Kinderleicht: Aus Wasser und zerkleinerten Kastanien lässt sich Seife herstellen. Foto: imago stock&people

Jetzt liegen sie wieder unter Bäumen, in Parks und im Wald: Kastanien. Insbesondere Kinder können kaum an den glänzenden Früchten vorbeigehen, ohne sie aufzulesen. Doch immer nur Männchen daraus bauen? Wir haben acht Vorschläge, was man mit Kastanien anstellen kann.

Die braunen Herbstfrüchte sind erstaunlich vielseitig einsetzbar – etwa zur Abwehr von Schädlingen oder als Shampoo-Grundlage. Wir haben Tipps, was man mit Kastanien machen kann.

1. Wärmekissen

Je nach Größe braucht man für ein Kastanienkissen etwa drei Kilo Kastanien. Beschädigte und unreife Früchte werden aussortiert, alle anderen Kastanien einige Tage gut ausbereitet getrocknet, damit sie später nicht schimmeln. Nun werden sie in einen fertigen oder selbst genähten Kissenbezug gefüllt oder auch in ein altes Kuscheltier, dem man zuvor die Füllung entnommen hat. Zum Aufwärmen wird das Kissen bei niedriger Temperatur in den Backofen gelegt, auf einen Heizkörper oder einen Kaminofen. Kastanienkissen eignen sich auch zum Massieren.

2. Schädlingsabwehr

Gerade mit Trauben oder reifen Birnen im Herbst können Fruchtfliegen in der Küche ganz schön lästig werden. Ein paar frische Kastanien in die Obstschale sollen die Tiere vertreiben, weil diese den Geruch der Kastanien nicht mögen. Im Kleiderschrank verteilt sollen Kastanien gegen Kleidermotten helfen. Auch gegen Blattläuse lassen sich Kastanien einsetzen. Die in den Kastanien enthaltenen seifenähnlichen Stoffe, lösen dem Naturschutzbund Nabu zufolge die Klebestoffe der Blattläuse auf, wenn man sie mit einem Kastaniensud besprüht. Hierzu werden 30 Kastanien halbiert und mit zwei Litern Wasser kurz aufgekocht und danach eine halbe Stunde geköchelt. Der abgekühlte Sud wird durch ein Sieb gegossen und in eine Sprühflasche gefüllt.

In Kastanien sind so genannte Saponine enthalten. Diese Bitterstoffe haben seifenartige Eigenschaften und schäumen im Wasser. Hierfür werden die braunen Hüllen von etwa acht Kastanien aufgeknackt (etwa mit einem Nussknacker) und das weiße Innenleben heraus gepult und klein gehackt. Diese Stückchen werden in Marmeladengläser gefüllt, mit Wasser aufgegossen und verschlossen über Nacht stehen gelassen. Die Lauge ist gut, wenn sich die Flüssigkeit milchig-gelblich verfärbt hat und sich an der Oberfläche Schaum bildet, wenn man das Glas schüttelt. Nun wird der Sud durch ein feines Sieb oder ein Küchentuch gefiltert. Fertig ist die Seife, die man zum Hände waschen in einen Seifenspender füllen kann. Sie eignet sich auch zum Waschen von leicht verschmutzter Wäsche.

4. Putz- und Spülmittel

Die seifenartigen Eigenschaften der Kastanien kann man sich auch beim Putzen zunutze machen. Hierzu etwa zehn Kastanien zerkleinern (Hammer, Mixer, scharfes Messer), in ein Gefäß geben und mit zwei Liter kochendem Wasser übergießen. Danach das Ganze mindestens zwölf Stunden lang stehen lassen und immer wieder umrühren. Jetzt wird der Sud durch ein Sieb abgegossen, die Flüssigkeit kann zum Putzen oder Geschirr spülen verwendet werden.

5. Badezusatz

Kastanien im Badewasser sollen die Durchblutung anregen und Rheuma sowie Gicht vorbeugen. Für den Badezusatz werden etwa 30 Kastanien gründlich gewaschen, klein geschnitten und über Nacht in Wasser eingeweicht. Dann alles aufkochen, etwa eine halbe Stunde köcheln lassen, den Sud durch ein Sieb abgießen und ins Badewasser geben.

