Gut gelaunt und mit schwäbischem Dialekt unterwegs: Pilot Jonas Stein im Cockpit. Foto: Tui fly

Ein Pilot überrascht mit einer Durchsage auf Schwäbisch – der Clip geht auf TikTok viral. Nun spricht er über Heimatgefühl, Humor und das plötzliche virale Interesse.

Manchmal genügen wenige Worte – oder die Art, wie sie ausgesprochen werden – um Menschen zu begeistern. So wie in einem kürzlich auf TikTok viral gegangenen Clip, in dem ein Pilot seine Passagiere mit einer humorvollen Durchsage auf Schwäbisch überraschte. Nicht nur die Flugreisenden amüsierten sich, auch online sorgte die Szene für Begeisterung. Seither stellt sich die Frage: Wer ist der Mann im Cockpit?

Der Pilot heißt Jonas Nicolas Stein, ist 23 Jahre alt, kommt aus der Region Stuttgart und ist seit März 2024 für Tui-Fly unterwegs. Mit uns sprach er über seinen schwäbischen Dialekt, die Idee hinter der Durchsage und die Reaktionen der Fluggäste.

Seine Ausbildung hat der 23-Jährige 2021 begonnen und 2023 abgeschlossen. Seither ist er regelmäßig im Liniendienst unterwegs – und mit ihm manchmal auch der schwäbische Dialekt.

So entstand die Idee der schwäbischen Durchsagen im Cockpit

Für Stein ist Schwäbisch nicht einfach ein Dialekt – sondern ein Teil seiner Identität. „Ich bin so aufgewachsen, ich kann im Prinzip gar ned anders“, sagt er. Hochdeutsch zu sprechen, sei für ihn durchaus anstrengend: „Allein schon wegen der Aussprache – aber auch, weil ich Redewendungen oder Wörter benutze, die man im Alltag gar nicht versteht, wenn man nicht aus der Region kommt.“

Schon während seiner Ausbildung war sein Dialekt ein Thema, beispielsweise, als er in Hannover stationiert war. „Da isch des natürlich aufgefallen“, sagt Stein. Auch deshalb achtet er im Arbeitsalltag darauf, mögliche Missverständnisse zu vermeiden. „Wir haben ja mehrere Stationen in Deutschland. Wenn ich mal von woanders fliege, sprech’ ich das im Briefing an – einfach, damit die Crew Bescheid weiß.“ Probleme habe es dabei nie gegeben – im Gegenteil: „Die meischten findens richtig gut.“

Wie es zu seinen Durchsagen kam? Eine Flugbegleiterin bei Air Berlin hatte ja bereits eine solche auf Schwäbisch getätigt und Freunde hatten ihm Clips eines schwäbischen Comedians geschickt – mit dem Hinweis: „He, des könntsch du doch au mol mache.“ Mit der Zeit entwickelte sich dann die Idee zur schwäbischen Durchsage. „Und so isch des dann nach und nach gereift“, erzählt er. Seine Durchsage läuft meist in drei Schritten ab: Zunächst auf Hochdeutsch – oder, wie er es nennt, „zivilisiertes Schwäbisch“ – dann auf Englisch, und zum Schluss kommt die „Schwaben-Edition“.

Die Resonanz bei Fluggästen auf schwäbische Piloten-Durchsagenenzeile

Natürlich mache er das nicht auf jedem Flug, betont Jonas Stein. „Frühmorgens, wenn alle Gäschte schlafen, mach ich des natürlich ned“, so der Pilot. Oder auch dann nicht, wenn es irgendwelche Vorkommnisse gebe wie einen medizinischen Notfall. Da sei die Ansage mit Dialekt natürlich nicht angebracht. Wenn aber die Stimmung an Bord und bei der Crew gut sei, dann mache er das gerne.

Mal sei es eine Begrüßung, mal ein kurzer Kommentar zum Wetter. Je nach Flugroute variiert auch der Inhalt seiner Durchsagen. „Ob ich hin- oder zurückfliege, macht scho a Unterschied“, sagt Jonas Stein. Beim Hinflug stimmt er die Gäste gerne auf die Auszeit ein, zum Beispiel mit Sätzen wie: „Genießet ses mal a Zeit lang, ned an Kehrwoch‘ denke zu müsse“. Beim Rückflug darf dann der Hinweis nicht fehlen, dass daheim womöglich schon wieder die nächste Putzrunde ansteht. Auch beim Wetter lässt sich der Dialekt nicht abschütteln: Mal ist’s „schee“, mal hat’s „a paar Wölkle“, und wenn’s richtig schüttet, dann ist’s halt „a rechte Säuch“.

Von den Reaktionen der Gäste bekommt der 23-Jährige meist nur indirekt etwas mit: „Wir Piloten haben vorne im Cockpit Headsets mit Noise-Cancelling-Funktion – wir hören leider wenig bis gar nichts aus der Kabine.“ Oft ruft dann die Kabinenbesatzung an und teilt den Piloten mit, dass „der ganze Flieger gegrölt und geklatscht“ habe. Manchmal, wenn es sich zeitlich anbietet, stellt sich der junge Pilot nach der Landung auch selbst nach vorne und verabschiedet die Fluggäste. Dann wird er prompt angesprochen: „Des Schwäbisch war subber, des machet se wieder!“

Was sagt Tui-Fly über die Durchsagen?

Auch bei seiner Familie und seinen Freunden kommen die Durchsagen auf Schwäbisch durchweg gut an: „Die meischten findet’s richtig klasse“. Natürlich hätten auch mal ein oder zwei gesagt, das müsse jetzt nicht unbedingt sein. „Aber letztlich haben wir die Freiheit, unsere Ansagen selbst zu gestalten.“

Dass sein Clip auf TikTok viral gegangen ist, hat Jonas Stein selbst gar nicht mitbekommen, denn er ist nicht auf TikTok. Freunde haben ihn darauf angesprochen: „Die ham mir das geschickt und g’sagt: ‚He, des bisch doch du!‘“ Die Überraschung war groß – und die Freude auch. „Ich mach’ im Prinzip nur meinen Job – mit Leidenschaft – und wenn ich damit anderen ein Lächeln schenken kann, dann umso besser.“

Auch bei der Fluggesellschaft Tui-Fly, für die Jonas Stein im Cockpit sitzt, kommt die schwäbische Durchsage gut an. Regine Keppler von der Unternehmenskommunikation von Tui-Fly sagt: „Mir wurde es ja auch zugespielt und ich musste wirklich breit grinsen.“ Sie habe es sich zwei- oder dreimal angehört, „weil es einfach so sympathisch ist“. Das Unternehmen wolle Gäste mit einem Lächeln in den Urlaub bringen und auch wieder nach Hause zurück. „Wenn wir dann so tolle Unterstützung bekommen, freuen wir uns natürlich drüber.“