Auch diese Tageseinrichtung in der Tunzhofer Straße im Stuttgarter Norden blieb geschlossen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Warnstreiktag der kommunal Beschäftigten im Erziehungs- und Sozialdienst findet an diesem Dienstag in Stuttgart mit großer Beteiligung statt. Nach Angaben der Stadt sind 1288 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Aufruf der Gewerkschaften gefolgt.

Stuttgart - Und wieder waren Kitas zu. Diesmal nicht wegen Corona, sondern weil die Erzieherinnen und Erzieher am Dienstag einen Warnstreiktag eingelegt haben. Die Streikbereitschaft der städtischen Angestellten ist traditionell hoch, 117 der 183 Kindertageseinrichtungen des Jugendamts, fünf städtische Schülerhäuser und drei Ganztagesschulen blieben deshalb geschlossen. Nach Angaben der Stadt Stuttgart sind 1288 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Warnstreikaufruf der Gewerkschaften gefolgt. Der Großteil der Streikenden ist aus dem Erziehungsdienst, doch auch Beschäftigte aus dem Schulverwaltungsamt, dem Sozialamt und dem Gesundheitsamt haben sich angeschlossen.

„Mir fehlt die Anerkennung in unserem Beruf“

Die Erzieherinnen und Erzieher aus Stuttgart haben sich vorm Gewerkschaftshaus versammelt. Quer über den Gustav-Heinemann-Platz haben sich an mehreren Stellen Schlangen gebildet: Streikerfassung. Nur wer sich hier anmeldet, bekommt auch Streikgeld.

Melanie Kranjcevic hat ihren Zettel schon abgegeben. „Mir fehlt die Anerkennung in unserem Beruf, das muss einfach mehr werden, vor allem in Zeiten der Pandemie“, sagt die 31-jährige Erzieherin. „Wenn wir Alleinverdiener wären, das Geld würde nicht reichen, um eine Familie zu ernähren“, plädiert auch die 42-jährige Lea Stolz für ein Mehr an Gehalt und für eine bessere tarifliche Eingruppierung.

Weltfrauentag und Warnstreik – das passt zusammen

Auf dem Platz mischt sich das berufliche Interesse mit den Zielen der Frauenbewegung. Man hat sich zusammengetan und einen geballten Auftritt verschafft. Weltfrauentag und Warnstreik der vornehmlich Frauen im Erzieherberuf – das passt diesmal gut zusammen. Laut Cuno Brune-Hägele, dem Geschäftsführer von Verdi Stuttgart, haben sich rund 2000 Beschäftigte aus Stuttgart und den umliegenden Landkreisen dem Warnstreik angeschlossen, viele von ihnen haben das Kulturprogramm im Stadtgarten verfolgt, das ausschließlich von Frauen gestaltet worden ist und wo erstmals kein Gewerkschaftsmann auf dem Podium Reden hielt, sondern eine Gewerkschafterin aufgetreten ist. Dem Aufruf zur Demonstration sind nach Angaben der Veranstalter rund 4000 Menschen gefolgt. Sie führte vom Stadtgarten in die City, zum Rathaus und auf den Schlossplatz.