Die steile Treppe vom Parkplatz in der Nähterstraße zum Generationenzentrum Kornhasen ist für viele Menschen unüberwindlich. Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Seit es das Generationenzentrum Kornhasen mit Pflegeeinrichtung, Betreutem Wohnen und Kindertagesstätte gibt, existiert der Wunsch: einen barrierefreien Zugang auch für Gehbehinderte, ältere Menschen und Eltern mit Kinderwagen von der Nähterstraße zu schaffen. Ohne Erfolg. Nun hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, um der Forderung noch einmal Nachdruck zu verleihen. Zeitgleich werden Unterschriften im Zuge des Bürgerhaushalts gesammelt.

Aber nicht nur die Bürger machen mobil. Auch Bezirksvorsteherin Beate Dietrich selbst machte gestern auf dem Wochenmarkt in der Wangener Kelter Werbung für den Stuttgarter Bürgerhaushalt. Im Gepäck hatte sie die gesamte Vorschlagsliste. „Im Blickpunkt sind aber natürlich die Wangener Anliegen“, sagt Dietrich. Drei Wünsche stehen dabei ganz oben: die Umwandlung der ehemaligen Gaststätte Lamm in der Ulmer Straße in ein Bürgerhaus, der notwendige Neubau des Jugendhauses B 10 und natürlich der Aufzug zum Kornhasen. „Alle drei sind gleich wichtig“, betont Dietrich. Das spiegelt sich auch bei den Kunden des Wochenmarkts wider. Innerhalb kurzer Zeit hat Dietrich 80 Unterschriften bekommen. Vor allem aber der behindertengerechte Zugang zum Generationenzentrum in der Jägerhalde ist für die Wangener von großer Bedeutung.

„Das ist doch ein Schildbürgerstreich, man hätte das gleich ebenerdig bauen müssen“, sagt eine Passantin. Wie oft sie als direkte Anwohnerin älteren Menschen mit Rollstühlen geholfen hat, weiß sie nicht, „aber es ist eine große Plagerei“, erklärt sie und unterschreibt sofort für einen Aufzug zum Kornhasen. Denn der Zugang von der Ortsmitte über die Buchauer und verlängerte Munderkinger Straße könne ob seiner Länge von circa 750 Metern und seiner extremen bis zu sechs Prozent steilen Steigung zu der am Hang gelegenen Einrichtung nicht ernsthaft als behindertengerecht bezeichnet werden, erklärt daher auch die Bürgerinitiative. Zudem verfügt er über keinerlei ebene Bereiche, auf denen sich Rollstuhlfahrer ausruhen können. „Wir wollen einfach mobil machen“ sagt Marijan Laszlo, der Gründer Gerhard Denneler unterstützt. Seit Jahren fordern nicht nur die Bürger, sondern auch politische Parteien, Vereine und Stadtseniorenrat eine Lösung. Ohne Erfolg.

Im Rahmen des vergangenen Bürgerhaushalts wurde von der Stadt zumindest eine Machbarkeitsstudie erstellt, aber aufgrund der hohen zu erwartenden Kosten von 100 000 Euro und vor allem dem Unterhaltsaufwand vom Gemeinderat abgelehnt. Zwar gestand die Verwaltung zu, dass die Steigung Schwierigkeiten bereite, aber bereits im Bebauungsplan sei darauf hingewiesen worden.

Mehrere Varianten wurden bislang diskutiert. Die älteste ist ein Schrägaufzug vom Parkplatz zum Kornhasen. Zudem ein Senkrechtaufzug mit anschließendem Steg - ähnlich jenen in Stadtbahnstationen. Oder auch ein Lift an der zugewachsenen Wasserstaffel in der Nähterstraße, der vor dem Eingang endet. Priorisiert wird derzeit ein Aufzug am Fuß der Zufahrt von der Jägerhalde, der mit einem Steg in Richtung Erna-Beck-Saal verbunden wird. „Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, aber bislang hat die Stadtverwaltung noch nicht einmal eine Planung durchgeführt“, betont Laszlo. Das soll sich nach dem Willen der Bürgerinitiative nun ändern. In zahlreichen Wangener Geschäften sind bis zum 23. März, dem Abgabeschluss für den Bürgerhaushalt, Unterschriftenlisten ausgelegt. Denn „ein barrierefreier Zugang am Kornhasen ist angesichts der Inklusionsbestrebungen der Stadt ein absolutes Muss.“