Meisen freuen sich im Winter über Knödel mit Fettfuttermischungen mit Sonnenblumenkörnern. Plastiknetze sind allerdings nicht optimal. Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Fütterung von Vögeln im Winter wird auch unter Naturschützern kontrovers diskutiert. Wer einige Regeln bei der Fütterung beachtet, hilft der Natur und hat die Chance, heimische Vögel zu beobachten.

Untertürkheim - Eiskälte, schneebedeckte Wiesen und Bäume, Schmuddelwetter. Unwirtliche Verhältnisse für Menschen, die im Freien arbeiten. Wildtieren setzt die Jahreszeit noch stärker zu. Sie benötigen viel Energie und finden wenig Nahrung. Sie kämpfen ums Überleben. Viele Menschen wollen zumindest die gefiederten Mitbewohner unterstützen – ob per Vogelhaus, Meisenknödel oder Futtersilo. Wie sinnvoll ist die Vogelfütterung überhaupt?

Unter Naturschützern ist dies ein kontrovers diskutiertes Thema. „Durch die Fütterung hilft man überwiegend den häufigen Arten wie Kohl- und Blaumeise, Buchfink, Haussperling, Amsel und Rotkehlchen, also kaum mehr als einem Dutzend Arten“, sagt Michael Eick von Naturschutzbund in Fellbach. Sein Stuttgarter Nabu-Kollege Stefan Kress bläst ins gleiche Horn. Meisenknödel, Sonnenblumen und Haferflocken würden nicht verhindern , dass bedrohte Arten der Äcker, Felder und Wiesen immer seltener würden. Etliche Vogelarten ernähren sich nicht nur von Sämereien. Sie benötigen Insekten. „Die Feldlerche, der Kiebitz, Braunkehlchen und andere fliegen das Futterhäuschen nicht an“, ergänzt Eick.

Auch in Großbritannien, wo die Ganzjahresfütterung praktiziert wird, kann der Rückgang der Vogelarten nicht aufgehalten werden. Selbst frühere Allerweltsvögel in unseren Grünanlagen wie Grünfink, Dompfaff und sogar Amsel sowie der freche Spatz sind vielerorts eine Rarität. Die beiden Nabu-Experten weisen darauf hin, dass nur der Erhalt von vielfältigen und gesunden Lebensräumen eine artenreiche Vogel- und Insektenwelt schützt. „Dies lässt sich nicht durch Futterspender ersetzen“, sagt Kress. Insofern plädiert er für Blumenwiesen, blütenreiche Beete für Insekten, Hecken mit Beeren als Kraftfutter für Vögel, deren Zweige nicht im Herbst geschnitten werden, und alte Streuobstbäume mit Nistmöglichkeiten. „Ein vogelfreundlicher Garten ist immer ein Gewinn – für die Natur und den Menschen. Durch das Pflanzen von Beerensträuchern wie Vogelbeere, die nicht umsonst so heißt, Holunder, Hartriegel oder Liguster sichert man vielen Vogelarten eine gute Nahrung für viele Monate“, sagt Eick.

Trotzdem befürworten beide Nabu-Experten die Vogelfütterung aus zwei Gründen: In Steingärten und parkähnlichen Hausgärten finden Tiere immer weniger Nahrung. Meisenknödel, Körnermischungen sowie Futtersilos voll Haferflocken, Rosinen und anderen Leckerbissen bieten Ersatz für natürliche Futterquellen. Sie sind Energielieferant für die Tiere und eine Freudenquelle für Naturbeobachter zugleich. „Die Fütterung bietet die Chance, Vögel zu beobachten – und richtig durchgeführt schadet sie auch nicht“, sagt Pädagoge Eick. Dieser naturpädagogische Aspekt wiegt für die beiden Naturschützer schwer. „Wer die Vögel im Garten, auf dem Balkon oder am Futterhäuschen vor der Haustüre beobachtet, bekommt ein Gefühl für die Umwelt und will sie schützen“, sagt Kress. Vogelfreunde sollten allerdings einige Regeln beachten, damit der gute Wille nicht ins Gegenteil umschlägt und den Vögeln schadet.