Angelique Kerber steht im Halbfinale von Wimbledon. Foto: AFP/GLYN KIRK

Angelique Kerber setzt ihren ebenso beeindruckenden wie unerwarteten Siegeszug in Wimbledon fort. Sie steht nun zum vierten Mal im Halbfinale. Nach dem glatten Erfolg über die Tschechin Karolina Muchova scheint für die Siegerin von 2018 alles möglich.

London - Alle Tennis-Fans durften wieder nach Wimbledon kommen - und sie sahen eine Angelique Kerber in Titelform. Ungläubig schloss die Siegerin von 2018 die Augen und ballte die Fäuste, denn nach dem 6:2, 6:3 über die Tschechin Karolina Muchova ist die 33-Jährige nur noch einen Schritt von ihrem dritten Endspiel bei dem Rasen-Klassiker entfernt. „Ich bin so glücklich, im Halbfinale zu sein“, sagte Kerber nach ihrem vierten Semifinal-Einzug, der nach schwierigen Monaten noch vor kurzem Lichtjahre entfernt schien.

Wieder betonte die einstige Nummer eins der Welt unmittelbar nach dem Match, wie sehr sie die Zeit in London genießt, wo im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie nicht gespielt werden konnte: „Ich habe mich so auf die Rasensaison gefreut. Ich bin so glücklich, mein Tennis zu spielen, zu kämpfen und mein Herz auf dem Platz zu lassen.“

Nun gegen Barty

In der Vorschlussrunde an diesem Donnerstag trifft die Kielerin entweder auf die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty aus Australien oder deren Landsfrau Ajla Tomljanovic. „Es ist egal, gegen wen ich spiele, es wird wieder ein Kampf“, sagte sie. Kerber stand auch 2012 und 2016 im Halbfinale, vor fünf Jahren erreichte sie zum ersten Mal das Endspiel des auf Rasen ausgetragenen Grand-Slam-Turniers, verlor aber gegen Serena Williams. 2018 gelang ihr die Revanche.

Im anderen Halbfinale trifft die frühere Weltranglisten-Erste Karolina Pliskova aus Tschechien auf die an Nummer zwei gesetzte Aryna Sabalenka aus Belarus. Sabalenka steht nach dem 6:4, 6:3 über die Tunesierin Ons Jabeur erstmals in einem Grand-Slam-Halbfinale, der stark aufschlagenden Pliskova gelang dies nun bei allen vier großen Turnieren. Die 29-Jährige schlug Viktorija Golubic aus der Schweiz 6:2, 6:2.

Über 12.000 Zuschauer

Erstmals durften am Dienstag wieder alle verfügbaren Plätze besetzt werden, und die Zuschauer auf dem 12 345 Fans fassenden, aber nicht ganz gefüllten Platz Nummer eins sahen unter dem wegen Regens geschlossenen Dach sofort eine hochkonzentrierte Kerber. Die drei ersten Spiele waren jeweils umkämpft, alle gingen an die Norddeutsche - auch weil Muchova mit dem einen oder anderen Fehler half. Doch Kerber zeigte auch Weltklasse-Schläge, wirkte bissig und nutzte ihre Chancen. Eine missratene Rückhand von Muchova bescherte der 28. der Weltrangliste den glatten Satzgewinn.

Die sechs Ränge besser platzierte Muchova besaß direkt danach drei Chancen in Serie, Kerber das Aufschlagspiel abzunehmen. Doch im dritten Vergleich der beiden bewies die Gewinnerin von drei Grand-Slam-Titeln Nervenstärke und ging auch in Durchgang zwei in Führung. Zum 1:2 kassierte sie nach zu vielen Fehlern dann aber doch das Break gegen Muchova. Die 24-Jährige hatte schon vor zwei Jahren das Viertelfinale in Wimbledon erreicht und am Jahresanfang bei den Australian Open sogar erstmals ein Grand-Slam-Halbfinale.

Muchova mit Problemen

Auf dem angestrebten Weg in ihr achtes Semifinale bei einem der vier wichtigsten Turniere bekam Kerber immer wieder Hilfe, wenn Muchova bei den Grundschlägen das Tempo anzog und den Ball dann nicht ins Feld platzierte. Die auch am Netz auftauchende und Stoppbälle spielende Tschechin ermöglichte so nicht nur das schnelle Rebreak, sondern sogar eine 5:2-Führung und konnte es nicht fassen, dass sie einfach nicht richtig in die Begegnung kam. Kerber nutzte nach nur 75 Minuten den zweiten Matchball - dank eines Fehlers von Muchova.