Die Polizei hat in der Nacht auf Montag mit mehreren Streifen nach dem vermissten Mädchen gesucht. Foto: dpa/Daniel Karmann (Symbolbild)

Eine Zwölfjährige ist am Sonntagabend im Stuttgarter Osten spurlos verschwunden. Während die Verwandtschaft in sozialen Netzwerken Bilder von dem Kind veröffentlicht, verzichtet die Polizei bislang auf diesen Schritt.

„Danke für eure Hilfe. Wir hoffen, dass das Kind schnell gefunden wird.“ Auf der Instagram-Seite des kroatischen Vereins „Hrvati Stuttgart“ sind zahlreiche Posts wie dieser zu finden. Sie stehen unter einer Vermisstenmeldung, die mittlerweile etliche Male geteilt wurde. Seit Sonntagabend ist eine Zwölfjährige im Stuttgarter Osten verschwunden. Zuletzt wurde sie nach Polizeiangaben gegen 20.15 Uhr an ihrer Wohnadresse in der Nähe des Wagenburgtunnels gesehen. Das Mädchen, das kroatische Wurzeln hat, ist 1,56 Meter groß und hat braune, schulterlange Haare. Sie trug ein weißes T-Shirt, eine schwarze Hose, einen rosa Cardigan und weiße Nike-Sportschuhe.

Keine Zeugenhinweise erbeten

Nicht nur in der kroatischen Gemeinschaft schlägt das Verschwinden des Mädchens hohe Wellen. Die Polizei wurde am Sonntag gegen 23 Uhr alarmiert. Noch hält sie sich in dem Fall jedoch äußerst bedeckt. Eine Öffentlichkeitsfahndung gibt es bislang nicht. Das Bild der Zwölfjährigen, das in sozialen Netzwerken bereits vielfach geteilt wurde, veröffentlicht die Polizei nicht. Auch Zeugenhinweise werden bislang nicht erbeten. Die Gründe für diese Vorgehensweise geben die Ermittler nicht preis.

Weniger zurückhaltend agiert indes die besorgte Verwandtschaft der Vermissten. Sie suchen bereits in Stuttgart nach dem Mädchen, bitten im Internet weiterhin um Hilfe. „Ich bin vollkommen aufgelöst“, sagte die Mutter am Dienstag. Am Telefon muss sie um Worte ringen muss. Einen Streit habe es vor dem Verschwinden der Tochter nicht gegeben. Dass ihre Tochter ausgerissen sei, sich beispielsweise zu ihrem leiblichen Vater nach Kroatien aufgemacht habe, schließe sie aus. „Ich habe mit ihm telefoniert. Er ist ebenfalls in großer Sorge“, so die Mutter.

Wenig Sinn macht es indes, zu versuchen, die Tochter auf dem Handy zu erreichen oder das Mobiltelefon zu orten. „Gegen 19.30 Uhr ist sie in die Wohnung gegangen, hat ihr Handy an das Ladegerät gesteckt“, sagt eine Verwandte, die der Familie zur Seite steht, bei der Suche hilft und auch aufgrund der sprachlichen Barriere mit der Polizei im Austausch steht. „Weil das Abendessen erst in einer halben Stunde fertig war, hat sie gefragt, ob sie nochmals zum Spielen rausgehen darf.“ Meist gehe sie dazu zur Grünfläche unterhalb des Wagenburggymnasiums. Als die Zwölfjährige jedoch um kurz nach 20 Uhr nicht wie vereinbart zurückgekehrt war, habe zunächst ihr Stiefvater nach dem Mädchen gesucht. „Dann immer mehr Verwandte im Bereich rund um das Mehrfamilienhaus.“

Lob und Tadel für die Polizeibeamten

„Gegen 22 Uhr habe ich dann den Notruf gewählt“, sagte die Angehörige, die die Kommunikation mit der Polizei kritisiert. Bis der Fall aufgenommen wurde, sei viel Zeit vergangen. „Wir sollten zunächst zum Revier in die Ostendstraße kommen, aufgrund der hohen Auslastung dort, wurden wir dann in die Innenstadt geschickt. Das finde ich in solch einem Fall nicht in Ordnung.“ Lob gibt es indes für die Einsatzkräfte, die wenig später die Suche aufgenommen haben und Streife gefahren sind. „Vor allem der leitende Kommissar war wirklich engagiert, er hat sich mehrfach in der Nacht bei mir gemeldet und gefragt, ob wir etwas von dem Kind gehört haben.“ Nicht nachvollziehen könne sie indes, dass die Polizei bislang auf eine Öffentlichkeitsfahndung verzichtet hat. Sie kenne die Gründe nicht. „Daher haben wir die Initiative ergriffen.“ Wie auch schon die Mutter glaube sie nicht, dass das Mädchen ausgebüxt ist. „Dafür hatte sie keinen Grund. Alles war gut, alles war perfekt. Warum sollte sie abhauen?“