Hatten sich viel zu sagen: Hamadi Al Ghaddioui (li.) und Christian Streich Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Der SC Freiburg feierte seinen Auswärtssieg in Stuttgart, und der Trainer Christian Streich entschuldigte sich bei VfB-Stürmer Hamadi Al Ghaddioui – weil es eine spezielle Vorgeschichte gab.

Stuttgart - Christian Streich machte am Samstag kurz nach dem Schlusspfiff die Runde auf dem Platz. Nachdem der Coach des SC Freiburg nach dem 3:2-Sieg seine Spieler in bewährter Manier so fest an sich gedrückt und ihnen seine Freudenschreie ins Ohr gebrüllt hatte, dass manche von ihnen womöglich mal wieder blaue Flecken oder einen kleinen Hörsturz erlitten, machte er auch bei einigen Profis des VfB Stuttgart halt. Die drückte er zwar nicht so fest, aber der Austausch war auch da intensiv. Allen voran mit Hamadi Al Ghaddioui.

Denn mit Streich und dem VfB-Angreifer hatte es ja eine spezielle Vorgeschichte gegeben – weil der SC-Coach auf der Pressekonferenz vor dem Spiel dessen Namen nicht gewusst hatte und am Ende in die Journalistenrunde fragen musste, wie Al Ghaddioui wirklich heißt. Streich also wollte sich dafür nun nach dem Spiel beim VfB-Stürmer entschuldigen, und der direkte Dialog mit ihm lief dann nach Streichs Worten so ab: „Ich habe nicht mal gewusst, dass du ‚Al Ghaddioui’ heißt, es ist mir nicht mehr eingefallen, ich hab gedacht ‚El Ghaddioui’“.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Das sind die Lehren des VfB aus dem Freiburg-Spiel

Da habe Al Ghaddioui dann gesagt, so Streich weiter, „dass ich mir über solche Sachen keinen Kopf machen soll“. Das, so berichtete es der SC-Coach weiter, „fand ich wahnsinnig nett. Hamadi hat mir gratuliert, und wir haben uns unterhalten, es war sehr, sehr schön und angenehm“.

Das war dieser Fußballnachmittag auch allgemein aus Streichs Sicht, nimmt man mal die Minuten vor der Pause aus, in denen der SC nach der frühen 3:0-Führung zwei Gegentore nacheinander kassierte. Und nach denen Streich wohl so unfreiwillig wie endgültig wusste, dass Al Ghaddioui so heißt, wie er heißt – nachdem 25 000 VfB-Fans den Namen des Stürmers nach dessen Kopfballtor zum 2:3 gebrüllt hatten.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Die Einzelkritik zum Freiburg-Spiel

Nach dem Spiel kamen dann die Fragen nach Erklärungen zu diesen aus Freiburger Sicht schlimmen Minuten vor der Pause – bei seinen Antworten gab Streich dann einen echten Streich zum Besten: „Wir haben nicht gut verteidigt, aber fragen Sie mal den VfB zu seinen drei Gegentoren, da sagen sie auch, sie haben nicht gut verteidigt.“ Und weiter: „Es passieren halt Fehler, der Gegner hat Qualität – und kurz vor der Pause war der Gegner halt besser als wir, und deshalb haben wir zwei Tore kassiert.“

So oder so ähnlich muss es wohl gewesen sein – am Ende aber stand der Sieg des SC und damit der beste Bundesliga-Start der Clubgeschichte. Denn sieben Punkte aus drei Spielen, das gab es noch nie. Abgehoben ist im Breisgau aber auch noch nie jemand, allen voran Streich nicht – der dies betonte: „Ich kann rechnen, und ich weiß, wie viele Punkte wir brauchen, um ein weiteres Jahr in der Bundesliga spielen zu dürfen.“

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Darum ist Roberto Massimo der Spieler des Spiels

Falls der SC aber weiter so gefestigt auftritt wie in den ersten Wochen, dürfte er mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Ein Garant für die Freiburger Stabilität ist dabei der Innenverteidiger Nico Schlotterbeck, der nun zum ersten Mal in die Nationalelf berufen wurde. „Nach dem Debüt mit meinem Bruder Keven zusammen ist das die beste Woche meiner Karriere“, sagte Schlotterbeck, der nach dem Sieg beim VfB am Samstag nicht mehr mit zurück in den Schwarzwald reiste, denn: „Ich spiele in meiner Heimat in Stuttgart, der DFB-Lehrgang ist jetzt in Stuttgart – etwas Besseres gibt es kaum.“

Und so passte es in diese tolle Woche des gebürtigen Waiblingers, dass sein Trainer in Stuttgart noch zur ultimativen Lobhudelei ausholte: „Nico ist ganz bei sich, er hat sich als Persönlichkeit sehr entwickelt, ich bin sehr zufrieden mit ihm“, sagte Streich – und ging ins Detail: „Nico ist ein junger Mensch, der auch mal extrovertiert ist, aber das bin ich auch, und es ist ja auch gut, wenn man nicht alles in sich reinfrisst.“ Schlotterbeck sei aber, so Streich weiter, immer sehr konzentriert, denn: „Er weiß, wann es wichtig ist, den Fokus auf die Aktionen zu haben.“

Unser Datencenter | Noten für die Roten | Das Bundesliga-Livecenter

Übrigens: Auch Sie können hier die VfB-Spieler bewerten. Die Bilder zum Spiel haben wir in der Galerie für Sie zusammengestellt.