6. Shampoo

Wer seine Haare mit Kastanienshampoo waschen möchte, geht wie folgt vor: 20 Kastanien werden gewaschen, geviertelt und in einen Topf gegeben. Wer mag, kann noch Orangenschale oder Rosmarin für etwas Duft zugeben. Mit 700 Millilitern Wasser auffüllen, kurz aufkochen und 30 Minuten köcheln lassen. Den Sud durch ein Sieb oder ein Tuch abgießen, einen kleingeschnittenen Apfel mit Kerngehäuse in den Sud geben und erneut köcheln lassen – hierdurch wird der Sud verdickt. Nicht wundern: Dieses Shampoo schäumt weniger als herkömmliches aus dem Drogeriemarkt.

7. Kastanienflieger

Schnell gebasteltes Kinderspielzeug, das für jede Menge Spaß sorgt: Ein kleines Loch in eine frische Kastanie bohren. Buntes Krepp-Papier in dünne Streifen schneiden und mit dem Bohrer, einem Schraubenzieher oder einem Stift in das Loch drücken. Alternativ gehen auch Streifen aus Stoffresten. Dann in die Luft werfen und fliegen lassen.

8. Geld verdienen

Früher haben viele Kinder im Herbst Kastanien und Eicheln gesammelt, um sie beim Förster gegen etwas Geld als Futter für die Wildtiere abzuliefern. „Inzwischen sind solche Fütterungen verboten“, sagt Kurt Kirchmann, Kreisjägermeister bei den Badischen Jägern im Kreisverein Konstanz. Nur in Notzeiten, wenn die Wildtiere wegen Schnee und Eis keine Nahrung mehr finden, gibt es noch so genannte Notzeitfütterungen. Das kommt in den milder werdenden Wintern aber kaum noch vor. „Rehe mögen Kastanien ohnehin nicht so gern, wohl aber Damwild“, sagt Kurt Kirchmann. Wenn es also irgendwo ein privates Dammwildgehege gebe, empfiehlt er, den Besitzer zu fragen, ob Bedarf an Kastanienfutter besteht. Auch im Internet findet man – beispielsweise über Ebay Kleinanzeigen – Privatleute, die Kastanien als Tierfutter aufkaufen. Einfach selbst im Wald Kastanien für Wildtiere auslegen, davon rät Kurt Kirchmann ab. „Das wird dann uns Jägern angelastet und wir bekommen im Zweifel ein Bußgeld dafür.“

Welche kann man essen?

Regelung
Unter Bäumen in Wäldern, am Straßenrand oder in Parks kann man sammeln – allerdings gilt es die so genannte Handstraußregel aus dem Bundesnaturschutzgesetz zu beachten. Diese besagt, dass man von Früchten des Waldes eine „geringe Menge“ für den „persönlichen Bedarf“ mitnehmen kann. Auf Privatgrundstücken darf weder gepflückt noch gesammelt werden.

Sorten
Alle oben beschriebenen Verwendungsmöglichkeiten beziehen sich auf Rosskastanien. Für Menschen sind diese ungenießbar und in größeren Mengen sogar giftig. Essbar dagegen sind Edelkastanien wie die Esskastanie oder die größeren und schmackhafteren Maronen. Unterscheiden lassen sich Rosskastanien und Edelkastanien einmal durch die Blätter: Die Blätter der Rosskastanie erinnern durch fünf bis sieben einzelne Blätter an einem Stiel an eine Hand. Die Blätter der Edelkastanien hängen dagegen einzeln an den Ästen. Alle Kastanien sind in einer stacheligen Hülle. Während die Rosskastanie sehr harte und spitze Stacheln hat, sind die Stacheln der Edelkastanien weicher. Auch die Früchte lassen sich gut unterscheiden: Rosskastanien sind rund bis birnenförmig, Edelkastanien kleiner, flacher und spitzer.