Kai Frinke startet am Montag zu seiner Tour vom Allgäu nach Italien. Foto: Frank Eppler

Achtzig aufgelaufene Überstunden feiert Kai Frinke aus Waiblingen nicht in der Hängematte ab, sondern nutzt die Zeit, um Spenden für das Kinder- und Jugendhospiz zu sammeln. Seine Tour über die Alpen startet am 12. September.

Achtzig Überstunden zum Abfeiern – diese Zeit würde manch einer nutzen, um endlich mal richtig zu entspannen. Kai Frinke macht genau das Gegenteil: Der 46-Jährige aus Waiblingen-Bittenfeld will die in Urlaubstage umgewandelte Zeit dazu nutzen, von 12. September an mit dem Fahrrad von Sonthofen im Allgäu an den Gardasee und wieder zurück zu radeln. In elf Tagen strampelt er zweimal über die Alpen. Gleich am Starttag muss er auf dem Weg zum ersten Etappenziel, der österreichischen Kommune Imst, mehr als 1000 Höhenmeter und das rund 1900 Meter hohe Hahntennjoch bezwingen. Die Steigung auf der Strecke beträgt bis zu 18 Prozent.

Seit 20 Jahren arbeitet er als Notfallsanitäter

Die Knochentour macht der Notfallsanitäter, der seit 20 Jahren beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Waiblingen arbeitet und stellvertretender Wachenleiter ist, um Spenden für das Kinder- und Jugendhospiz Stuttgart zu sammeln. Die Arbeit dieser Einrichtung findet Kai Frinke, der selbst Vater einer elfjährigen, gesunden Tochter ist, einfach grandios und unterstützenswert. Das Geld, das bei seiner Tour zusammenkommt, soll vor allem den Geschwistern sterbenskranker Kinder zugutekommen. Denn das Hospiz bietet den Angehörigen dieser Kinder die Möglichkeit, ihre Lieblinge im Hospiz in eine Kurzzeitpflege zu geben und endlich mal einen Tag durchzuschnaufen.

Während sie ihr Kind in guten Händen wissen, können Eltern etwa mit den Geschwistern einen Ausflug machen. „Die Kosten dafür übernimmt keiner“, sagt Kai Frinke, der hier mit dem Erlös aus seiner Spendentour einspringen will. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung während seiner voraussichtlich elftägigen Reise zahlt er aus eigener Tasche. Und freut sich sehr, dass bereits vor seinem Start die ersten Überweisungen auf das Spendenkonto eingegangen sind. „Ich habe für die Spenden ein Tagesgeldkonto mit null Prozent Zinsen eröffnet. Das Geld, das dort eingeht, wird direkt ans Hospiz überwiesen, ich habe keinen Zugriff darauf“, erklärt Kai Frinke, der in seinem Traumberuf als Notfallsanitäter überwiegend mit erwachsenen Patientinnen und Patienten zu tun hat. Diese liegen ihm am Herzen. „Aber wenn ich weiß, ich fahre zu einem Kindernotfall, dann stehe ich besonders unter Strom.“

Eigentlich wollte er zu Fuß gehen

Kai Frinkes Plan war eigentlich gewesen, vom Allgäu per pedes an den Gardasee zu wandern. Doch eine Coronainfektion Ende April beutelte ihn so sehr, dass er bis heute nicht so belastbar ist wie vor der Erkrankung. „Um die Aktion nicht zu gefährden und womöglich auf halber Strecke abbrechen zu müssen, habe ich eine Alternative gesucht – so kam der Wechsel aufs Rad“, erzählt der 46-Jährige. Zur Arbeit fährt er täglich mit dem Fahrrad, privat legt er im Jahr an die 4000 Kilometer zurück – als Ausgleich zum Berufsalltag. Für die Strecke nach Italien, die er in Tagesetappen mit rund 120 Kilometern Länge aufgeteilt hat, nutzt Kai Frinke ein Gravel Bike, ein geländefähiges Rennrad, mit dem er auch Schotterwege befahren kann.

„Ich weiß ungefähr, was auf mich zukommt, ich habe vor vielen Jahren eine Mountainbiketour an den Gardasee gemacht“, erzählt der Waiblinger. Die Strecke zu bewältigen, sei auf jeden Fall eine große Herausforderung. „Die Alpen darf man nicht unterschätzen, mehrere Stunden bergaufzufahren tut schon weh“, sagt Frinke.

Zum Abendessen ein halbes Kilo Spaghetti

Auf die Fahrt hat er sich mit Radtouren in den Welzheimer Wald, für die Höhenmeter bei Sommerhitze mit mehrstündigen Bergtouren in Oberstdorf vorbereitet. Und er hat sich außerdem einen maßgeschneiderten Sattel anfertigen lassen. Ebenfalls im Gepäck: Werkzeug, Ersatzschläuche, Verbandszeug und Energieriegel sowie ein kleiner Schlafsack für den Notfall. Schließlich kann das Wetter in den Bergen in kürzester Zeit umschlagen und die Lage dann zu gefährlich sein, um weiterzufahren.

Läuft alles wie geplant, wird Kai Frinke in Pensionen entlang der Strecke übernachten und dort ein reichhaltiges Frühstück zu sich nehmen, bevor er morgens aufs Rad steigt. „So brauchst du nachmittags nichts mehr.“ Abends, nach den rund neun Stunden langen Touren, gibt es dann eine große Ladung Kohlenhydrate. „Das darf dann auch gerne ein halbes Kilo Spaghetti sein“, sagt Kai Frinke.

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