Die Premierenparty für das Musical „We Will Rock You“ ist so wild wie die Show. Wie konnte die Sensation, dass Sir Brian May die Sologitarre spielt, so lange geheim gehalten werden?
Bei der Premierenparty im oberen Theaterfoyer gibt’s laute Musik, wilde Tänze von überwiegend in Leder gekleidete Menschen und ein beherrschendes Thema. Die meisten sind noch völlig geflasht von dem Moment, als Queen-Legende Sir Brian May, 78, plötzlich mit Gitarre aus dem Nebel stieg – live und echt bei „Bohemian Rhapsody“ im Zugaben-Teil bei der Comeback-Premiere von „We Will Rock You“. Die spannende Frage lautet: Wie konnte das bitteschön geheim bleiben?
Sogar der Nachbar im Apollo wusste von nichts
Im Möhringer Musicalviertel kennt jeder jeden. „Die Eiskönigin“ spielt auf der anderen Straßenseite im Apollo-Theater – auch dort hatte keiner eine Ahnung. „Wir wussten wirklich gar nichts vom Überraschungsauftritt“, sagt Maximilian Mann, der Künstlerische Leiter des Disney-Musicals von gegenüber.
Und selbst im „We Will Rock You“-Team ahnten viele bis kurz vor der Show nichts vom Besuch des Queen-Gitarristen. „Wir haben erst am Vormittag der Premiere erfahren, dass er tatsächlich kommt“, erzählt Aisata Blackman, die frühere Tina Turner, die nun als Killerqueen die Palladium-Bühne bis zu ihrem Sturz regiert und das Publikum mit ihrem Powerstimme völlig begeistert.
Am Nachmittag stand der 78-jährige Superstar dann plötzlich beim Soundcheck auf der Bühne, ganz entspannt. „Locker, cool, total normal – und dann haben wir sogar noch eine kleine Jam Session gemacht“, berichtet Boris Ritter, der Musikalische Leiter. „Das war ein Moment für die Ewigkeit.“ Dem Gast aus London habe es so gut gefallen, „dass er nun jeden Abend spielt“, sagt Ritter lächelnd.
Aber Vorsicht, Verwechslungsgefahr! Der Keyboarder der Musicalband trägt fast dieselbe Friseur wie die Rocklegende – man sieht ihn mehrfach auf der Bühne. Manche im Publikum dachten schon, das sei der Echte!
Ein Schweigegelübde im Rock’n’Roll-Stil
Wie es gelang, dieses Weltstar-Gastspiel unter Verschluss zu halten? Mit eiserner Diskretion. Nur ein ganz kleiner Kreis war eingeweiht. Kein Social-Media-Geflüster, keine WhatsApp-Lecks. „Es war, als hätte jemand das Internet kurz ausgeschaltet“, sagt ein Insider.
Die Musiker erfuhren erst am Nachmittag vor der Premiere, wer da gleich auftreten würde. „Als er dann wirklich mit Gitarre auf die Bühne kam, war’s einfach nur Gänsehaut“, so Ritter.
Gefeiert wird bis um 2 Uhr in der Früh
Im Foyer des Palladiums geht es nach der stürmisch gefeierten Premiere im Queen-Stil weiter – laut, eng, heiß, wild. Schwarzes Leder ist die Mode einer heißen Nacht. Die Musik pumpt bis in den früheren Morgen. DJ, Tanzfläche, Rock’n’Roll pur. Das Catering kommt von Carsten Weller, dem künftigen Wasenwirt, und seiner Familie.
TV-Juror Andreas Wendt tanzt bis zwei Uhr früh. „Es war so großartig“, schwärmt er. „Gerade in der heutigen Zeit ist die Botschaft so wichtig“, findet er, „die Geschichte macht Mut, zu sich selbst zu stehen“.
Bei der Party umarmt „Tatort“-Schauspieler Richy Müller, der kürzlich den 70. Geburtstag gefeiert hat, den Norweger Kasper Nilsson, der in der Hauptrolle als Galileo die Rebellion anführt. „Was du mit 21 schaffst, ist unglaublich“, meint Müller. Nilsson grinst und sagt: „Aber ich bin 30.“ Im Internet steht wohl der falsche Jahrgang.
Müller, der mit Nilsson schon bei „Tarzan“ auf der Bühne stand, fragt, ob der wisse, dass „We Will Rock You“-Autor Ben Elton auch die britische Comedy-Serie „Mr. Bean“ geschrieben hat. Nilsson staunt, hat er nicht gewusst – und seine Mutter im Publikum strahlt vor Stolz und Rührung.
Musicalsänger Prince Damien („MJ – Michael Jackson“) schwärmt: „Freddie Mercury zu singen, ist eigentlich unmöglich – aber Kasper hat’s geschafft. Er hat an diesem Abend gewonnen.“ Stefanie Hertel ist „total geflasht“ von der Show. Besonders Meat und Tazer hätten sie „umgehauen“ – „ihre Stimmen sind einfach der Hammer“. Das Finale mit Brian May sei „das absolute Highlight“ gewesen.
„Das war eine emotionale Achterbahnfahrt“
Die Schauspielerin Janin Ullmann spricht von einer emotionalen Achterbahnfahrt: „Ich habe gelacht, getanzt und sogar Tränen in den Augen gehabt. Besonders Scaramouche hat mich berührt – Female Empowerment pur!“ Moderatorin Verena Kerth legt noch eins drauf: „Wer diese Show verpasst, ist selbst schuld! Energie, Stimmen, Kostüme – einfach 1A.“
Und der Choreograf Marvin A. Smith spricht aus, was viele denken: „Great music, great vocalists – I knew this cast would be amazing.“ Die Verträge des Ensembles sind für ein Jahr geschlossen. Solange wird „We Will Rock You“ also sicher gespielt. Fortsetzung aber nicht ausgeschlossen, wenn die Premierengäste weitererzählen, wie begeistert sie unisono von der Musik, vom Sound der Darsteller waren. Abstriche gibt es nur für die etwas schräge Handlung.
Was man immer wieder hört: Hätte sich das Musical an den mit vier Oscars prämierten Film „Bohemian Rhapsodie“ gehalten, wäre also noch viel emotionaler und ergreifender gewesen. Doch genau das wollte die Band nicht: nur nichts Persönliches auf der Musicalbühne!