Nach der erfolglosen Fahndung im Lenninger Tal nehmen die Ermittler die Ufer der Rems ins Visier. Ein angeblicher Hellseher hat der Polizei die Koordinaten einer Wiese bei Grunbach zukommen lassen.
Bei der Suche nach der seit einer Woche vermissten Schülerin Julia W. aus Remshalden schließt die Polizei nicht mehr aus, dass dem 16-jährigen Mädchen möglicherweise auch in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld etwas zugestoßen sein könnte. Über Stunden ließ die Polizei am Dienstag mit zwei Helikoptern die nähere und weitere Umgebung des Wohnorts in Grunbach aus der Luft nach Auffälligkeiten absuchen. Neben den Ufern der Rems waren vor allem Schrebergärten im Visier.
Nach dem Lenninger Tal rückt der Wohnort in Grunbach in den Blick
Der Hubschrauber-Einsatz dauerte bis gegen 16.45 Uhr an, einen konkreten Fahndungserfolg aber brachte er nach Auskunft eines Sprechers des Polizeipräsidiums in Aalen nicht. Ein angeblicher Hellseher aus Siegburg in Nordrhein-Westfalen hatte der Polizei bereits vor Tagen die Google-Maps-Koordinaten einer Wiese zwischen Großheppach und Grunbach geschickt und dürfte die Helikopter-Fahndung nun als einen Erfolg seiner Vorhersage werten. Der Mann mit der vermeintlichen Fähigkeit zum übersinnlichen Erkenntnisgewinn rühmt sich, der Polizei unlängst auch in Euskirchen in der Eifel bei einer Vermisstensuche nach einem Suizid unter die Arme gegriffen zu haben. Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte ein dortiger Polizeisprecher, dass sich der tatsächliche Fundort der Frauenleiche zwar nicht an der vorhergesagten Stelle, aber zumindest in räumlicher Nähe befunden habe.
Dass sich die Ermittler im Fall des vermissten Mädchens aus Remshalden nach den Suchmaßnahmen im Lenninger Tal nun auch im Rems-Murr-Kreis besonders genau umsehen, geht aber auf eine vergleichsweise bodenständige Überlegung zurück: Zwar darf als gesichert gelten, dass Julia W. am Dienstag vor einer Woche mit der S-Bahn nach Kirchheim unter Teck in den Kreis Esslingen fuhr, statt ihre Schule im Stuttgarter Sommerrain anzusteuern. Um 9.17 Uhr zeichnete eine Überwachungskamera im Kirchheimer Bahnhof auf, wie die etwa 1,60 Meter große Brillenträgerin in die Teckbahn in Richtung Lenningen einstieg. Doch an welchem Bahnhof das mit einer braunen Winterjacke mit Fellbesatz bekleidete Mädchen den Zug wieder verließ, ist zurzeit noch völlig unklar.
Fuhr Julia W. wieder ins Remstal zurück?
Für denkbar halten die Ermittler deshalb auch, dass sich Julia W. zwar kurzzeitig in Lenningen oder der näheren Umgebung aufgehalten hat, im Anschluss aber wieder in den Rems-Murr-Kreis zurückfuhr. Bekannt ist schließlich, dass sie keine Utensilien des täglichen Bedarfs bei sich führte und offenbar keine längere Abwesenheit geplant hat.
„Es ist nicht auszuschließen, dass dem Mädchen eventuell auch auf dem Nachhauseweg etwas zugestoßen sein könnte“, heißt es bei der Kriminalpolizei. Im Bereich Lenningen war eine von Bergwacht und Rotem Kreuz getragene Suchaktion in teils schwierigem Gelände ergebnislos geblieben.
Welche Route und welche Verkehrsmittel die 16-Jährige für eine mögliche Rückfahrt gewählt haben könnte, ist unklar. Die Polizei sucht deshalb Menschen, die Julia W. in einer Bahn oder einem Bus gesehen haben – im Kreis Esslingen, auf ihrem Rückweg nach Remshalden oder auch direkt in ihrem Heimatort. Gefragt wird von den Ermittlern auch, ob es seit dem Verschwinden noch Kontaktversuche des Mädchens zu Bekannten gab, und ob es Menschen gibt, die ihre Beobachtungen noch gar nicht bei der Polizei gemeldet haben. Hinweise erbittet die Kriminalpolizei Waiblingen unter der Telefonnummer 0 71 51 / 950 - 333.