Wer ein Elektroauto fährt, der kann sich auf Wunsch ein E aufs Nummernschild stanzen lassen. Doch was bringt das Elektro-Kennzeichen in Stuttgart überhaupt?
Die Stadt setzt voll auf E-Autos. Die Zahl der Neuzulassungen im Frühjahr dieses Jahres feierte Stuttgart als „Meilenstein der Mobilitätswende“ – und legte nach mit den Worten, diese Entwicklung „mit einem umfassenden Maßnahmenpaket“ unterstützen zu wollen. Doch wie groß ist das Interesse an möglichst vielen E-Autos in der Landeshauptstadt wirklich?
Wir haben nachgefragt, welche Vorteile die Bürgerinnen und Bürger in Stuttgart haben, wenn sie ein E-Auto fahren – und ob sich das Elektro-E auf dem Nummernschild lohnt.
Wir haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wer bekommt ein E-Nummernschild?
Ein E-Nummernschild darf jede Halterin und jeder Halter mit einem Auto beantragen, das mit Brennstoffzelle oder Akku angetrieben wird. Das gilt nicht nur für reine Elektroautos. Auch Fahrerinnen und Fahrer von Plug-In-Hybriden dürfen sich ein E ins Kennzeichen stanzen lassen. Diese Autos haben zwar einen Verbrennermotor als Hauptantrieb an Bord, zusätzlich zum Sprit kann man aber auch Strom tanken und bis zu 100 Kilometer weit mit einer Akkuladung fahren. Die Bedingung für das E-Kennzeichen: Das Auto darf höchstens 50 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2) pro Kilometer ausstoßen oder muss mindestens 40 Kilometer weit kommen mit dem Elektromotor.
Muss bei einem Elektroauto das E aufs Nummernschild?
Nein. Das E ist freiwillig. Bei der Kfz-Zulassungsstelle kann man sich auf Wunsch ein E ans Ende hängen lassen – oder darauf verzichten. Allerdings empfiehlt die Stadt Stuttgart sich das Elektro-E prägen zu lassen. „Mit einem E- Kennzeichen sind E- Fahrzeuge insbesondere für Überwachungskräfte sofort erkennbar“, teilt ein Sprecher der Stadt auf Anfrage unserer Redaktion mit.
Dürfen Elektroautos gratis parken in Stuttgart?
Das war einmal so. Doch die Gratis-Parkzeiten sind vorbei. Bis vor knapp drei Jahren durften Elektroautos noch kostenlos in Stuttgart parken. Doch der Gemeinderat hat das Privileg für E-Autos wieder abgeschafft. In Stuttgart dürfen Elektroautos lediglich an Ladesäulen noch gratis stehen, wenn sie Strom tanken. Ein Parkticket ist dafür nicht nötig. Dass es auch anders geht, zeigt Bayern. Dort dürfen E-Fahrzeuge seit April bis zu drei Stunden auf allen öffentlichen Parkplätzen im Freistaat kostenlos stehen bleiben. Die Gratis-Parkregel gilt sogar in München.
Gibt es Vorteile für Elektroautos in Stuttgart?
Auf einer ganz kurzen Strecke gilt eine Ausnahmeregel: Mit einem E-Kennzeichen darf man auf der B14 am Neckartor stadtauswärts knapp einen Kilometer lang auf der Überholspur fahren. Zwischen der Heilmann- und der Villastraße in Richtung Bad-Cannstatt ist seit rund einem Jahr die Busspur der ehemaligen X1-Linie für Elektroautos freigegeben, die sonst nur Taxis und Einsatzfahrzeuge nutzen dürfen. Das Projekt ist aber bald schon wieder vorbei. Anfang kommenden Jahres beginnen dort Bauarbeiten. Dann wird die Spur wieder gesperrt, um einen Abwasserkanal zu sanieren.
Brauche ich ein Parkticket für einen Ladeparkplatz?
