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Krebsprävention ist neben der Krebsfrüherkennung die wichtigste Basis für ein Leben ohne Krebs. Das Ziel ist es, Krebs durch eine gesunde Lebensweise aktiv vorzubeugen.

Bad CannstattKrebsprävention ist neben der Krebsfrüherkennung die wichtigste Basis für ein Leben ohne Krebs. Das Ziel ist es, Krebs durch eine gesunde Lebensweise aktiv vorzubeugen. Denn: Nach Expertenschätzungen sind in der Bundesrepublik immer noch rund die Hälfte aller Krebserkrankungen auf den Lebenswandel der Menschen zurückzuführen. Ganz oben auf der Liste steht natürlich die Vermeidung des Kontakts mit sogenannten Karzinogenen – also krebserregenden Stoffen, wie zum Beispiel Tabak oder Alkohol. Auch eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse kann präventiv wirken. Viele Menschen wissen nicht, wie viel Potenzial in der Krebsprävention steckt, das viele nicht ausschöpfen. Was sonst noch bei der Krebsprävention zu beachten ist, darüber haben wir mit Tilo Andus, Leitender Oberarzt im Klinikum Stuttgart-Krankenhaus Bad Cannstatt gesprochen.


Die Deutsche Krebsgesellschaft nennt „zwölf einfache Regeln, um sich vor Krebs zu schützen“. Kann man sich wirklich vor Krebs schützen?
Man kann sich insofern wirkungsvoll schützen, indem man durch das Vermeiden von Risikofaktoren sein individuelles Risiko stark senken kann. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Man kann bei rot oder bei grün über die Straße gehen. Grün ist sicherer aber eben auch nicht hundertprozentig. Die wichtigsten Faktoren sind: Nicht Rauchen, nicht zu viel Alkhol, nicht zu dick werden, regelmäßige körperliche Bewegung, das heißt auf jeden Fall drei Mal 30 Minuten Sport in der Woche. Außerdem sollte man regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen, zum Beispiel zur Darmkrebsvorsorge.


Was sagen Sie denjenigen, die meinen: „Wenn ich Krebs bekomme, ist das Schicksal. Da kann man nichts tun.“?
Diese Aussage ist zum Glück falsch. In vielen Fällen können wir etwas machen, und das Überleben verbessern und verlängern, manchmal auch heilen.


Manches wie unsere Ernährung oder den Verzicht auf Tabak und übermäßigen Alkoholkonsum können wir selbst beeinflussen – Umwelteinflüssen kann man sich nicht so einfach entziehen. Sind damit meine Möglichkeiten nicht von vornherein eingeschränkt?
Nein, natürlich können wir nicht alles beeinflussen. Aber je mehr wir gesundheitsbewusst leben, desto geringer ist unser Risiko.


Eine der Regeln heißt: „Üben Sie so wenig wie möglich Tätigkeiten im Sitzen aus.“ Sollte ich keinen Büro-Job annehmen, um mich vor Krebs zu schützen?
Natürlich stimmt das so nicht ganz. Aber natürlich schränkt die Arbeit im Sitzen die tägliche Bewegungszeit ein. Das heißt, die drei Mal 30 Minuten Sport pro Woche sollten es schon sein.
„Halten Sie die Belastung durch Radon zuhause gering“, heißt es ebenfalls. Vielen dürfte gar nicht bewusst sein, dass sie zuhause Radon (ein radioaktives Edelgas, das ins Grundwasser, in Keller, Rohrleitungen gelangen kann) ausgesetzt sein könnten. Was kann ich gegen diese Belastung tun?
Regelmäßig lüften reicht, um sich wirkungsvoll vor dem radioaktiven Element in den eigenen vier Wänden zu schützen.


Wie reagieren denn Patienten, wenn Sie von Ihnen mit einer Krebs-Diagnose konfrontiert werden: Hören Sie dann Sätze wie „Hätte ich doch besser mal ...“?
Das gibt es manchmal. Daher ist Vorsorge besser als Nachsehen. Aber wenn es so ist, sollte man alle Kraft auf die Gegenwart richten. Die Vergangenheit kann niemand ändern. Die Gegenwart jeder.


In jungen Jahren ist man meist sorgloser. Ist es nie zu spät, um mit der Krebsprävention zu beginnen?
So lange man fit ist und eine Lebenserwartung von mehreren Jahren hat, ist Krebsprävention sinnvoll.


Gibt es auch Patienten, die in ihrem Bemühen um Krebsprävention zu weit gehen und sich die eigene Lebensqualität unnötig einschränken?
Wie überall, kann man auch das übertreiben. Daher ist es immer sinnvoll, das mit seinem Hausarzt zu besprechen. Aber zu viel Krebsprävention kann es eigentlich nicht wirklich geben. In der Realität ist das zu wenig das größere Problem. Das Erkrankungsrisiko sinkt bei präventiven Maßnahmen nachweislich.

Die Fragen stellte Sebastian Gall

Zwölf Regeln sollen schützen

Krebsexperten haben einen Kodex erstellt, der helfen soll, das Risiko einer Krebserkrankung zu reduzieren. Empfohlen werden diese zwölf Regeln:

  1. Rauchen Sie nicht. Verwenden Sie keinerlei Art von Tabak.
  2. Leben und arbeiten Sie in einer rauchfreien Umgebung.
  3. Halten Sie ein gesundes Körpergewicht.
  4. Bewegen Sie sich täglich. Üben Sie so wenig wie möglich Tätigkeiten im Sitzen aus.
  5. Ernähren Sie sich ausgewogen und gesund: Essen Sie viel Getreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse. Trinken Sie wenig hochkalorische zuckerhaltige Getränke. Halten Sie den Anteil an verarbeitetem Fleisch, rotem Fleisch und salzhaltigen Speisen in Ihrer täglichen Ernährung gering.
  6. Begrenzen Sie Ihren Alkoholkonsum.
  7. Schützen Sie Ihre Kinder und sich selbst vor der Sonne.
  8. Schützen Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz vor krebserregenden Stoffen.
  9. Halten Sie die Belastung durch Radon zu Hause gering.
  10. Für Frauen: Stillen schützt vor Brustkrebs, stillen Sie deshalb Ihr Baby, wenn Sie können. Wenden Sie eine Hormonersatztherapie gegen Wechseljahresbeschwerden maßvoll an.
  11. Lassen Sie Ihre Kinder gegen Hepatitis B (Neugeborene) und HPV (Mädchen) impfen.
  12. Gehen Sie regelmäßig zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung.