Die neue Filderwache in Möhringen soll Feuerwehrleuten und Rettungsdienst optimale Arbeitsbedingungen bieten. Foto: /Bildstelle Feuerwehr Stuttgart

Alle fünf Wachen der Stuttgarter Berufsfeuerwehr und viele der Freiwilligen Feuerwehr sind marode. Die ersten großen Arbeiten laufen, der soll Gemeinderat weitere beschließen. Eine Machbarkeitsstudie soll die Gesamtsituation beleuchten.

Stuttgart - Es ist ein Gefühl, das fast kein Angehöriger der Stuttgarter Berufsfeuerwehr kennt: der Gang durch eine nagelneue Feuerwache. Als vor ein paar Tagen der Rohbau der Wache 5 in Möhringen vorgestellt wird, ist die Zufriedenheit dementsprechend groß. Denn die fünf Wachen der hauptamtlichen Retter im Stadtgebiet sind allesamt alt und marode. Das neuste Gebäude, das im Westen, stammt aus dem Jahr 1982. Doch seither haben sich Anforderungen und technische Ausstattung massiv verändert.

„Wir wollen die neue Filderwache in einem Jahr beziehen“, freut sich Stuttgarts Feuerwehrchef Georg Belge. Der alte Standort in Degerloch weise einen „immensen Sanierungsbedarf“ auf und sei nicht mehr zeitgemäß. Da setzt das neue Gebäude in Möhringen, das dort nach langen Standortdiskussionen entstehen kann, ganz neue Maßstäbe. In dem riesigen Komplex an der Sigmaringer Straße sollen über 100 Leute und fast 40 Fahrzeuge unterkommen. Auch die Abteilung Logistik der Freiwilligen Feuerwehr und der Rettungsdienst werden dort einziehen und optimale Arbeitsbedingungen vorfinden. „Es sind viele Anregungen der Mitarbeiter eingeflossen. Die Aussicht auf den Umzug sorgt für eine enorme Motivation bei ihnen“, erzählt der Dienststellenleiter Sven Lehmann.

Zeitgemäße Gebäude sind allerdings die absolute Ausnahme bei der Stuttgarter Feuerwehr. Mancherorts gibt es noch nicht einmal separate Umkleiden, die Einsatzkräfte müssen sich in der Fahrzeughalle umziehen. Sanierungs- oder Neubaubedarf besteht fast allerorten. Deshalb spricht Ordnungsbürgermeister Martin Schairer in Möhringen vom „ersten Meilenstein einer Bauoffensive“, zunächst einmal vor allem für die Berufsfeuerwehr. Ein lange erhoffter Schritt, der Signalwirkung haben soll. „Jetzt wird viel passieren“, sagt Schairer.

38 Millionen Euro für die Wache im Süden

Tatsächlich kündigt sich das größte Maßnahmenpaket seit Jahrzehnten an. Neben den 51 Millionen Euro in Möhringen wird die Stadt auch an zwei anderen Standorten investieren. Heute soll der Gemeinderat beschließen, dass die alte Feuerwache 1 in der Heusteigstraße abgerissen und an selber Stelle neu gebaut wird. Während der dreijährigen Bauzeit soll ein Löschzug in einer Interimswache unter der Paulinenbrücke unterkommen. Beides zusammen wird mit Kosten von 38 Millionen Euro veranschlagt. Bekommt das neue Gebäude einen Plusenergiestandard, erhöht sich die Summe. Außerdem hat der Wirtschaftsausschuss in der vergangenen Woche zugestimmt, eine Logistikhalle im Innenhof der Wache 2 im Westen zu errichten. Dort sollen Fahrzeuge und Material unterkommen.

„Wir sind sehr dankbar, dass die Politik den Bedarf erkannt hat und diesen Weg einschlägt. Das ist dringend notwendig, um dem Stand der Technik entsprechen zu können“, sagt Feuerwehrchef Belge. Und er dementiert Befürchtungen, dass der Verein Stadtlücken, der seit einiger Zeit den Platz unter der Paulinenbrücke bespielt, durch das Interim verdrängt werde: „Es wird sicherlich Einschränkungen geben, aber wir stehen dem Verein nicht im Weg.“ Man treffe enge Absprachen. Außerdem soll ein Teil der Container zur Nachnutzung stehen bleiben.

Damit ist es aber noch lange nicht getan. Die Feuerwehr trägt derzeit alle Fakten für die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie zusammen, die die Situation der anderen Standorte beleuchten soll. Die Daten sollen spätestens im nächsten Frühjahr vorliegen. „Darin ist auch die Freiwillige Feuerwehr enthalten“, so Belge. Dort ist man in Münster am weitesten, auch in Untertürkheim hofft man, dass sich bald etwas tut. „Das ganze Thema wird sicherlich einige Jahre in Anspruch nehmen“, weiß Belge.

In Bad Cannstatt wird es bereits eng

Denn nicht geklärt sind weitere dicke Brocken bei der Berufsfeuerwehr. Die Wache 2 im Westen soll generalsaniert werden. Eine Planung gibt es aber noch nicht. Die Wache 4 in Feuerbach ist denkmalgeschützt und braucht einen Neubau an anderer Stelle. „Wir suchen dafür ein Grundstück und stehen in Gesprächen mit dem Liegenschaftsamt“, so Belge. Das dickste Brett wird aber in Bad Cannstatt zu bohren sein. Der Umbruch an der dortigen Wache 3 hat bereits begonnen. Von Herbst an müssen Mitarbeiter in ein externes Gebäude umziehen, weil es zu eng wird. Eventuell könnte von 2022 an ein neuer Verwaltungsbau auf einem SSB-Gelände entstehen. „Das könnte die erste Stufe einer Neugestaltung sein“,hofft Belge.

Damit in den nächsten Jahren noch mehr Feuerwehrleute ein ganz neues Gefühl kennenlernen: den Gang durch eine neue Wache.