Für das Spiel in Kiel setzt VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo (re.) vermutlich wieder auf Holger Badstuber in der Innenverteidigung. Foto: Baumann

Im Spiel des VfB Stuttgart bei Holstein Kiel schlägt wohl wieder die Stunde von Holger Badstuber. Das trifft sich gut – der Abwehrspieler hat mit den Störchen noch eine Rechnung offen.

Stuttgart - „Bissigkeit, Härte, Emotion“ – Pellegrino Matarazzo hat all das gespürt. Leider erst im Training seiner Mannschaft in dieser Woche. Zuvor, beim 1:2 beim SV Wehen Wiesbaden, suchte man all das dagegen vergeblich. Weshalb der Trainer des VfB Stuttgart die Tonart gewechselt und schnell ein „sehr offenes und kritisches Gespräch“ mit seinen Spielern gesucht hat. Tenor der Runde: „Wir können nicht nur durch unsere Qualität Spiele gewinnen. Wir müssen im richtigen Moment den richtigen Charakter zeigen.“ Weshalb nun der Moment des Holger Badstuber gekommen scheint.

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Zu ruhig und brav war das VfB-Team in Wiesbaden aufgetreten, kleinste Widerstände brachten die Spieler aus dem Konzept, ein echtes Aufbäumen war nicht zu erkennen. Kaum einer schien sich so richtig zu wehren – für dieses Manko wollte Matarazzo in den vergangenen Tagen „das Bewusstsein schaffen“. Und weil Taten oft noch besser wirken als Worte, wird er in Kiel wohl auf Badstuber bauen. Einen unbequemen Recken, der zwar nicht mehr der Schnellste ist, den aber do schnell nichts umhaut, der sich nichts gefallen lässt und auch mal als unbequemer Antreiber den eigenen Kollegen gegenüber auftritt. Und: der noch eine Rechnung mit Holstein Kiel offen hat.

Gelb-Rot im Hinspiel

Im Hinspiel stand er zwar in der Startformation des VfB-Teams, den Schlusspfiff aber erlebte Badstuber nicht mehr auf dem Feld. Der bereits verwarnte Innenverteidiger hatte seinen Gegenspieler Janni Serra leicht getreten und stark am Trikot gezupft – und flog mit Gelb-Rot vom Platz. Weil er das ziemlich ungerecht fand, bepöbelte er die Gilde der Schiedsrichter bei seinem Abgang noch als „Muschis“.

Die Dreifach-Folge für Badstuber: Der VfB verlor die Partie, er wurde ein Spiel gesperrt und musste 8000 Euro Strafe zahlen. Für seine nun wohl gesteigerte Motivation gibt es aber wohl noch einen vierten Grund.

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Der Zweitliga-Alltag nach dem Lockdown hat für Badstuber schließlich gar nicht gut begonnen. Schließlich saß der WM-Dritte von 2010 beim enttäuschenden 1:2 in Wiesbaden die gesamten 97 Spielminuten mit seiner weißen Gesichtsmaske auf der blauen Sitzschale am linken Rand der Haupttribüne. Fit und bereit war er – und wurde doch von Trainer Matarazzo links liegen gelassen. Selbst bei fünf vollzogenen Auswechslungen kam Badstuber nicht zum Zug.

Zuletzt wurde Badstuber von Kaminski verdrängt

Der 31-jährige Ex-Nationalspieler, der im letzten Spiel vor Publikum, dem 1:1 gegen Zweitliga-Spitzenreiter Arminia Bielefeld vom 9. März, noch in der VfB-Startelf gestanden und über 90 Minuten gespielt hatte, musste seinen Platz in der Innenverteidigung dem zuvor lange verletzten Marcin Kaminski überlassen. Der Pole leitete das 0:1 mit einem Fehlpass ein, lieferte sonst zwar ein vernünftiges Comeback ab. Ein Defensivmann muss nun aber wohl für Badstuber Platz machen. „Wir müssen widerstandsfähiger werden“, hatte Matarazzo schon in Wiesbaden gesagt.

Am Freitag wiederholte er seine Forderung in leicht veränderten Sätzen. „Im letzten Spiel haben wir es nicht gut gemacht“, ergänzte der Coach, „deshalb versuchen wir schon auch den Druck zu erhöhen.“ Und: „Jetzt gilt es, jene Spieler auszusuchen, die bereit sind.“ Es sei „sehr gut möglich“, dass Holger Badstuber einer dieser Spieler ist und in die Startelf rückt.

Damit Bissigkeit, Härte und Emotionen nicht nur im Training mit dabei sind.