Problemstelle: Die Solitudestraße in Ludwigsburg ist meistens verstopft. An dieser Stelle würde die Stadt den Verkehr künftig gern anders lenken. Foto: Simon Granville

In Ludwigsburg stehen Autofahrer bald an jeder Ecke. Die Stadt hat nun erste Ideen vorgestellt, wie sie die Situation verbessern will. Im Fokus zunächst: Besucher von außerhalb. Was ist geplant?

Wer tagsüber mit dem Auto in die Ludwigsburger Innenstadt fährt, der muss fast schon damit rechnen, an irgendeiner Ecke stecken zu bleiben und dann im Stau zu stehen. Apothekerin und Stadträtin Edith Klünder (CDU) spricht vom „legendären Verkehrschaos“. Immer wieder ist deshalb zu hören: In Ludwigsburg gibt es zu wenige Parkplätze, die Suche danach ist ein Graus – deshalb fahre ich erst gar nicht in die City. Dagegen will die Stadt etwas tun.

Wie sind die Voraussetzungen tatsächlich? Gar nicht so schlecht, wie oft behauptet. Sagen zumindest Mobilitätsbürgermeister Sebastian Mannl und der Leiter des Bereichs Nachhaltige Mobilität, Matthias Knobloch. Mit Schloss, Blüba, Forum oder MHP-Arena gebe es genügend „Kommgründe“ für Auswärtige. Dass es an manchen Tagen und an manchen Stellen dann zu Parkproblemen komme, sei erst einmal ein Zeichen für Attraktivität. „Diese Probleme wünschen sich andere Städte“, so Knobloch.

So seien beispielsweise im vergangenen Jahr, beim Kastanienbeutelfest und dem verkaufsoffenen Sonntag, als der Run auf die City enorm war, auch in den Spitzenstunden noch mehrere Hundert der insgesamt 3164 Parkplätze nicht belegt gewesen. Die Autofahrer wussten aber nicht wo. Besserung soll das intelligente Parkleitsystem bringen, das bereits installiert wurde.

Welche Ziele verfolgt die Stadt? Übergeordnetes Ziel ist, eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu gewährleisten. Dabei sollen die Belange von Anwohnern, Händlern und Gastronomen nicht unter den Tisch fallen. Konkret soll der Durchgangs- und Schleichverkehr konsequent reduziert werden, mehr Menschen sollen mit der Bahn und dem Bus kommen, die Verkehrsbelastung soll insgesamt sinken. Das bedeute aber nicht, dass Parkplätze wegfallen werden, so Knobloch.

Was geht die Stadt als Erstes an und warum? Laut einer Studie nutzen die meisten Ludwigsburger das Auto ohnehin nicht, um in die Innenstadt zu gelangen. Sie nehmen Rad und Bus oder gehen zu Fuß. Bei Auswärtigen machen die Autofahrer hingegen zwei Drittel aus – darunter auch viele Ortsunkundige. Langfristig soll zwar nur noch jeder Zweite mit dem Auto von außerhalb kommen, die Probleme des motorisierten Verkehrs zu lösen habe dennoch Priorität. Die Verwaltung setzt beim Umstieg auf den ÖPNV auch auf Angebote und Anreize wie das Kombiticket für das Blüba und die Bahn sowie Fortschritte im Umweltverbund der Region Stuttgart.

Wie will die Stadt den Verkehr lenken? Statt wie bislang Schleifen in der Innenstadt zu drehen und von Parkhaus zu Parkhaus zu gondeln, sollen Autofahrer über den Parkring und über sogenannte Einstiche dann in Richtung der Parkhäuser gelenkt werden – wenn es dort freie Plätze gibt. Wer wieder wegfährt, soll den gleichen Weg nehmen, über den er gekommen ist. So soll Durchgangsverkehr reduziert werden. Die Verwaltung konzentriert sich bei den weiteren Planungen erst einmal auf die südliche Innenstadt. „Da gibt es einen Fehler im System“, sagt Mannl. „Wenn wir den nicht rauskriegen, brauchen wir über alles andere nicht weiter zu diskutieren.“

Was schlägt die Stadt vor? Ein Knackpunkt ist die Solitudestraße. Wer dort ins Parkhaus fährt, muss hinterher zwangsläufig weiter Richtung Innenstadt. Nördlich des Parkhauses schwebt der Verwaltung deshalb vor, die Einbahnstraße umzudrehen. Dementsprechend soll auch der westliche Teil der Mathildenstraße nur noch in eine Richtung befahrbar sein. Zwischen Friedrichstraße und Solitudeparkhaus hingegen dürften Autos künftig in zwei Richtungen fahren.

Was passiert mit der Wilhelmstraße? Ein Zankapfel ist die Wilhelmstraße. Langfristig soll auch hier der Verkehr abnehmen, die Verwaltung stellt sie aber erst einmal hintan. Verabschiedet hat die Stadt sich auch von der Idee, dort die Spuren im Zuge einer „Pop-up-Maßnahme“ schmaler zu machen – zugunsten von Fußgängern, zumindest in diesem Jahr. Über einen Antrag von CDU, Freien Wählern und FDP, die das Projekt abblasen wollten, musste gar nicht mehr abgestimmt werden.

Händler und Gastronomen konnten sich nur teilweise für die Idee begeistern, das Busunternehmen LVL Jäger überhaupt nicht. Über verspätete Busse auf der Hauptachse ärgerten sich Fahrgäste zuletzt regelmäßig. Eine provisorische Busspur brachte etwas Besserung, sie kommt aber wieder weg, weil der Verkehr auf der Sternkreuzung bald wieder mit einer Ampel geregelt wird. Der Kreisverkehr, der dort ausprobiert werden soll, wird wegen der Witterung erst im März eingerichtet. Die Ampeln an der Wilhelmstraße sollen aber fußgängerfreundlicher geschaltet werden.

Was ist mit Radlern und Fußgängern? Alle Aspekte, auch Fuß- und Radverkehr müssen mitgedacht werden, sagt Matthias Knobloch. An manchen Gegebenheiten könne man nichts ändern, so Mannl: etwa, dass Busse weiter über die Sternkreuzung fahren müssen, weil es anderswo kaum möglich ist. Radler brauchen den Schillerdurchlass, um in die Weststadt zu kommen. In der Schillerstraße würde die Verwaltung gern die Einbahnstraße behalten, die wegen der KSK-Baustelle ohnehin eingerichtet wurde. So könnten Radler auf der für sie wichtigen Strecke weiterhin Freiheiten genießen. Einen Radring um den Busbahnhof hält Knobloch für „essenziell“. Fußgänger sollen sich besser orientieren können und früher erkennen, wie sie von Parkplätzen zu zentralen Punkten gelangen.