Weihnachtsmessen wie sonst gibt es dieses Jahr nicht. Foto: imago/Marc Schüler

Badens Landeskirche prescht vor und kündigt das Verbot einzelner Weihnachtsgottesdienste an. Was machen Württemberger und Katholiken?

Karlsruhe - Die großen Kirchen im Land planen ungeachtet der grassierenden Corona-Pandemie und der harten Lockdown-Maßnahmen weiterhin Präsenzgottesdienste an Weihnachten. „Ich halte es für dringend notwendig, den Menschen seelischen Beistand zu geben“, sagte die Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold gegenüber unserer Zeitung. Allerdings werde man sich an den Infektionszahlen orientieren. Demnach verbietet die badische Landeskirche ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 300 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner alle Präsenzgottesdienste, kündigte der evangelische Landesbischof, Jochen Cornelius-Bundschuh in Karlsruhe an.

Diese Linie sei mit der württembergischen Landeskirche abgesprochen. Allerdings hieß es dort, die Entscheidungsfindung dauere noch bis Mittwoch. Betroffen vom Verbot wären demnach die Kirchengemeinden in Pforzheim, Heilbronn und im Enzkreis. Zudem empfiehlt der Karlsruher Oberkirchenrat schon ab einer Inzidenz von 200 Neuinfizierten verstärkt auf Onlineangebote und Hausandachten umzustellen. Es gebe eine Vielzahl digitaler Angebote, teilweise auch von den Gemeinden am Ort. Auch Material für zu Hause stehe in den Pfarreien zur Verfügung. „Wir können uns die Weihnachtsbotschaft an vielen Orten zusprechen lassen“, sagte Cornelius-Bundschuh.

Ein Drittel muss umplanen

Gegenwärtig liegen zwei Drittel der Kreise im Land unter dem 200er Wert. Dort soll der sonst an Weihnachten übliche große Andrang auf viele kleine Andachten verteilt werden. Zudem gilt eine Obergrenze von 200 Besuchern pro Gottesdienst. Zum Vergleich: In der Stuttgarter Stiftskirche sind es an Heiligabend sonst bis zu 1200. Viele Feiern finden unter freiem Himmel statt – auch dort mit Singverbot, Maskenpflicht, Zwei-Meter-Abstand und Kontaktdatenerfassung. Weihnachten werde für die Gemeinden eine Herausforderung, räumte Cornelius-Bundschuh ein.

Auf katholischer Seite war die Marschroute am Dienstag noch unklar. Genaueres könne erst am Mittwoch bekannt geben, sagte ein Sprecher des Bistums Rottenburg-Stuttgart. Das Erzbistum in Freiburg erklärte, dass „aufgrund der aktuell sehr dynamischen Situation“ die Planungen für die Weihnachtstage in vielen Gemeinden noch nicht abgeschlossen seien. Allerdings würden sämtliche Aktivitäten an die Infektionszahlen angepasst und unter Einhaltung der Corona-Regeln von Land und Erzdiözese konzipiert. Während die Protestanten gegenwärtig auf das Abendmahl verzichten, feiern die Katholiken in ihren Messen immer noch die Eucharistie.

Katholiken ärgern sich über Markus Söder

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) betonte am Dienstag noch einmal den besonderen Schutz der Religionsfreiheit im Grundgesetz. Deshalb gebe es Ausnahmen. So könnten auch die spätabendlichen Christmetten besucht werden. Der Gang zur Kirche gilt als wichtiger Grund, trotz Ausgangssperre das Haus zu verlassen. Dass es eine solche Ausnahme in Bayern nicht geben soll, stößt dort vor allem auf katholischer Seite auf Enttäuschung. Die sieben katholischen Diözesanbischöfe im Freistaat baten „dringend“ darum, „dass diese schmerzhafte Entscheidung der Ausgangssperre an Heiligabend eine einzige Ausnahme erfahren kann“. Die späten Gottesdienste entzerrten schließlich auch. Bayerns evangelische Kirche sagte hingegen alle zu später Stunde geplanten Christmetten und Vespern ab. Man sehe dies als Teil einer Kraftanstrengung, um auf die Pandemie zu reagieren. „Die Weihnachtsbotschaft wird ihren Weg in unsere Herzen finden“, sagte der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.