Karl Buck (links) und Marc Hald kümmern sich um alte Eichen bei Metzingen. Foto: Forst BW

Bisher sind Baumveteranen entlang von Wegen oft gefällt worden, wenn Äste drohten abzustürzen. Jetzt ist im Pilot-Forstbezirk Schurwald ein Klettertrupp gegründet worden, der den Eichen und Linden zu ihrem Schutz auf den Leib rückt.

Es ist kaum zu glauben, wie schnell sich Karl Buck (61) und Marc Hald (30) an einem Seil in die Astgabel einer alten Eiche in 25 Meter Höhe ziehen – in einer Minute sind sie oben. Die beiden Forstwirte und Kletterer hangeln sich gut gesichert von Ast zu Ast und schneiden mit einer kleinen Motorsäge alle morschen Teile ab. Krachend donnern diese zu Boden und zersplittern. So ist der Baum schon nach einer halben Stunde wieder verkehrssicher.

Früher wäre die Eiche vermutlich gefällt worden, sagt Max Reger, der Chef des Landesbetriebs Forst BW, der sich um den Staatswald in Baden-Württemberg kümmert. Denn der Baum steht direkt neben einem beliebten Wanderweg im Wald bei Metzingen, und ein dicker Ast hatte nur noch an einem Zipfel direkt über dem Weg gehangen. Die Gefahr für Spaziergänger war groß. Gerade nach den letzten Trockenjahren und sowieso aufgrund des Klimawandels sind viele alte Bäume in keinem guten Zustand. Die Kosten für die Verkehrssicherung seien deshalb seit dem Jahr 2000 um das Dreieinhalbfache auf jetzt 2,1 Millionen Euro pro Jahr gestiegen, so Reger.

300 Stunden Erfahrung sind notwendig

Die neue fünfköpfige Klettertruppe versucht deshalb nun ein Jahr lang im Pilot-Forstbezirk Schurwald, das von Stuttgart bis Aalen und vom Remstal bis zur Alb reicht, die alten Bäume auf Vordermann zu bringen – und gleichzeitig Kosten zu sparen. Denn teils wurden auch Aufträge an Privatfirmen vergeben. Sollte das Projekt erfolgreich sein, könnten in fünf oder sechs weiteren der 21 Forstbezirken solche Klettertrupps eingerichtet werden. Mehr sollen es laut Reger nicht werden, weil man keine Konkurrenz zu den Privatfirmen gründen wolle.

Die Kletterer müssen keine Forstwirte sein, aber sie müssen zwei Kletterkurse absolvieren und dazwischen 300 Stunden Erfahrung mit der Handsäge nachweisen, bevor sie mit einer Motorsäge in die Bäume dürfen. Die Arbeit ist extrem anstrengend, irgendwann würden die Muskeln zumachen, erzählt Marc Hald. Aber bis zu sechs Bäume am Tag seien möglich, betont Karl Buck.