Foto: Lichtgut - Ferdinando Iannone/Ferdinando Iannone

Im Arcotel Camino werden nun Tapas in der Bar statt Wiener Schnitzel im Restaurant serviert. Das Hotel Graf Zeppelin wird Stück für Stück renoviert. Auch im Le Méridien wechselte das gastronomische Konzept. Andere Häuser setzen auf Bewährtes.

Christian Molnar gehört offenbar zu den Menschen, die im Urlaub an den Job denken. Bei einer Reise durch Andalusien entdeckte er seine Leidenschaft für Tapas, nun serviert der Küchenchef vom Arcotel Camino in Stuttgart die kleinen Häppchen an seinem Arbeitsplatz. Ein Restaurant gibt es in dem Hotel seit vier Jahren nicht mehr, Knoblauchgarnelen, geschmortes Schweinebäckchen und Crema Catalana gibt es stattdessen in der Bar Scala. Auch andere Hotels haben ihre Gastronomie erneuert: Im Graf Zeppelin wurde das Zeppelino’s aufgefrischt, im Le Méridien französische Küche durch die Kleinschmeckerei ersetzt.

Österreichische Tapas im Viersternehotel

Gaisburger Marsch und Topfenknödel begegneten sich bislang auf der Speisekarte des Arcotels Camino, das zu einer österreichischen Kette gehört. Aber das Restaurant Weissenhof war wohl etwas überdimensioniert und die Größe eine Hürde für die Gäste. Christian Molnar konzentriert sich mehr auf das Motto des Viersternehotels, das nach dem Jakobsweg benannt ist: Spätzle und Co. ersetzte der gebürtige Reutlinger durch die spanischen Häppchen, Wiener Backhendl sind als kleine Portion oder Hauptgericht und Kaiserschmarrn als Dessert zu haben. „Für mich sind Tapas die beste und kommunikativste Form, zu essen, weil man ganz viele verschiedene Sachen probieren kann und beim Teilen schnell ins Gespräch kommt“, sagt der Koch.

Zeppelino’s wird moderner

Mehr Licht und moderneres Mobiliar sorgen für ein neues Ambiente im Restaurant Zeppelino’s, das zuvor durch massive Holzfensterläden, schwarze Ledersessel und Marmortischplatten sehr gediegen wirkte. „Das ganze Haus wird nach und nach renoviert“, erklärt die Direktionsassistentin Angelika Bross. Die Bauarbeiten finden im laufenden Betrieb des Hotels statt, die Hälfte der 155 Zimmer ist bereits geschlossen. Auch das zuletzt mit zwei Sternen dekorierte Olivo, das seit dem ersten Lockdown geschlossen ist, wird neu gemacht. „Wir sind weiterhin stark an einem Gourmetrestaurant interessiert“, sagt Angelika Bross. Wann es so weit sein wird, lasse sich aber nicht abschätzen. Dafür wird im Zeppelino’s mehr geboten – neben Steaks vom extrem heißen Southbend Grill gibt es vegetarische und vegane Gerichte wie Kürbisgnocchi oder Gemüsecurry, „weil der Trend in die Richtung geht“. Außerdem gibt es von November an Fondue in dem Restaurant.

Fleisch statt französischer Küche

Im Le Méridien steht das Fleisch mittlerweile im Mittelpunkt. Die Kette hat sich von französischer Küche verabschiedet, die dort erst unter dem Namen Le Cassoulet und seit 2013 im Le Médoc angeboten wurde. Im Frühjahr 2020 folgte ein Neustart als Kleinschmeckerei, der durch die Pandemie um mehr als ein Jahr unterbrochen wurde. Das Restaurant setzt auf Premium Cuts, also seltene Stücke des Rinds. Nierenzapfen nennt der Hoteldirektor Wolfgang Selinger als Beispiel, die wie „ein intensives Stück Rinderfilet“ schmecken. „Noch ist unser Kleinod ein Insidertipp“, sagt er über die Kleinschmeckerei, unter der Woche gebe es zuweilen kurzfristig Platz. Im Le Méridien seien aber „selbstverständlich auch Veganer und Vegetarier herzlich willkommen“.

„Die Gastronomie wird sehr gut angenommen“

Steaks und Burger bestimmen auch die Speisekarte des Hotels Jaz in the City. „Unser Konzept lebt von Abwechslung“, betont allerdings Stefan Schär, der Stuttgarter Generalmanager. Das À-la-carte-Angebot werde bewusst schlank gehalten und rund alle vier Monate komplett überarbeitet. Die Tapas vom Arcotel Camino finden sich ebenfalls in dem Hotel im Milaneo wieder, wo momentan geschmorte Kaninchenkeule oder Rote-Bete-Lachs als Häppchen auf der Karte stehen. „Die Gastronomie wird sehr gut angenommen“, berichtet Stefan Schär, im Sommer lagen die Gesamterträge des Bereichs über dem Ergebnis aus dem Jahr 2019.

Maritim bleibt bei seinen Klassikern

Im Maritim ist dagegen alles beim Alten geblieben. „Wir sind kein Designprodukt, das den Gästen alle drei Jahre ein neues Erlebnis vermitteln muss“, sagt der Hoteldirektor Hartmut Korthäuer. Caesar Salad, Rinderfilet mit Pommes und Maultaschen werden ungefähr seit 30 Jahren im Bistro Reuchlin serviert. Am 5. November geht außerdem wieder die Maritim-Alm in Betrieb, die 2017 ihre Premiere hatte. In der rustikalen Holzhütte gibt es Grillente mit Blaukraut oder Schmorbraten vom Jungbullen. Ein paar Gäste würden zwar nach veganen Speisen fragen, „aber wir orientieren uns an dem, was die Mehrheit gerne hätte“, sagt der Chef.