Der Autor Thilo Reffert hat fürs Junge Ensemble Stuttgart das Stück „Wir so: Welt retten“ für Zuschauer ab zehn Jahren geschrieben. Foto: foto@gezett.de/GEZETT

Thilo Reffert hat für das Junge Ensemble Stuttgart das Stück „Wir so: Welt retten“ geschrieben. Warum das Werk im alten Rom spielt und was es mit Greta Thunberg zu tun hat, sagt der preisgekrönte Autor im Interview.

Stuttgart - Das Junge Ensemble Stuttgart (Jes) wagt sich an große Themen wie Religion, Politik und Klimaschutz in der neuen Produktion „Wir so: Welt retten“. Das Werk des renommierten Autors Thilo Reffert hat am 7. März Premiere.

Herr Reffert, ein Drama über Religion und Weltretten: Wie nähert man sich so einem Thema?

Das Thema war mir nicht ganz fremd. Im Jahr zuvor hatte ich Bethlehem und Jerusalem besucht und darüber auch einen kurzen Text für das Junge Ensemble Stuttgart geschrieben. Das war dann der Anknüpfungspunkt für unsere ersten Gespräche über ein mögliches Stück.

Warum verlegen Sie die Handlung in die Zeit der alten Römer?

Oh, es war der Wunsch des Ensembles, sich mit den Überlieferungen zu befassen, aus denen später die Bibel wurde. Deshalb spielt das Stück in der Zeit vor Christus, gewissermaßen im Jahre Null, als viele Menschen auf einen Erlöser oder die Erlösung warteten; fast wie heute, oder?

Inwiefern?

Sehen Sie nur, welche enormen Hoffnungen und Energien sich auf einzelne Menschen konzentrieren, US-Präsident Barack Obama während der US-Präsidentschaftswahlen 2008 oder seit 2018 Greta Thunberg.

Sie erzählen von großen Themen, Fremdherrschaft, Religion, Integration, Migration, Klima - wie macht man aus derlei abstrakten Themen ein Stück für Jugendliche?

Es hilft ungemein, wenn die handelnden Personen das Alter der Zielgruppe haben. Wenn die Figuren stimmen, entwickeln sie schnell ein Eigenleben. Sie sind dann fast wie richtige Kinder und haben ihren eigenen Kopf!

Sie schreiben Dramen, Hörspiele, Romane. Inwiefern unterscheidet sich Schreiben für Erwachsene von dem für Kinder und Jugendliche?

Ich würde sagen gar nicht. Als Autor muss man seine Figuren lieben und das Publikum ernst nehmen. Daraus ergibt sich alles.

Sie kennen das Jes schon seit dort das Klassenzimmerstück „Nina und Paul“ zu sehen ist – hilft es beim Schreiben zu wissen, für wen man arbeitet?

Als Autor arbeitet man meist allein. Da ist es ein großes Fest, mit so herzlichen und engagierten Menschen zusammen zu arbeiten, wie sie am Jes – in allen Bereichen – beschäftigt sind. Da entstand ein Vertrauen, das mir Mut machte, den künstlerischen Prozess offen zu halten, statt schnell eine Nummer Sicher anzusteuern.

Wenn es eine „Botschaft“ im Stück gibt, ist es diese: Man muss nicht auf den großen Führer, Erlöser, Superman warten, sondern kann selber etwas machen, einen Olivenbaum pflanzen zum Beispiel und daheim in der Wohnung der Mutter helfen und den Besen schwingen. Klingt nach einem eher frommen, aber nicht sehr realistisch Wunsch, oder?

Sie haben Recht, es ist nur ein winziges Bisschen, was eine einzelne Person tun kann. Aber niemand von uns lebt allein, wir sind sozial, was wir tun, wirkt auf andere. Auch Regen besteht aus einzelnen Tropfen. Aber anders als wir Menschen glaubt kein Tropfen, er allein müsse alles Wasser transportieren. Mit so einer tropfenmäßigen Bescheidenheit schließt das Stück.

Info

Premiere (Zuschauer ab 10 Jahren) am 7. März, 15 Uhr, im Jungen Ensemble Stuttgart.

Zum Autor

Thilo Reffert, Jahrgang 1970, ist ist ein deutscher Dramatiker, Hörspielautor und Kinderbuchautor. Er erhielt 2010 bereits den wichtigen Hörspielpreis der Kriegsblinden, sein Kinderbuch „Nina und Paul“ erhielt den Deutschen Kinderhörspielpreis. Sein Klassenzimmerdrama „Nina und Paul“, 2012 am Landestheater Tübingen uraufgeführt, wurde 2013 mit dem Mülheimer Kinder-Stücke-Preis ausgezeichnet. Das Stück ist auch im Repertoire im Jes und als Klassenzimmerstück buchbar.