Der Rewe am Marienplatz in Stuttgart kurz vor 21 Uhr, wenn hier kein Alkohol mehr verkauft werden darf. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Von Freitag auf Samstag war es in der City recht ruhig. Die Corona-Neuregelungen werden weitgehend beachtet und akzeptiert.

Stuttgart - Korn oder Weinbrand? Unschlüssig stehen Timo (19) und seine Freund vor dem Spirituosenregal. „Nimm doch einen Eierlikör“ witzelt jemand. Eine Entscheidung muss her. Dringend, denn es ist kurz vor 21 Uhr und auch im Rewe am Marienplatz gilt dann ein Alkoholverkaufsverbot. Wie in ganz Stuttgart, seitdem die verschärften Regeln nach dem Knacken der 50er-Marke auf 100.000 Einwohner in Kraft sind.

„Man kann sich ja rechtzeitig vorher etwas besorgen“, stellt Timo gelassen fest. „Ich glaube, nächstes mal gehen wir früher los.“ Immerhin: Die Gruppe kann ihren Einkauf noch tätigen. Der Kunde, der kurz darauf zwei Flaschen Wein erstehen will, wird freundlich aber bestimmt auf die Neuregelung hingewiesen. Enttäuscht, aber einsichtig bezahlt er den restlichen Einkauf. „Ich rechne nicht damit, dass es zu mehr Problemen kommt als sonst“, sagt der Mann von der Security, der sich nahe der Kasse eingefunden hat. Ärger gebe es ja immer mal wieder, auch wegen der Maskenpflicht. „Manche Leute vergessen sie einfach oder tragen sie falsch. Einzelne Jugendliche wollen beweisen, wie cool sie sind und lassen sie mit Absicht weg.“

Dass in der City nun auch im Freien Mund-Nasenschutz getragen werden muss, ist offenbar nicht allen Passanten klar. Dabei lässt sich kein Muster ausmachen, wer die Vorschrift ignoriert. „Maskenpflicht? Steht das irgendwo?“ fragt eine junge Frau. „Woher soll ich das denn wissen?“. Ein Ehepaar mittleren Alters begutachtet ohne Mundschutz das Schaufenster von E+H Meyer in der Tübinger Straße. „Wir haben unsere Masken dabei“, sagt der Mann und zeigt auf die Brusttasche, aus der ein bläulicher Wegwerf-Mundschutz ragt. „Es ist aber doch kaum jemand unterwegs. Wir haben die Dinger den ganzen Tag getragen. Jetzt sind wir eben in Feierabendstimmung.“ Tatsächlich ist wenig los. Wahrscheinlich hält nicht nur das Virus, sondern auch die Witterung viele von den Straßen fern.

Alkoholkonsumverbot auf verschiedenen Plätzen

Ein Pulk Jugendlicher hat sich vor einem Kiosk versammelt und diskutiert, wer hineingehen und sein Glück versuchen soll. Kurz darauf erscheint der Auserwählte wieder – eine Flasche Wodka in der Hand. Gefragt, warum er nach 21 Uhr Alkohol für unterwegs herausgebe, beteuert der Verkäufer, ihm habe man gesagt, das Verbot gelte ab 23 Uhr. Ein Missverständnis. Ab 23 Uhr ist der Alkoholkonsum auf verschiedenen Plätzen der Stadt untersagt. Der Kioskmitarbeiter ist nicht der einzige Bürger mit Informationsbedarf. „Die Leute waren fast alle sehr einsichtig, aber wussten oft nichts von den neuen Regelungen“, so Leon Wallis, der gerade an seiner Kasse im Hit-Supermarkt an der Karlstraße klar Schiff macht. „Da drüben steht der Einkaufswagen mit den Alkoholika, die wir nicht mehr verkaufen durften.“

Auf den Plätzen ist alles ruhig. An der Liederhalle sitzt ein Grüppchen mit einem Kasten Bier, am Eckensee herrscht Ruhe. Nur unter dem Vordach des Kunstgebäudes hat sich eine Handvoll junger Leute eingefunden. Das Wetter ist Mist. Die Stimmung gut und friedlich. „Mir sind die neuen Auflagen relativ egal“, bekennt ein 18-Jähriger, der gegen 23.30 Uhr auf der Königstraße unterwegs ist. Seinen Wein hat er sich von zuhause mitgebracht. Treffpunkte wie den Marienplatz finde er ohnehin nicht attraktiv. Sein Urteil: „Da ist es mir, wenn es nicht gerade regnet, immer zu voll.“

Vereinzelt ist Polizei unterwegs, um Nachtschwärmer an die neuen Auflagen zu erinnern. Zusätzliche Einsätze finden am Wochenende nicht statt. Alles läuft im Rahmen der SKS Sicherheitskonzeption Stuttgart (SKS) ab wie gewohnt. Das Resümee der ersten Nacht aus Polizeisicht: Keine besonderen Vorkommnisse. Es sei wenig losgewesen, auch wegen des Wetters, lässt die Pressestelle verlauten. Die Maskenpflicht werde weitgehend eingehalten. Für ein endgültiges Fazit bleibe aber das weitere Wochenende abzuwarten.