Die Discokugeln und die Tänzer müssen wieder ruhen. Baden-Württemberg schließt Clubs und Discotheken. Foto: dpa/Felix Kästle

Clubbetreiber in Stuttgart verstehen, dass zur Eindämmung der Pandemie rasche Maßnahmen erforderlich sind. Dennoch stellt das Club Kollektiv gegenüber unserer Zeitung eindringliche Fragen an die Politik.

Stuttgart - Wieder ist es die Nachtkultur, die als erstes in den Lockdown geschickt wird. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am Dienstag angesichts der sich zuspitzenden Corona-Lage scharfe Einschränkungen angekündigt. Freizeitbetriebe wie Clubs und Diskotheken werde man schließen. „Wer sich die Intensivbettenbelegung in Baden-Württemberg anschaut, wer sich mit dem medizinischen Fachpersonal unterhält, weiß, dass diese Maßnahmen notwendig sind“, erklärt Hannah Jaspes, die Vorsitzende des Club Kollektivs gegenüber unserer Zeitung. Dennoch stellt sich für den Interessenverband eine Reihe von Fragen.

Notwendige Planungssicherheit

„Jeden Winter grüßt das Murmeltier“

„Wieso erwischt es immer im ersten Schritt die Kultur, während andere kontaktintensive Bereiche scheinbar unbehelligt bleiben?“, will das Club Kollektiv wissen. „Jeden Winter grüßt das Murmeltier“ – werde dies die Devise für das Nachtleben? Hannah Jaspes bittet um Antwort auf diese für die Clubs wichtige Frage: „Wie wird die für uns dringend notwendige Planungssicherheit wiederhergestellt?“

Kein Verständnis hat sie dafür, „warum nun wieder im Wochentakt neue Vorgaben für unsere Branche gestellt werden, während in den vergangenen Monaten ständig ein Ende der Pandemie suggeriert wurde“. Wie sollten ohne Vorteile für geimpfte Personen weitere Impfanreize gesetzt werden, und wie sollte die jetzt erfolgende Verdrängung von Aktivitäten ins Private und Illegale verhindert werden?

„Alle aus der Clubszene haben viel Einsatz gezeigt für Sicherheit“

„Wenn es nun zum erneuten Lockdown für die Nachtkultur kommt, muss gleichzeitig die Öffnungsperspektive klar benannt werden“, fordert das Club Kollektiv, „also ab welchem Schwellenwert Clubs wieder mit einem wirtschaftlich umsetzbaren und gleichzeitig infektiologisch verantwortbaren Konzept öffnen können (zum Beispiel 2G plus ohne Maskenpflicht). Es dürfe „nicht wieder #firstinlastout“ heißen.

Hauseigenes Testzelt gut angenommen

Für den Club Mica erklärt Andi Reith alias DJ Anrey: „Alle aus der Clubszene haben sehr viel Einsatz für Sicherheit gezeigt, damit wieder Clubkultur gelebt werden kann. Beispielsweise wurde das hauseigene Testzelt vor dem Mica sehr gut angenommen und wir hatten über 350 Gäste am Samstag bei uns, mit 2G plus und Maske. Der Donnerstag und Freitag war hingegen deutlich schwächer. Da hätte sich sicherlich die Frage der Wirtschaftlichkeit gestellt, überhaupt noch zu öffnen.“

Reith kann die Entscheidung der Politik nachvollziehen, da der Eindämmung der Pandemie alles andere unterzuordnen sei. „Die Vorweihnachtszeit mit allen Weihnachtsfeiern und den Feiertagen ist finanziell immer die stärkste Zeit des Jahres aus der Sicht eines DJs“, betont Anrey. Deshalb komme es jetzt darauf, dass es rasche öffentliche Hilfen gibt.