Ein Parkticket braucht man in der Regel nicht für einen Ladeparkplatz in Stuttgart – bis auf wenige Ausnahmen. Allerdings verlangen die Energieversorger mittlerweile eine so genannte Blockiergebühr, wenn man zu lange auf einem Ladeparkplatz steht. Die Kosten unterscheiden sich je nach Anbieter. Die EnBW etwa verlangt nach vier Stunden eine Gebühr von zehn Cent pro Extraminute, die man auf einem Ladeparkplatz stehen bleibt. Die Blockiergebühr ist gedeckelt: Maximal zwölf Euro zahlen Autofahrer, wenn sie etwa über Nacht an einer Stromtankstelle ihr Fahrzeug abstellen.
Welche Ladesäule darf ich ohne E-Kennzeichen benutzen?
Hier zählen allein die Verkehrsschilder. Eine Ladesäule oder eine Farbfläche auf dem Boden mit Elektro-Symbolen sagen nichts darüber aus, wer hier Strom tanken darf. Steht auf einem Schild „Elektrofahrzeuge“, dann dürfen dort alle E-Autos parken – ganz egal, ob sie ein E im Kennzeichen haben oder nicht.
Manchmal wird das Schild noch erweitert. Dann steht dort „Elektrofahrzeuge während des Ladevorgangs“. Das ist in Stuttgart üblich. Das heißt: Hier dürfen alle E-Fahrzeuge ihren Akku laden - auch ohne E-Spezialnummernschild. Aber man muss das Auto auch wirklich laden, stellt ein Sprecher der Stadt Stuttgart auf Anfrage unserer Redaktion klar. Die Verkehrsüberwachung beanstande jedes Auto, das „nicht aktiv Strom von der Ladesäule bezieht, unabhängig vom Kennzeichen des Fahrzeuges“.
Was genau bedeutet „Elektroautos während des Ladevorgangs“?
Was in Stuttgart die Regel ist, gilt längst nicht überall. Denn im Elektromobilitätsgesetz ist der so genannte Ladevorgang eine Grauzone, der laut ADAC „rechtlich noch nicht genau definiert“ worden ist im Elektromobilitätsgesetz. Es sei unklar, ob erkennbar Strom fließen müsse oder ob es reicht, wenn das Ladekabel in der Buchse steckt. Solange das nicht abschließend geklärt sei, „müssen die Nutzer von E-Fahrzeugen beim Laden auf gegenseitige Rücksicht setzen“, heißt es beim Automobilclub.
Auf welchen Parkplätzen muss das Auto ein E-Kennzeichen haben?
Fahrzeuge mit einem E-Nummernschild werden mit einem bestimmten Verkehrszeichen eingegrenzt. Es ist das Piktogramm eines Autos, aus dem seitlich ein Stromkabel ragt. Dieses Schild heißt: Das Auto, das auf diesem Parkplatz abgestellt wird, muss ein E-Kennzeichen haben. Wer sich gegen das E auf dem Nummernschild entschieden hat, dem kann es also theoretisch passieren, dass sein Auto von einem Ladeparkplatz abgeschleppt wird, auch wenn es rein elektrisch fährt.
Ersetzt das E auf dem Nummernschild die Umweltplakette?
Nein. Die Umweltplakette ist Pflicht, wenn man durch Stuttgart fahren will. Die Innenstadt ist eine Umweltzone. Der grüne Aufkleber muss bei Fahrten durch Stuttgart auf der Innenseite der Windschutzscheibe sichtbar kleben. Es reicht nicht, wenn das Auto ein E im Kennzeichen hat. Ausschließlich die Plakette ist der Hinweis für die Polizei, dass ein Fahrzeug die Schadstoffgrenzen einhält.
Allerdings müssen sich Halter von E-Fahrzeugen keine Sorgen machen: Ein Elektroauto bekommt auf jeden Fall eine grüne Plakette ausgestellt, da es kein CO2 ausstößt. Das ist reine Formsache. Die Plakette bekommt man auf der Kfz-Zulassungsstelle bei der Anmeldung des Autos. Die Plakette muss grün sein, um durch Stuttgart fahren zu dürfen. Mit einer gelben oder roten Umweltplakette ist sowohl die Durchfahrt als auch das Parken verboten.