In der Metall- und Elektroindustrie sind – wie hier derzeit in der Stahlindustrie – für den Herbst auch Warnstreiks zu erwarten. Foto: dpa/Matthias Bein

IG-Metall-Chef Hofmann deutet an, in welcher Dimension sich die Lohnforderung für die kommende Tarifrunde bewegen könnte. Und schon jetzt ist von Streiks die Rede.

Die Entscheidung ist noch nicht gefallen, auch wenn IG-Metall-Chef Jörg Hofmann in einem Interview den Eindruck erweckt, dass in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie sieben Prozent höhere Gehälter gefordert werden könnten. Tatsächlich könnten es aber auch 7,5 Prozent werden. Nur mehr als 8,0 Prozent, wie in der Stahlindustrie, sind hier nicht zu erwarten.

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Der Vorstand gibt seine Empfehlung am 20. Juni bekannt. Am 30. Juni sollen die Tarifkommissionen abstimmen. „Die Preise steigen allein 2022 im Schnitt um sieben Prozent“, argumentiert Hofmann. „Die Metaller wollen mehr Geld in der Tasche – das ist auch ökonomisch mehr als vernünftig.“

Streiks werden bereits auf beiden Seiten erwartet

Letztlich ist es auch gleichgültig, wie die Ziffer hinter dem Komma lauten wird – ein konfliktreicher Herbst steht allemal an. Darauf deuten Einschätzungen beider Seiten hin. „Die IG Metall ist bereit zum Streik“, betont Hofmann. Und auch Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf rechnet mit einer besonders harten Tarifrunde. „Bei einer hohen Forderung werden Unternehmer bereit sein, drastischere Maßnahmen hinzunehmen.“

IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger hofft derweil auf Hilfe aus Berlin. „Die galoppierende Inflation kann nicht allein durch die Entgeltpolitik ausgeglichen werden“, sagte er jüngst. „Wir werden das nicht allein tarifpolitisch stemmen können, das würde auch viele Unternehmen überfordern.“ Aber die Lasten müssten geteilt werden – damit der Erwartungsdruck nicht in die Höhe schnelle, müsse die Bundesregierung weitere Entlastungspakete nachlegen.

Einmalige Sonderzahlungen wie in der Chemieindustrie lehnt er ab. Man habe es bei den hohen Energiepreisen mit nachhaltigen Effekten zu tun – folglich müsse sich die Entgeltentwicklung „nachhaltig stabilisieren“.

Übergewinnsteuer auch für Maschinenbauer?

Die erste Verhandlung im Südwesten findet am 14. September statt. Weiteres Öl goss Hofmann mit seiner Forderung nach einer ausgeweiteten Übergewinnsteuer ins Feuer. „Ich bin dafür, die zusätzlichen Gewinne in allen Branchen abzuschöpfen, die aufgrund der Krise mehr verdienen als im Schnitt der vergangenen Jahre.“ Dies seien nicht nur die Ölmultis. „Auch Chemiekonzerne, Autohersteller und Maschinenbauer freuen sich über Sonderprofite“, so der IG-Metall-Chef.

Der Hauptgeschäftsführer des Maschinenbauverbands (VDMA), Thilo Brodtmann, spricht von einer „absurden Debatte“: „Die Erhebung einer solchen Steuer würde völlig willkürlich erfolgen“, befürchtet er. Und „pauschale Aussagen“ wie die von Hofmann, „dass Maschinenbauer angeblich Sonderprofite verzeichnen, sind schlicht falsch und sollen nur den Tarifkampf anheizen“.