Frisch geschlagenes Kiefern-Schadholz liegt zum Abtransport in einem Wald bei Nürnberg. Dürre, Stürme und Schädlinge haben den Wäldern in Deutschland noch heftiger zugesetzt als bisher bekannt. Auch die Schätzung der Schadholz-Menge, die seit 2018 angefallen ist, ist deutlich gestiegen. Foto: Daniel Karmann/dpa

285 000 Hektar Wald in Deutschland sind aufgrund von Dürre und Schädlingen verloren – weit mehr als bisher angenommen. Für die Aufforstung stehen allein 2020 insgesamt 138 Millionen an Hilfsgeldern bereit. Doch nur ein Bruchteil davon wird abgerufen.

Berlin/Stuttgart - Dürre, Stürme und Schädlinge haben den Wäldern in Deutschland noch heftiger zugesetzt als bisher bekannt. Rund 285 000 Hektar müssen aufgeforstet werden, wie aus neuen Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervorgeht – das ist mehr als die Fläche des Saarlandes. Bisher war die Bundesregierung von 245 000 Hektar ausgegangen.

Auch die Schätzung der Schadholz-Menge, die seit 2018 angefallen ist, ist deutlich gestiegen: von 160 Millionen auf rund 178 Millionen Kubikmeter. Grundlage sind die kumulierten Daten aus den Bundesländern der Jahre 2018, 2019 und 2020 bis zum Stichtag 30. Juni. Am 25. September findet in Berlin der Nationale Waldgipfel statt.

Dürre und Borkenkäfer

Besonders stark betroffen von den Waldschäden sind demnach Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen und Hessen. In Baden-Württemberg sind demnach insgesamt 13 400 Hektar privater und staatlicher Wald geschädigt.

Dürre und Borkenkäfer hätten die Widerstandskraft der Bäume so geschwächt, dass insbesondere die Fichten in den Tieflagen abstürben, hieß es im Ministerium von Agrarministerin Julia Klöckner (CDU). Der Regen der letzten Wochen könne die Situation regional etwas entspannt haben, in tieferen Schichten fehle aber immer noch Wasser.

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Hilfsgelder kaum ausbezahlt

Bund und Länder hatten bereits Hilfen für die Wiederaufforstung, aber auch die Anpassung der Wälder an den Klimawandel beschlossen. In diesem Jahr seien 31 Millionen Euro an Waldbesitzer ausgezahlt worden – von 138 Millionen Euro, die für 2020 zur Verfügung stünden, wie es aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium hieß. Wegen angepasster Förderrichtlinien und aufgehobenen Obergrenzen würde diese Summe in der zweiten Jahreshälfte aber deutlich steigen.

Auf dem Nationalen Waldgipfel 2019 sagten Bund und Länder 470 Millionen Euro Bundesmittel und 330 Millionen der Länder für private und kommunale Waldeigentümer zu. Außerdem sind im Konjunkturpaket der Bundesregierung gegen die Folgen der Corona-Krise zusätzlich insgesamt 700 Millionen Euro Bundesmittel zur Unterstützung der Forstwirtschaft vorgesehen.

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Waldfläche in Deutschland

Deutschland ist ein waldreiches Land. Mit 11,4 Millionen Hektar sind 32 Prozent der Gesamtfläche mit Wäldern bedeckt. In den letzten zehn Jahren hat die Waldfläche um 50 000 Hektar (0,4 Prozent) zugenommen. 13 Prozent der Landesfläche werden für Siedlung und Verkehr sowie 52 Prozent für die Landwirtschaft genutzt.

Über 90 Milliarden Bäume wachsen in Deutschlands Wäldern. Das ergab die letzte bundesweite Waldinventur. Von den 76 Baumarten, die hierzulande vorkommen, sind 56 Prozent Nadelwald und 44 Prozent Laubwald. Die Fichte ist mit 26 Prozent die häufigste Baumart in Deutschland, gefolgt von der Kiefer (23 Prozent), der Buche (16 Prozent) und der Eiche (zehn Prozent).

Waldland Baden-Württemberg

Nach Bayern (2,6 Millionen Hektar Wald) ist Baden-Württemberg mit 1,4 Millionen Hektar das Bundesland mit den meisten Wäldern. 40 Prozent der Landesfläche sind von Wald bedeckt. Damit steht der Südwesten auf Platz vier hinter Hessen und Rheinland-Pfalz (jeweils 42 Prozent) sowie dem Saarland (40 Prozent).

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