Volker Merz, der langjährige Leiter der privaten Merz Schule, ist im Alter von 98 Jahren gestorben Foto: : Achim Zweygarth

Stuttgart hat einen großen Sohn verloren: Volker Merz, der langjährige Leiter der Merz Schule, ist am Samstag im Alter von 98 Jahren gestorben. Der Pädagoge galt als Vorbild für Toleranz, Leidenschaft und Disziplin.

Stuttgart - Geistig fit war er bis ins hohe Alter und liebte es, Impulse zu geben. Beim Festakt zum 100. Geburtstag der Merz Schule sah man ihn erstaunlich rüstig, aber auch im Festzelt seiner Schwiegertochter Sonja Merz auf dem Wasen. Am Samstag ist Volker Merz, ein brillanter Pädagoge, der Generationen von Stuttgarter Schülerinnen und Schüler geprägt und fit für die Zukunft gemacht hat, im Alter von 98 Jahren gestorben. Die Stadt trauert um einen großen Sohn, der vorgelebt hat, wie man mit Mut und Lebensfreude gesellschaftliche Verantwortung übernimmt und hohe Ziele erreichen kann.

Schule steht für Disziplin, Sportgeist und Streitkultur

Volker Merz war keiner, der andere Meinungen nicht stehen lassen konnte. „Das bessere Argument hat zu siegen“, lautete seine Maxime. In der Schülermitverwaltung hatte er wie alle anderen nur eine Stimme und musste sich dort öfter beugen. Viele Schülerinnen und Schüler fühlten sich bei ihm nicht bevormundet, sondern ernst genommen. Die private Merz Schule steht bis heute für Disziplin, Sportgeist und Streitkultur und hat mitgeholfen, dass vielen Schulabgänger eine beeindruckende Karriere im Beruf gelungen ist.

Sein Vater Albrecht Leo Merz, der als „schwäbischer Pestalozzi“ galt, hatte die Merz Schule 1918 gegründet. „Zur Reformpädagogik meines Vaters gehören die zwei maßgeblichen Begriffe Erkennen und Gestalten“, sagte Volker Merz einmal, „sie bedeuten eine Verknüpfung zwischen theoretischer und praktischer Intelligenz“. Dies schaffe bei Lernenden eine „grundsätzliche Basis, die weit über das rein Schulisch-Wissenschaftliche allgemein bildet“. Diese Methode ermögliche, sich für neue Entwicklungen zu öffnen, „ohne dass man dann Grundkonzeption ändern muss“.

In den 1950ern war er in der Hockey-Nationalmannschaft

Im Eiskunst- und Eisschnelllauf gehörte Volker Merz zu den Besten. 1954 wurde er in die Hockey-Nationalmannschaft berufen, erlitt dort aber im selben Jahr noch so schwere Wirbelverletzungen, dass er die Finger vom Spitzensport lassen musste. Bis ins hohe Alter war er ein treuer Fan der Stuttgarter Kickers.

Oettinger: „Auch im Ruhestand war er ,Mister Merz Schule’“

Günther Oettinger, dessen Sohn die Merz Grundschule und zwei Jahre das Merz Gymnasium besuchte, würdigte Volker Merz als „liberale Persönlichkeit und klugen Ratgeber“. Der frühere Ministerpräsident und EU-Kommissar sagte unserer Zeitung: „Ich kannte ihn gut und habe ihn sehr geschätzt. Er hatte ein Herz für Kinder und für Stuttgart.“ Merz sei immer stark an gesellschaftspolitischen Themen interessiert gewesen. „Er hatte eine klare Meinung, war aber nicht dominant.“ Gemeinsam mit seiner Frau Christa - „eine tolle Frau“ - habe Volker Merz das Privatschulwesen im Raum Stuttgart geprägt. „Auch im Ruhestand war er ,Mister Merz Schule’“, sagte der 67-Jährige.

Gute Erinnerungen hat Oettinger an gemeinsame Treffen mit Volker Merz und dem 2015 verstorbenen früheren Finanz- und Kultusminister Gerhard Mayer-Vorfelder. Die beiden seien gut befreundet gewesen - bei allem, was sie trennte: Merz war ein Liberaler, Mayer-Vorfelder ein Konservativer. Merz war leidenschaftlicher „Blauer“, der sich in den Kickers-Gremien engagierte, Mayer-Vorfelder als VfB-Präsident bekanntlich ein „Roter“. „Sie haben sich trotzdem sehr gemocht“, sagt Oettinger. „Es waren immer schöne Gespräche.“