Ludwigsburg im Van-Gogh-Panoptikum: die multimediale Ausstellung hat schon am Eröffnungstag jede Menge Publikum angezogen. Foto: Simon Granville

Nach „Monets Garten“ in Stuttgart kommt das nächste Multimedia-Erlebnis mit einem Superstar der Kunstwelt in die Region. Was erwartet die Besucher bei „Van Gogh – The Immersive Experience“?

Dass er sich im Wahn ein Ohr abgeschnitten hat, wissen die meisten. Dass er zu Lebzeiten kaum ein Kunstwerk verkauft hat, seine Gemälde nun aber zig Millionen bei Auktionen bringen, wahrscheinlich schon weniger. So oder so, irgendwie ist eigentlich fast jeder irgendwann einmal mit dem Werk von Vincent van Gogh in Berührung gekommen.

Das Werk des Niederländers, der mit nur 37 Jahren starb, auch Menschen zugänglich zu machen, die sonst eher wenig mit der Materie anfangen können, das will „Van Gogh – The Immersive Experience“. Zu sehen ab diesem Freitag in Ludwigsburg.

Was zeigt die Ausstellung? Mit einem Museumsbesuch hat die Schau wenig zu tun. Die Macher bezeichnen sie als „völlig neu konzipiertes Multimedia-Spektakel“. Dazu werden die Bilder mit Hilfe von Lichtinstallationen und Projektionen mehrfach vergrößert und auf 360 Grad an Wänden zum Leben erweckt. In einem rund 400 Quadratmeter großen Raum tauchen die Besucher so in die Malerei und das Leben des Künstlers ein. Van Goghs berühmte „Sonnenblumen“, die „Sternennacht“ oder sein „Schlafzimmer in Arles“ werden anders erlebt als auf der Leinwand.

Was gehört noch dazu? Diese „immersive“ Erfahrung – ins Deutsche übersetzt bedeutet es so viel wie „eintauchen“ oder „verschmelzen“ – ist nicht der einzige Bestandteil der Ausstellung. Daneben gibt eine Doku Einblicke in das Leben des 1853 geborenen Künstlers. Eine Gemäldegalerie – mit Nachbildungen – erklärt Teile seines Schaffens, unter anderem wird gezeigt, welche Bilder van Goghs auf dem Kunstmarkt die höchsten Preise erzielt haben.

Nach der Hauptattraktion – dem Raum mit den Lichtinstallationen – kann man selbst zum Künstler werden. Der Malbereich dürfte kleine Besucher ansprechen, die VR-Brillen zum Schluss des Rundgangs auch Erwachsene. Mit Hilfe der Technologie kann man einen Tag im Leben van Goghs erleben. Dieser Teil kostet allerdings extra.

Wie viel Zeit sollte man mitbringen? Schnell, schnell, das ist im Museum nicht ratsam – und beim Rundgang in Ludwigsburg auch nicht. Allein die Vorführung im „Immersive Room“ dauert 35 Minuten. Eineinhalb Stunden sollte man sich also mindestens Zeit nehmen.

Ist die Ausstellung eine Weltpremiere? Nein, entwickelt hat die Show das Unternehmen Exhibition Hub aus Brüssel in Kooperation mit Cofo Entertainment aus Passau – schon während des Coronalockdowns. Gesehen haben sie in Paris, Barcelona, Brüssel, Berlin, Dresden und zuletzt in Mülheim/Ruhr mehr als zwei Millionen Menschen.

Warum nun in Ludwigsburg? Die Eventagentur Livemacher aus Besigheim hatte vor einiger Zeit bereits die MHP-Arena in Ludwigsburg im Auge für die Ausstellung. Sie arbeitet mit Cofo auch bei anderen Events ähnlicher Art zusammen. Die Arena für einen längeren Zeitraum freizuhalten, ist aber wegen des Spitzensports in Ludwigsburg schwierig. In den MM Studios in der Weststadt, die zuvor das Impfzentrum des Kreises beherbergt hatten, fand sich nun eine geeignete Location.

Was erwarten und versprechen die Organisatoren? Zunächst einmal viele Besucher: mindestens 60  000 sollten es schon werden, gern mehr. „Wir machen keine Kunstausstellung, das ist ein Erlebnis“, sagt der Livemacher-Chef Edgar Braune. Es gehe vor allem darum, dem Besucher den Künstler van Gogh näher zu bringen. Mit dem digitalen Ansatz hofft man vor allem auf jüngere Menschen, die normalerweise nicht zu den Museumsgängern zählen. Sein Pendant bei Cofo, Oliver Forster, hat schon andere Ausstellung dieser Art organisiert – etwa zu Gustav Klimt – und hofft auf van Gogh als Zugpferd. „Er ist der Megastar unter den Impressionisten.“

Gibt es Parallelen zu „Monets Garten“? Die Idee der Ausstellungen ist im Grunde dieselbe: Kunst anders als im Museum zugänglich zu machen. „Es ist ein ähnliches Konzept“, sagt auch Forster. Die Van-Gogh-Schau sei aber das „immersive Flaggschiff“ in Deutschland. In „Monets Garten“ ist der Anteil interaktiver Elemente etwas größer, bei der Ausstellung in Ludwigsburg sei der Anspruch dafür „ein anderer“, sagt zumindest Forster. Man woll auch unterhalten, aber auch einem Bildungsauftrag nachkommen. „Am Ende muss der Besucher einen Mehrwert haben, wenn er wieder geht.“

Wie komme ich hin? Was zahle ich?

Ausstellung
Die Schau in den MM Studios, Grönerstraße 33, in Ludwigsburg ist bis zum 14. Mai zu sehen. Sie ist dienstags, mittwochs und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags, freitags und samstags sowie an Feiertagen von 10 bis 20 Uhr. Besucher ohne Auto erreichen das Veranstaltungsgelände mit den Buslinien 433 oder 420 (bis Mann+Hummel).

Tickets
 Eintrittskarten kosten 11 (Kinder und Jugendliche) beziehungsweise 22 Euro (Erwachsene), Studenten zahlen 14. Unter der Woche sind die Tickets zwei Euro billiger. Die Tickets werden zu bestimmten Zeiten vergeben, um die Besucherströme etwas zu steuern. Wer kommen will, wann er oder sie möchte, zahlt für das sogenannte Flex-Ticket mehr. Tickets gibt es am Eingang der Ausstellung und online unter: www.van-gogh-experience.de