Die EU-Kommission will mit der neuen Euro-7-Norm den Schadstoffausstoß im Straßenverkehr senken. Mit ihrem Vorschlag stößt sie auf Kritik bei Umweltschützern und Autobauern. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Nach dem Willen der EU-Kommission soll die Schadstoffbelastung in den Städten reduziert werden. Nicht nur Abgase, auch Partikelemissionen durch Bremsen und Reifen sollen beschränkt werden. Die neue Norm wird Lkw-Produzenten stärker treffen als die Hersteller von Pkw.

Autos und Lastwagen gehören zu den größten Luftverschmutzern in Europa. Nun will die die EU-Kommission eine neue Abgasnorm Euro 7 einführen, um die Schadstoffbelastung vor allem in den Städten zu reduzieren. Am Donnerstag legte die Behörde in Brüssel ein entsprechendes Papier vor. Darin ist eine grundlegende Änderung vorhanden, denn erstmals soll es nicht nur Grenzwerte für Auspuffabgase geben, reduziert werden sollen auch die Emissionen von Bremsen und Reifen. Grund dafür sind die steigenden Verkaufszahlen von Elektroautos. Die stoßen zwar keine Abgase wie Stickoxide aus, völlig sauber bewegen sie sich im Verkehr dennoch nicht.

Die Kommission stößt auf massive Kritik

Mit ihrem Vorschlag stößt die EU-Kommission allerdings bei Umweltverbänden und der Autoindustrie gleichermaßen auf Kritik. So höhnte Michael Bloss, Europaparlamentarier der Grünen und Mitglied im Umweltausschuss: „Die EU-Kommission knickt mal wieder vor der Auto-Lobby ein.“ Er kritisiert, dass die EU-Kommission mit den „laxen Vorschriften“ in Kauf nehme, dass „100 Millionen umweltschädliche Autos auf unseren Straßen fahren“. Der Deutschland-Chef des Autobauers Ford, Martin Sander, sieht das natürlich anders. Die Vorschläge zu den Euro-7-Abgaswerten für Autos mit Verbrenner hätten „das Potenzial, den großen Fortschritt, den Europa bei der Umstellung auf Elektromobilität gemacht hat, zu untergraben“, sagt er.

Gelten soll die neue Euro-7-Norm für alle neu verkaufen Autos, Lkw und Busse. Sehr zum Missfallen von Umweltschützern werden die Abgas-Grenzwerte für Autos nach Vorstellung der Kommission nur teilweise niedriger ausfallen als bei der seit 2015 geltenden Abgasnorm Euro 6. Für Stickoxid soll für Benziner demnach weiterhin ein maximaler Ausstoß von 60 Milligramm pro Kilometer erlaubt sein, bei Fahrzeugen mit Dieselmotor soll der Grenzwert von 80 auf 60 Milligramm sinken. Für Lkws und Busse sollen die erlaubten Werte deutlich stärker gesenkt werden.

Testverfahren für Autos sollen verschärft werden

Zum Problem könnte für die Autobauer werden, dass die EU-Kommission plant, Testverfahren zu verschärft und Messtoleranzen zu verringert. Zur Herausforderung werden die Tests unter extremen Bedingungen, denn die Werte müssen etwa auch bei voll beladenen Autos und unter extremen Außentemperaturen eingehalten werden. Der Präsident des europäischen Autoherstellerverbands Acea, BMW-Chef Oliver Zipse, kritisierte, der Kommissionsvorschlag „fokussiert auf extreme Fahrbedingungen, die kaum eine Relevanz im realen Leben haben“. Neu ist in dem Vorschlag der EU-Kommission auch, dass Fahrzeuge die neuen Werte länger einhalten müssten als bisher. Bei Autos wären das etwa zehn Jahre und 200 000 Kilometer Fahrstrecke – doppelt so viel wie bislang.

Nach dem Willen der EU-Kommission sollen die Emissionen aber nicht mehr nur am Auspuff gemessen werden. Bremsen und Reifen seien „auf dem Weg, die Hauptquellen von Partikelemissionen von Fahrzeugen zu werden“, erklärte die Kommission. Reifen seien zudem die größte Quelle für eine ungewollte Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt. Hier müssen jedoch noch Messverfahren und Grenzwerte festgelegt werden.

E-Autos werden unter die Lupe genommen

Den steigenden Zulassungszahlen von E-Autos ist geschuldet, dass die Kommission auch Vorschläge zur Mindest-Lebensdauer von Batterien vorlegte. Nach fünf Jahren Nutzung oder 100 000 gefahrenen Kilometern soll die Batterie demnach noch eine Kapazität von mindestens 80 Prozent haben.

Wesentlich schwerer als die Pkw-Hersteller trifft die geplante Norm die Produzenten von schweren Lkw und Bussen. Dort sollen die Regeln deutlich verschärft werden. „Um Euro 7 einzuhalten, werden die Lkw-Hersteller substanzielle finanzielle Mittel und Arbeitsressourcen von der Entwicklung von Batterie- und Wasserstoffantrieben zurück zu den Verbrennermotoren schichten müssen“, kritisiert Martin Lundstedt, Chef der Volvo Group. Das werde große Nachteile für die Entwicklung von emissionsfreien Fahrzeugen haben und schade auf diese Weise dem Klima. Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) spricht zudem davon, dass die Vorgaben für Autos zeitlich nicht umsetzbar seien. Bei Nutzfahrzeugen sei dies technologisch kaum realisierbar.

Nach dem Willen der EU-Kommission sollen die geplante Euro-7-Norm für Autos ab Juli 2025 gelten und ab Juli 2027 für Lkw und Busse. Da die Vorschläge zuvor aber noch vom EU-Parlament und den Mitgliedstaaten diskutiert werden müssen, scheint dieser Zeitplan mehr als ehrgeizig.