„Was klimaschädlich ist, muss  mehr  kosten, was nachhaltig ist, weniger“, sagt Sven Plöger Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Meteorologe Sven Plöger spricht in Stuttgart über den Klimawandel, warnt vor Resignation und erklärt, was wir alle gemeinsam tun können.

Stuttgart - Er erklärt den Deutschen das Wetter. Aber der Meteorologe Sven Plöger ist auch einer der renommiertesten Klimaschützer. Diesen Mittwoch (19 Uhr) tritt er im Hospitalhof auf mit einem Vortrag, der den Titel seines neuen Buches trägt: „Zieht Euch warm an, es wird heiß!“ Es gibt Restkarten an der Abendkasse.

Herr Plöger, warum müssen wir uns warm anziehen?

Wärme bedeutet in dem Fall auch Herzenswärme. Sie werden einen Sven Plöger erleben, der sich darauf freut, dass da Menschen kommen, man sich wieder anschauen kann. Ich werde entspannt und gut gelaunt sein.

Gut gelaunt? Ist das Thema nicht zu ernst dafür?

Wir können nicht dauernd die Apokalypse beschwören. Dann hört irgendwann keiner mehr zu. Wir brauchen nicht zu resignieren, wir haben auch Chancen.

Welche?

Wir dürfen nicht ständig A sagen und B machen. Das reicht nicht. Wir brauchen etwa eine neue Systematik bei den Klimakonferenzen. Mit Einstimmigkeit für das Abschlusskommuniqué kommen wir nicht weiter. Wer mehr will, muss das dürfen.

Sonst bestimmen nur die Bremser?

Ja. Aber man sieht ja in den USA, dass sich was tut. Mit dem neuen Präsidenten Joe Biden wollen die Amerikaner 2050 klimaneutral sein. Die EU will das ebenfalls, und die Chinesen streben 2060 an. Die Politik kann etwas ändern, sie muss die Rahmenbedingungen schaffen.

Wir sind nicht hilflos?

Keineswegs. Es gibt begründete Hoffnung. Über den Preis lässt sich vieles steuern. Um es ganz simpel zu sagen: Was klimaschädlich ist, muss  mehr  kosten, was nachhaltig ist, weniger.

Das wird mitunter schmerzen?

Natürlich. Wir müssen vieles Gewohnte hinterfragen. Unsere Mobilität, womit heizen wir, wie dämmen wir Wohnraum, brauchen wir jedes Jahr ein neues Handy mit seltenen Erden?

Aber belastet das nicht gerade die Ärmeren?

Das ist ein Argument. Aber haben wir das als Gesellschaft nicht selbst in der Hand? Es ist doch kein Naturgesetz, dass die 85 reichsten Menschen der Erde so viel Vermögen haben wie die 3,5 Milliarden ärmsten.

Aber kann ich alleine die Welt retten?

Die Rolle des Einzelnen scheint klein, aber man sieht ja an Fridays for Future, wie viele Menschen zusammen etwas bewegen können – und die Politik in Bewegung bringen.

Gibt Ihnen das Hoffnung?

Ja. Unbedingt. Viele dieser jungen Leute werden politische Verantwortung übernehmen. Und wenn ich sehe, dass für meine Patenkinder der Führerschein nicht wichtig ist, weiß ich, dass diese Generation nicht nur autogerechte, sondern lebenswertere Städte plant.