Vom Bahnhof nach Hause oder in die Innenstadt: In Renningen geht das seit einigen Monaten auch mit E-Scootern. Foto: Simon Granville

Falsch abgestellte E-Scooter sind vielen ein Dorn im Auge. Verglichen mit Autos und Co., die in Halteverboten stehen, sind die Zahlen in Renningen, Korntal-Münchingen und Ludwigsburg aber kaum der Rede wert.

E-Scooter spalten die Gesellschaft wie kaum ein anderes Gefährt. Die Nutzer schätzen den Komfort, schnell und ohne großen Aufwand von A nach B zu kommen. Einige erhoffen sich einen positiven Effekt für die Umwelt, wenn stattdessen das Auto stehengelassen wird. Nicht nur Stuttgart und Ludwigsburg, sondern selbst kleinere Städte wie Renningen und Korntal-Münchingen haben sie daher inzwischen eingeführt und probeweise Verleihfirmen im Ort zugelassen.

Kritiker wiederum bezweifeln den positiven Effekt, statt Autofahrer lockten die Gefährte eher Menschen an, die eine Strecke ansonsten zu Fuß gegangen wären, lautet ihr Argument. Vor allem E-Roller, die mitten auf dem Gehweg oder gar in Einfahrten liegengelassen werden, sorgen für Unmut. Unter anderem in Leonberg ist die Zulassung von E-Rollern im Ort bisher nie ein Thema gewesen. Kornwestheim lehnt sie rigoros ab.

E-Roller dürfen im Bedarfsfall umgestellt werden

Doch sind die „Falschparker“ wirklich so ein großes Problem? Oder fallen sie nur verstärkt ins Auge, weil die Gefährte etwas Ungewohntes sind? Eines jedenfalls ist klar: In Renningen, Korntal-Münchingen und Ludwigsburg liegen die Zahlen der Beschwerden über herumliegende E-Roller Welten unter der von falschparkenden Autos – und die lassen sich nicht so einfach aus dem Weg schieben. Tatsächlich ist das Wegstellen von E-Rollern laut Straßengesetzbuch erlaubt, um zum Beispiel Einfahrten freizubekommen.

„Das E-Scooter-Modell in der Stadt Renningen stellt eine weitere Alternative unserer Mobilitätsangebote in der Stadt dar, um so den Klimaschutz weiter voranzutreiben“, sagt Theresa Finkenauer, Sprecherin von Renningen. Aktuell ist es so, dass bei falsch abgestellten E-Scootern eine Meldung an den Betreiber geht, der dann die betroffenen Stellen in der Stadt nicht mehr als Abstellplatz zulässt. „Es ist demnach ein ,lernendes Modell‘, das sich laufend fortentwickelt.“

Autos sind vor allem an der Jahnstraße ein Problem

Im Stadtteil Malmsheim seien seit dem 1. Januar 2023 insgesamt zehn Anzeigen eingegangen, die E-Scooter betrafen. „Alle diese Anzeigen wurden von einer einzelnen Person gestellt.“ Ob diese Roller verkehrsgefährdend abgestellt wurden, werde in jedem Einzelfall beurteilt. In Anbetracht der im Stadtgebiet verkehrenden E-Scooter, aktuell 75 Stück, halte man dies für vertretbar, „zumal der Anbieter sehr bemüht um Nachbesserung ist“. Zudem waren bei den zehn Anzeigen keine Feuerwehrzufahrten oder sonstige Grundstückszufahrten betroffen.

In der gleichen Zeit, also seit Januar, wurden vom Ordnungsdienst um die 60 falsch parkende motorisierte Fahrzeuge geahndet. Allein vier davon waren Gehwegparker in der Jahnstraße. Die Jahnstraße ist seit jeher ein heiß diskutiertes Pflaster in Renningen, da „Elterntaxis“ in der Straße direkt am Schulzentrum regelmäßig Fußgänger gefährden. Und das sind auch nur die, die dem Ordnungsamt ins Netz gegangen sind.

Rund 750 Parkverstöße bei Autos und Co.

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Kreis Ludwigsburg. In Korntal-Münchingen, wo die E-Scooter Mitte Januar in Betrieb gegangen sind, hat die Stadt bislang zwei Anzeigen und dazu einige Beschwerden erhalten. „Da verweisen wir direkt an die Firma Zeus weiter und führen keine Statistik“, sagt die Sprecherin der Stadt, Angela Hammer. Gleichzeitig wurden im Zeitraum Januar und Februar insgesamt 742 Parkverstöße bei Autos, Motorrädern und Co. festgestellt.

In Ludwigsburg gibt es die Roller schon deutlich länger. Beim Fachbereich Nachhaltige Mobilität sind seit Januar vier Beschwerden eingegangen, „was eine stark rückläufige Tendenz darstellt“, heißt es von Pressesprecherin Meike Wätjen. Etwa die Hälfte der Beschwerden, schätzt sie, geht direkt an die Verleihfirma, ohne die Stadt zu erreichen. Und falls der städtische Vollzugsdienst E-Scooter findet, die den Weg versperren, rufe dieser eine der Betreiberfirmen an, die die Roller dann wegräumt. „Beide Betreiber sind hier sehr kooperativ.“ Über diese Fälle werde ebenfalls keine Statistik geführt. Trotz der unbekannten Größen sind diese Zahlen aber nichts gegen die „großen“ Falschparker in diesem Zeitraum: „Hier handelt es sich um etwa 10 000 Verfahren.“