Auf dem von Miles Müller kreierten Papp-Halter liegt ein Handy, das Müllers Tätigkeit auf den Computer überträgt.Miles Müller für die SVC-Wasserballer in Aktion. Archivfoto: Niklas HeckMiles Müller für die SVC-Wasserballer in Aktion. Archivfoto: Niklas Heck Foto: /P. Müller (z)

Der Wasserballer Miles Müller hat einen Handy-Halter konzipiert, der als Dokumentenkamera genutzt werden kann.

Bad Cannstatt - Miles Müller kommt bei den Wasserballern des SV Cannstatt eine gewichtige Rolle zu. Der 1,90 Meter große und 80 Kilogramm schwere Spieler ist Centerverteidiger. Bedeutet: Ein Spezialist, um dem gegnerischen Center – vergleichsweise mit dem Mittelstürmer beim Fußball – den Spaß am Spiel und vor allem am Tore schießen zu vermiesen. In dieser Funktion sind Einsatzfreude und Nehmerqualitäten gefragt, muss er sich teilweise mit Händen und Füßen wehren. Manchmal muss er sich aber auch aufregen, wenn er aus seiner Sicht im Rahmen des Regelwerks Hand angelegt hat, der Unparteiische das aber ganz anders sieht, als Foul wertet und er möglicherweise auch noch für 30 Sekunden hinter die Leine zum Abkühlen muss. Aufgeregt hat sich der 21-Jährige im Frühjahr an anderer Position – an der Universität. Er studiert an der Hochschule in Reutlingen im 7. Semester internationales Wirtschaftsingenieurwesen. In einer Vorlesung sprach sich ein Professor für die Anschaffung von so genannten Dokumentenkameras aus. Damit wird das Geschriebene des Lehrkörpers oder die vor ihm liegenden Unterlagen auf einen Bildschirm projiziert. Für Miles Müller „eine zu kostspielige Anschaffung“. Er dachte sich: „Das muss doch anders und wesentlich günstiger funktionieren.“ Kurz überlegt und schnell hatte er die Lösung: Die Übertragung via Handy. Voraussetzung ist eine Halterung für das mediale Gerät. Keine Welt-Neuheit, gibt es die doch bereits in zig Varianten. Doch Müllers Ansatz, der ein Start-up gründete, war, einen „deutlich kostengünstigeren Halter zu entwickeln, der schnell herzustellen ist und aus nachhaltigem Material besteht“.

An unterschiedlichen Stoffen hat er sich versucht, bis ihm Pappe in den Sinn kam. Am Computer konzipierte er im Juli dieses Jahres den ersten Entwurf. Anschließend folgte die Umsetzung. An der Hochschule der Medien in Stuttgart hatte und hat Miles Müller die Möglichkeit, seinen Handy-Halter mit dem Namen „PappTeil“ per Laser zuzuschneiden. Anschließend muss die Pappe noch gefaltet und mit einer Schablone eingeschnitten werden. „In etwa vier Minuten ist die Halterung fertig.“ Zumindest zum Ausliefern. Drei einfache Handgriffe sind beim Endverbraucher noch nötig, dann ist der Papp-Halter „zusammengebaut und einsatzfähig“. 60 Stück hat er aktuell produziert, 32 davon an seine ehemalige Schule, das Cannstatter Johannes-Kepler-Gymnasium, bereits ausgeliefert. In welcher Größenordnung die Kosten für den „Handy-Ständer“ endgültig sein werden, ist sich Müller noch nicht ganz sicher. „Vermutlich unter zehn Euro und damit der günstigste Handy-Halter, den es gibt.“

Um mit dem Papp-Halter aber auch etwas zu verdienen, muss Müller sein Produkt noch bekannter machen, den Vertrieb ankurbeln und andere Verwendungszwecke finden. Bei letzterem ist er ein Stück weiter. Seit Corona und dem damit verbundenen Home-Schooling ist die günstige Dokumentenkamera beziehungsweise Halterung ein geeignetes Instrument. Die Schüler installieren den Halter, befestigen ihr Handy darauf und versuchen, darunter die Aufgaben zu lösen. „Die Lehrerinnen und Lehrer können somit jeden Schritt bis zum Ergebnis mitverfolgen beziehungsweise auch die Fehler erkennen und korrigierend eingreifen. Ebenso eignet sich die Halterung auch für die Nachhilfe.“

Weitere Informationen gibt es unter www.sustain-able.de.