Vorstandschef Alexander Wehrle, VfB-Trainer Michael Wimmer: Die Zeit der Entscheidungen naht. Foto: Baumann

Die Lage beim VfB ist kompliziert – die Strukturen sind es auch. Wir erklären, wer in der Trainerfrage und bei der Entscheidung über Sportdirektor Sven Mislintat eigentlich das Sagen hat.

Der VfB Stuttgart steht vor wegweisenden Wochen. Gesucht wird ein (neuer) Trainer und möglicherweise auch ein neuer Sportdirektor, sollten sich die Wege zwischen dem VfB und Sven Mislintat tatsächlich trennen.

Doch wer sucht eigentlich wen aus beziehungsweise wer entscheidet was? Um die bevorstehenden Prozesse zu verstehen, zunächst ein kurzer Blick auf die Gremien des VfB Stuttgart. Der größte Verein Baden-Württembergs besteht seit 2017 bekanntlich aus einem eingetragenen Verein (e.V.) und der VfB AG, an welcher der e.V. die Mehrheit trägt.

Eine Menge Leute reden mit – mehr oder weniger direkt

Zuständig für die Profimannschaft ist die AG. Sie besteht aus einem dreiköpfigen Vorstand und einem Aufsichtsrat mit neuerdings neun Vertretern. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Claus Vogt, ist zugleich Präsident des Hauptvereins und damit eng mit anderen Gremien wie Präsidium und Vereinsbeirat verwoben. Wichtig zu wissen, denn das Kontrollgremium muss stets über bedeutende Personalentscheidungen innerhalb der AG informiert werden. So wusste der Aufsichtsrat nach der Entlassung von Pellegrino Matarazzo auch schnell über die möglichen Nachfolgekandidaten Jess Thorup und Alfred Schreuder Bescheid. Ein relativ großer Personenkreis ist beim VfB also stets im Bilde und versucht, Einfluss zu nehmen.

Formal sieht der Ablauf der Trainersuche Folgendes vor: Der Sportdirektor schlägt einen oder mehrere Kandidaten vor. Darüber berät der Vorstand mit Alexander Wehrle an der Spitze. Der Aufsichtsrat muss das Ganze am Ende absegnen.

Die Theorie ist das Eine. In der Praxis verhielt es sich zuletzt so, dass Sportdirektor Mislintat und Vorstandschef Wehrle gemeinsam nach Trainerkandidaten Ausschau hielten. Mit im Boot saßen zudem Markus Rüdt, ein Vertrauter Mislintats, der als Chef der Sportorganisation beim VfB fungiert. Und Wehrles Berater Sami Khedira. Dazu gibt es auch noch Philipp Lahm. Nachdem sich die Viererrunde darauf verständigt hatte, mit Michael Wimmer bis zur Winterpause weiterzumachen, sollen nun die Gespräche über Mislintats Zukunft vorgezogen und erst danach über die Trainerfrage entschieden werden.

Zunächst wird über den Sportdirektor entschieden, dann über den Trainer

Der AG-Vorstand – neben Wehrle der für das Marketing zuständige Rouven Kasper sowie Thomas Ignatzi (Finanzen) – wird letztlich den Daumen über Mislintat heben oder senken. Vorausgesetzt, Mislintat will überhaupt weitermachen. Abgesegnet wird auch diese Personalie schlussendlich durch den Aufsichtsrat. Danach beginnt der Trainersuchlauf beim VfB Stuttgart möglicherweise von Neuem.