvo Pärts „Fratres“ sowie Sergej Prokofievs Violinsonate Nr. 2 D-Dur.

Zum Schluss gibt’s „Apéro“

Eine schöne und liebgewonnene Tradition wird selbstverständlich beibehalten: Nach allen Konzerten stehen nach einer kurzen Umbauphase Tische und Stühle bereit. Es gibt ein Glas Wein und Kleinigkeiten zum Essen, so dass die Konzertgäste mit den Künstlerinnen und Künstlern noch beisammensitzen und sich unterhalten können. „Apéro“ nennt Moritz Winkelmann diese schöne Gepflogenheit schmunzelnd. Wer weiß, dass er einige Zeit in der Schweizer Hauptstadt Bern unterrichtet hat, weiß, wie er auf diesen Namen gekommen ist.

Inzwischen lebt er wieder in Stuttgart, unterrichtet an der Musikhochschule in Mannheim und hat sich ein großes Projekt vorgenommen: Bis zu Ludwig van Beethovens 200. Todestag 2027 wird er eine CD-Box mit dessen 32 Klaviersonaten eingespielt haben. Natürlich gibt es schon vorher immer wieder einen Vorgeschmack in unterschiedlichen Formen von der Doppel-CD bis hin zu modernen Streamingformaten. Zugleich hält er das Projekt in einem Videologbuch fest und filmt sich dabei, wie er arbeitet und seine Gedanken erklärt.