Die Profis von Borussia Mönchengladbach bejubeln ein Tor – unter ihnen ist ein Fan des KSC Foto: imago/Maik Hölter

Er ist der Anführer von Borussia Mönchengladbach, er überzeugt mit konstant starken Leistungen – und er ist bis heute Fan geblieben. Der VfB Stuttgart trifft an diesem Mittwoch im DFB-Pokal auf einen besonderen Profi.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart trifft an diesem Mittwoch auf einen speziellen Typen. Er ist der Kapitän von Borussia Mönchengladbach, er liefert konstant starke Leistungen ab – und er ist: glühender Fan des Karlsruher SC. Das Achtelfinalduell im DFB-Pokal beim VfB also dürfte für den Mann, der früher jeden Sommer von seinen Eltern zum Geburtstag das neue KSC-Trikot geschenkt bekam, ein besonderes sein.

Der Mann heißt Lars Stindl – und ist längst der Anführer und ein prägendes Gesicht von Borussia Mönchengladbach. Sein Fan-Herz aber schlägt von Kindesbeinen an für den Stuttgarter Rivalen aus dem Badischen. Als Knirps und Heranwachsender jubelte er beim KSC dem Welt-und Europameister Thomas Häßler zu. Dann erfüllte sich früh ein Traum, denn von 2000 bis 2010 kickte Stindl für den KSC, ehe er für fünf Jahre zu Hannover 96 wechselte. Dann ging es 2015 zu Borussia Mönchengladbach, wo er seine Wurzeln nicht vergessen hat – auch jene als einfacher Fan.

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Die KSC-Trikots von „Icke“ Häßler hat Stindl bis heute aufbewahrt. „Ich hatte zum Glück immer im Sommer Geburtstag, also schenkten mir meine Eltern jedes Jahr das neue Trikot“, sagt der Offensivmann, der bis heute seine Fan-Leidenschaft pflegt. So durchforstet Stindl das Internet nach wie vor nach Videos von Fangesängen. Er interessiert sich auch brennend dafür, wie viele Fans auf Auswärtsfahrten in der Liga so mitreisen.

Mit der Familie ins Stadion

Als er einst mit Hannover 2011 im Europapokal spielte, begeisterte er sich für den berühmten „Europapokaaaaal“-Fangesang. In einer Textstelle heißt es: „In Kopenhagen schellt das Telefon.“ Im Interview mit der Zeitschrift „11 Freunde“ erinnerte sich Stindl später: „Dann spielten wir ausgerechnet in Kopenhagen, ich erzielte das Siegtor. Wir waren damit weiter, mir kam diese Textzeile in den Sinn. Ich lief also zum Fanblock und imitierte einen Telefonanruf. Das war schon ein geiles Gefühl.“

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Das Dasein als Fan lernte Stindl quasi von der Pike auf – von frühester Kindheit an. „Wir unternahmen immer Ausflüge mit der gesamten Familie zum KSC: Opa, Papa, Onkel, mein Cousin, ich. Nach den Spielen habe ich dann alle auf dem Bolzplatz nachgeahmt.“

Klare Meinung zu RB Leipzig

Bewahrt hat sich Stindl auch seine Haltung als Fan – und als solcher sieht er vor allem die Entwicklungen des modernen Fußballgeschäfts kritisch. Schon vor einigen Jahren sagte er in einem Interview: „Alle schreien nach neuen Reformen, sei es gerade bei der Champions League oder auch, was das Spiel selbst betrifft. Aber lasst den Fußball doch so, wie er ist“, sagt er zum Beispiel. Auch zu Emporkömmlingen wie RB Leipzig hat Stindl eine klare Meinung.

„Wenn sich ein Investor zu Werbezwecken einen Verein strategisch raussucht, ohne regionalen Bezug, nur um ihn nach oben zu bringen, dann finde ich das schon fragwürdig“, meinte er – und brach später eine Lanze für die Ultras, die viele Experten und Verantwortliche bisweilen zuallererst mit Gewalt in Verbindung bringen. „Ich verurteile auch jede Form von Gewalt“, sagte Stindl. „Doch Ultras stehen für mich unter anderem für die Eingliederung von Fans: Sie organisieren die Busfahrten, Spendenaktionen, Veranstaltungen. Sie schaffen ein Gemeinschaftsgefühl. Diese soziale Komponente sollte man wertschätzen.“