Manche Menschen sorgen sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus in der Klinik – und vermeiden bei Herzproblemen deshalb eine Behandlung. Foto: imago images/Loop Images/Highwaystarz

Wer mit akuten Herzproblemen in die Klinik muss, wird derzeit Fachleuten zufolge gut versorgt. Allerdings sieht die Deutsche Herzstiftung auch Risiken – besonders im Hinblick auf den größer werdenden Mangel an Pflegekräften. Und wegen der Sorge der Patienten vor einer Coronainfektion.

Frankfurt/Main - Während der Coronapandemie sind in Deutschland phasenweise deutlich weniger Menschen mit Herzproblemen behandelt worden als noch vor der Pandemie. „In der ersten Welle war ein Rückgang der Aufnahmen von leichteren Herzinfarkten zu verzeichnen“, sagt Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Schwere Herzinfarkte seien aber weiterhin ausreichend versorgt worden. „Mittlerweile können die meisten Krankenhäuser Herznotfälle wie Herzinfarkt oder akute Herzschwäche adäquat versorgen.“

Die Kapazitäten für die herzchirurgische Versorgung seien zu Beginn der Pandemie „um bis zu 30 Prozent zurückgegangen“. Viele nicht-notfallmäßige Eingriffe mussten verschoben werden. Insgesamt seien die herzchirurgischen Kliniken regional sehr unterschiedlich betroffen gewesen.

Personelle Engpässe gab es schon vor der Pandemie

Inzwischen gibt es nach Informationen der Deutschen Herzstiftung „keine relevanten“ Probleme bei der Versorgung von Patienten mit akuten Herzerkrankungen wie etwa Herzinfarkt oder akuter Herzschwäche mehr. „Es bestehen allerdings personelle Engpässe, sowohl auf den Normal- als auch auf den Intensivstationen“, sagt Jan Gummert, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Besonders in der Herzchirurgie habe es schon vor Corona einen regional unterschiedlich ausgeprägten Personalmangel gegeben.

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Berichte zeigen laut Herzstiftung, dass derzeit „alle Patienten, die von ihrem behandelnden Arzt in der Kardiologie oder Herzchirurgie in der Klinik angemeldet werden, ohne Probleme und größere Verzögerungen stationär aufgenommen werden“. Das Hauptproblem bestehe aber darin, die Patienten zu überzeugen: „Aus Angst vor Covid-19 möchten viele der Patienten einen stationären Aufenthalt nach Möglichkeit vermeiden.“

Erste Publikationen zeigen eine erhöhte Sterblichkeit

Was die Entwicklungen für die kommenden Monate und Jahre bedeuten, ist schwer abzusehen. Die Datenlage sei „derzeit noch uneinheitlich, auch weil regional sehr große Unterschiede bestehen“, heißt es dazu von der Herzstiftung. „Auch wenn erste Publikationen eine erhöhte Sterblichkeit beschreiben, ergibt sich noch kein einheitliches Bild.“

Die Fachleute appellieren deshalb, „nicht aus Angst vor Ansteckung mit Sars-CoV-2 eine Behandlung zu verschieben oder im Notfall nicht die 112 zu rufen“. Zur Entlastung der Krankenhäuser tragen aus Sicht der Experten Impfungen und das Einhalten der Schutzmaßnahmen bei. „Die weitere Entwicklung hängt vom Verlauf der Omikron-Welle ab“, so die Kardiologen. Die Pandemie habe aber deutlich gemacht, „dass grundsätzliche strukturelle Probleme der Krankenhausversorgung bestehen“. Den Mangel an Pflegekräften auszugleichen ist demnach ein wichtiger Aspekt in dieser Diskussion.