Trainer Pellegrino Matarazzo ist wieder zum Team gestoßen. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

In der Vorbereitung legt der VfB einen Fokus auf positionsspezifischen Übungen in kleinen Gruppen. Und Sasa Kalajdzic macht Scherze mit den zuschauenden Fans im Allgäu.

Wieder und wieder flankt Josha Vagnoman in die Mitte. Mal kommen die Hereingaben des VfB-Neuzugangs vom Hamburger SV hoch in den Strafraum, oft zischen sie aber auch flach über den Platz. Im Zentrum wartet eine ganze Reihe an Stürmern – nach und nach bereit, in den Ball hinein zu sprinten und ihn einzunetzen. Wie und wann? Dafür erhalten Sasa Kalajdzic und Co. penible Anweisungen von Individualtrainer Nate Weiss, der lautstark an den Laufwegen feilt und die Spieler auch mal am Trikot auf die gewünschte Position zieht.

Ein ganz großer Schwerpunkt: das richtige Timing. „Warten, warten! Noch nicht zu früh starten“, ruft der Mann mit der schwarzen Mütze immer wieder. Mal auf Deutsch, dann auf Englisch, die Sprachen wechseln im Sekundentakt. Sukzessive werden die Abläufe tatsächlich runder. Die Netze wackeln regelmäßig, der zuvor viele Bälle einsammelnde Zeugwart Michael Meusch wird zunehmend beschäftigungslos.

Sasa Kalajdzic jubelt mit den Fans

Nur einer ist unzufrieden – halb im Spaß allerdings. „Bisschen mehr Begeisterung bitte“, ruft Sasa Kalajdzic nach oben zu den zuschauenden Fans, die noch etwas zaghaft applaudieren. „Wir machen hier ständig Tore und dann so was.“ Prompt intensiviert sich der Jubel, was den Österreicher zu einem spontanen Sprint an die Bande veranlasst, um mit dem Anhang abzuklatschen. „Ja, genau so.“

Die Flanken- und Abschlussübung am Montag im Trainingslager im Allgäu gibt einen ziemlich guten Eindruck davon, dass es die Stuttgarter ernst meinen mit der angekündigten Intensivierung der positionsspezifischen Förderung – für die Weiss als neuer Individual- und Techniktrainer ja speziell ins Trainerteam geholt worden war. Schon am Sonntag hatten die Profis mit dem US-Amerikaner in Gruppen an eigens zugeschnittenen Inhalten gearbeitet. Die Innenverteidiger zum Beispiel an scharfen Pässen mit dem Spann, die Mittelfeldspieler an der Orientierung im Raum mit Zuspielen von allen Seiten.

Trainer Pellegrino Matarazzo meldet sich lautstark zurück

Nun kann natürlich immer nur ein Teil des großen Kaders in solchen Kleingruppen an Feinheiten feilen. Die anderen Spieler holten sich am Montagvormittag im Elf gegen Elf auf dem großen Feld einen Hauch Wettkampfhärte, die in der Vorbereitung natürlich auch nicht unter den Tisch fallen soll.

Mittendrin: der nach seiner Corona-Infektion wieder genesene Cheftrainer Pellegrino Matarazzo, der sich beileibe nicht mit einer Beobachterrolle abgibt und in seiner ersten Einheit im Allgäu gleich lautstark dirigiert. Matarazzo unterbricht, korrigiert und gestikuliert immer wieder. „Wenn ich ein paar Tage weg bin, möchte ich auch wieder präsent sein“, sagt Matarazzo, „die Jungs sollen spüren, dass ich wieder da bin.“

Dennoch will er auch künftig weiterhin Aufgaben an seinen Trainerstab delegieren wie zuletzt im Fall der Einheiten in Kleingruppen. „Das positionsspezifische Training wollen wir die ganze Saison über beibehalten“, sagt Matarazzo. Mit einem Unterschied: Im Vergleich zur vergangenen Saison soll es nicht mehr nur eine Einheit pro Woche in Kleingruppen geben, sondern immer wieder vor und nach dem Training Zeit für Sonderschichten sein.

Erste Fortschritte sind diesbezüglich am Montag im Allgäu jedenfalls schon ersichtlich: Einige scharfe Hereingaben von Vagnoman finden nicht nur im Individualtraining ihren Abnehmer, sondern auch im Trainingsspiel.