Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) findet den Warnstreik das Klinikums Stuttgart unverantwortlich. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wegen des Streikaufrufs der Gewerkschaft Verdi fährt das Klinikum Stuttgart am Montag und Dienstag nur im Notbetrieb. Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn kritisiert die Verantwortlichen, während der Corona-Pandemie zum Streik aufzurufen.

Stuttgart - Vor der nächsten Runde der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg hat es am Montag wieder Warnstreiks gegeben. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi legten im Südwesten mehr als 1600 Beschäftigte die Arbeit vorübergehend nieder. Auch das Klinikum Stuttgart wird an zwei Tagen bestreikt. Konkret bezieht sich der Warnstreik auf die Früh-, Spät- und Tagschicht am 19. und 20. Oktober. Die Folge: Im Klinikum können durch den Streik nur Notoperationen stattfinden. Auch die Betreuung wird an beiden Tagen auf ein Minimum heruntergefahren.

„Eine Position der Verantwortung ist das nicht“

Ein Umstand, den Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) nicht sonderlich verantwortlich findet. Auf Twitter findet das Stadtoberhaupt klare Worte: „Ich verstehe wirklich nicht mehr, warum Verdi in dieser #Coronakrise ausgerechnet das städtische Klinikum bestreiken muss?! Eine Position der Verantwortung ist das nicht“, so der Stuttgarter OB. Schon bei der Ankündigung der nächsten Warnstreiks äußerte Kuhn seinen Unmut: „Alle Beteiligten müssen sich fragen, ob ihre Maßnahmen in Bezug auf Corona adäquat sind.“

Die Gewerkschaft Verdi reagiert bereits vorige Woche auf die steigenden Infektionszahlen in Baden-Württemberg und plante weniger Warnstreiks als ursprünglich vorgesehen. „Verdi wird besonders darauf achten, die Infektionszahlen bei den Warnstreiks zu berücksichtigen“, heißt es. Man wolle den Druck aufrecht erhalten, aber auch die Bevölkerung so wenig wie möglich belasten. Steigende Infektionszahlen und Corona-Beschränkungen machen auch der Gewerkschaft Probleme. Verdi äußerte zudem Bedenken, dass Arbeitgeber die Beschäftigten mit Druck vom Streik abhalten könnten. „Die Arbeitgeber wollen die Pandemie für ihre Zwecke ausnutzen – auch bei der Verhandlung über Notdienstvereinbarungen“, so Verdi-Landesvize Hanna Binder.

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Für die bundesweit 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten von Bund und Kommunen fordern der Beamtenbund dbb und die Gewerkschaft Verdi 4,8 Prozent mehr Geld. Zwei Verhandlungsrunden waren ohne Ergebnis geblieben. Verdi hatte daraufhin die Beschäftigen zu Warnstreiks aufgerufen.