Startpunkt der Wanderschaft zwischen Ostendplatz und Achalmstraße. Foto: Wanderbaumallee

Das Projekt Wanderbaumallee geht bereits in die dritte Saison. Start ist im Osten. Auch die Verwaltung die hat sich von der Idee, Bäume samt Sitzgelegenheiten im Straßenraum zu etablieren, inspirieren lassen.

Stuttgart - Man mag es kaum glauben: Die Initiative der Wanderbäume, die den Traum von einem menschengerechten und grünen Stuttgart hat, geht bereits in ihre dritte Saison. Seit dem 1. Mai stehen die zehn Bäume samt den Sitzbänken in der Haußmannstraße zwischen Ostendplatz und Achalmstraße. Von da an zieht die Wanderbaumallee nach einem Monat an vier weitere Standorten weiter.

„Wir wollen so Impulse setzen“, sagt Annika Wixler von der Initiative, „wir wollen Impulsgeber dafür sein, wie der Straßenraum umgestaltet werden kann und wie Stuttgart insgesamt grüner werden kann.“ So gesehen ist es ein doppelter Auftrag, bei dem es jeweils darum geht, das Klima zu verbessern: das eigentliche Stadtklima und das zwischen den Menschen in ihrem sozialen Geflecht.

Denn die Sitzgelegenheiten der Wanderbäume bieten direkt vor den Hausern in den Straßenschluchten des Kessels einen neuen Erholungsraum im Freien, wo sich Menschen begegnen können. Die Bedeutung von Nachbarschaft sei gerade in der Pandemie besonders sichtbar geworden, meint Wixler. Von einander zu wissen, ist Voraussetzung, um sich umeinander sorgen und kümmern zu können. Nachbarschaftliche Kontakte und ein Zugehörigkeitsgefühl seien aber nicht nur in Coronazeiten unverzichtbar, sondern würden generell den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.

Ideen schlagen Wurzeln

Und im dritten Jahr des Bestehens der Initiative scheinen diese Ideen immer stärker Wurzeln zu schlagen. Gab es Anfangs noch so manchen Bruddler, der eine Verschattung reklamierte oder die laute Kommunikation der Nachbarn an den Bäumen beklagte, so stellt Annika Wixler nun eine große Dankbarkeit in der Bürgerschaft fest. „Die Leute sind froh, wenn wir in ihre Nachbarschaft kommen“, sagt sie. Und auch in der Stadtverwaltung wachse die Bereitschaft und die Unterstützung für das Projekt.

Genau genommen hat die Verwaltung die Idee der Bäume samt Sitzgelegenheiten aufgegriffen. Sehr schön zu sehen sind die Früchte dieser Arbeit in der Eberhardstraße. Statt der mobilen Module auf Rädern, die im Schubkarren-Prinzip weitergezogen werden können, stehen die Module in der Eberhardstraße fest verankert. Damit umgeht die Stadt ein Problem, das es bei allen neuen Baumpflanzungen zu bedenken gilt: Taugt der Untergrund, liegen hier Rohre und Leitungen?

All das müssen die Ehrenamtlichen der Wanderbaum-Initiative freilich nicht bedenken, wenn sie an jedem ersten Samstag im Monat zum nächsten Standort in der Innenstadt weiterziehen. Apropos: Die zweite Station ist in der Leonhardsvorstadt, von dort aus geht es weiter über den Westen in den Süden der Stadt.

Ein Parkplatz verbraucht zwölf Quadratmeter

Die diesjährige Baumauswahl besteht überwiegend aus Obst- und Wildobstbäumen, unter anderem zwei Apfelbäume, eine Mispel, eine Felsenbirne und ein Sanddorn. Diese Auswahl soll Bienen, Insekten und auch Vögeln Nahrung und Schutz bieten, ehe sie am Ende der Saison an öffentlich zugänglichen Orten fest eingepflanzt werden. Zuletzt ist dies bei Urban Gardening-Projekten, Kulturzentren oder Kinder- und Jugendeinrichtungen mit 20 Bäumen umgesetzt worden.

Schon jetzt ist klar, dass die Initiative der Wanderbaumallee ein Ziel erreicht hat: Sie hat eine gesellschaftliche Diskussion und ein verändertes Bewusstsein für die Nutzung des Stadt- und Straßenraums angestoßen. „Die Leute sehen jetzt, wie viel Leben auf zwölf Quadratmeter Fläche stattfinden kann“, sagt Annika Wixler – und meint mit dieser Fläche einen Auto-Parkplatz.