Laptop statt Hörsaal: Ein Großteil der Vorlesungen soll im Sommersemester digital erfolgen. Doch es gibt auch Probleme. Foto: picture alliance/dpa/Bodo Marks

Wegen des Coronavirus bereiten sich die Hochschulen auf einen digitalen Lehrbetrieb im Sommersemester vor. Manchen bereitet das viel Kopfzerbrechen – zum Beispiel den Musikhochschulen.

Stuttgart - Studieren mit der Hilfe von digitalen Medien – das soll im Sommersemester weitgehend an den baden-württembergischen Hochschulen möglich sein. Weil die Studenten wegen des Coronavirus nicht wie gewöhnlich an die Hochschulen gehen können, soll ein Großteil der Studienleistungen nach dem Ende der Semesterferien am 20. April aus der Ferne erbracht werden können. Das teilte das Wissenschaftsministerium in Stuttgart mit. Das stellt die Dozenten in Fächern mit vielen Praxisübungen vor besondere Herausforderungen.

Beispiel Musikhochschulen: Dort wird eigentlich viel allein oder in Gruppen musiziert. Aber beim Singen oder beim Spielen von Blasinstrumenten gilt die Gefahr als besonders hoch, über Tröpfchen andere Menschen mit dem Coronavirus anzustecken. Zugleich sind manche Studenten darauf angewiesen, die Instrumente der Hochschule nutzen zu dürfen - nicht jeder hat ein Klavier oder Schlagzeug zu Hause. Der Rektor der Musikhochschule Freiburg, Ludwig Holtmeier, spricht daher von einer „großen Herausforderung“, die das Coronavirus bedeutet.

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Laut Holtmeier baute die Hochschule Serverkapazitäten und digitale Kommunikationssysteme für die digitale Lehre auf. Zugleich hofft man, dass unter strengen Voraussetzungen noch einige Hochschulangehörige Zutritt zu Übungsräumen und Sälen haben dürfen. Dazu soll es Zugangsbeschränkungen und genau gekennzeichnete Wege geben, auf denen sich bestimmte Studenten oder Dozenten bewegen dürfen - sofern die Corona-Verordnung der Landesregierung dies erlaubt. Plexiglasscheiben sollen dann Lehrer und Schüler auf Distanz halten - kleinere Gruppen, die zusammen üben, sollen sich in großen Sälen zerstreuen.

Wie sollen Aufnahmeprüfungen laufen?

Doch es gibt auch noch ganz andere Fragen zu klären: Was ist, wenn ein Großteil der internationalen Studenten gar nicht ausreisen darf? Wie sollen Aufnahmeprüfungen online laufen? Wie müssen dazu Prüfungsordnungen geändert werden? „Als Team ist da für uns eine wahnsinnige Herausforderung“, sagte Holtmeier. Er glaubt aber, dass bis zum 20. April alle entscheidenden Fragen geklärt sein werden.

Die Popakademie in Mannheim startete bereits Ende März ins neue Semester. Nach den Worten des Künstlerischen Direktors Udo Dahmen hat die Akademie alles auf online umgestellt. „Das läuft weitgehend reibungslos“, sagte Dahmen. Studenten könnten sich auf speziellen Plattformen einwählen - die Stundenpläne könnten weitestgehend eingehalten werden. „Im Grunde sind wir sehr zufrieden.“ Die größte Herausforderung habe darin bestanden, Studenten und Dozenten an die technische Ausrüstung samt schneller Internetverbindung anzubinden.

Vor allem Pflichtveranstaltungen sollen digital stattfinden

Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums besteht das Ziel im neuen Semester darin, vor allem die Pflichtveranstaltungen digital abzudecken – und möglichst auch die Wahlpflichtveranstaltungen. Für Fächer mit viel Praxis, wie etwa Medizin, Sport und Landwirtschaft, soll es „pragmatische Lösungen“ geben. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) lobte, die Hochschulleitungen und die Dozenten gingen die Herausforderung mit großem Engagement an. „Wichtig ist, dass wir schnell Lösungen finden, denn es geht um die Umstellung jetzt, nicht erst in einem oder zwei Monaten“, sagte sie.

Baden-Württemberg hatte den Start des Sommersemesters wegen des Coronavirus auf den 20. April verschoben. An den staatlichen Hochschulen im Südwesten sind rund 330 000 Studenten eingeschrieben.