Bis 2030 soll der Anteil der Radler in Leinfelden-Echterdingen bei 17 Prozent liegen. Foto: Philipp Braitinger

Ein Planungsbüro hat ein Radverkehrskonzept für Leinfelden-Echterdingen entworfen. Bis 2035 soll die Infrastruktur sukzessive verbessert werden. Ein klares Ja gab es nun bei der Präsentation trotzdem nicht.

Das Ziel ist klar: Die Stadt Leinfelden-Echterdingen möchte mehr Menschen dafür begeistern, nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Alltag aufs Rad zu steigen. Dafür sollen die Bedingungen in der Stadt weiter verbessert werden. Gemeinsam mit dem Frankfurter Planungsbüro RV-K, dem Mobilitätsbeirat der Stadt sowie der Öffentlichkeit wurde seit Juli 2021 ein umfangreiches Radverkehrskonzept erarbeitet. „Es waren viele beteiligt“, betonte der Erste Bürgermeister Benjamin Dihm während der Vorstellung des Abschlussberichts.

Diese Maßnahmen hält die Stadt für wichtig

Nach dem Willen der Verwaltung sollen zumindest einige der 70 Vorschläge rasch umgesetzt werden. Der Beschlussvorschlag sieht neben der grundsätzlichen Zustimmung zum Radverkehrskonzept in einem zweiten Punkt vor, vier Maßnahmen detailliert zu planen und zwei Maßnahmen gleich durchzuführen. Manchen Stadträten ging das aber zu schnell. Vor allem die CDU-Fraktion und die Freien Wähler pochten darauf, das Konzept erst einmal zur Kenntnis zu nehmen, einzelne Maßnahmen später zu besprechen und dann darüber abzustimmen. Am Ende einer langen Diskussion stimmte der Technische Ausschuss nicht mehr über die Vorlage ab. Eine Entscheidung könnte im Gemeinderat am Dienstag, 27. September, gefällt werden.

Der Projektleiter Thorsten Zobel vom Planungsbüro RV-K erklärte das Ziel des Radverkehrskonzepts. Ausgehend vom Jahr 2014 soll der Anteil der Radfahrer von zwölf Prozent bis zum Jahr 2030 auf 17 Prozent gesteigert werden. Damit mehr Menschen das Rad nutzen, müsse das Radverkehrsnetz weiter verbessert werden. Wichtig sei der Beschluss des Gesamtkonzepts, weil dies zuweilen die Voraussetzung für die Bewilligung von Fördergeldern sei, erklärte Zobel. Besondere Beachtung fanden bei der Erstellung des Konzepts die Verbindungen der Wohnorte mit Orten des täglichen Bedarfs, Schulen, Bahnhöfe, Arbeitsstätten und Verbindungen in die Nachbarstädte.

Beleuchtung im Herbst und Winter wichtig

Kriterien für gute Alltagsverbindungen seien neben einer schnellen, also möglichst direkten Wegeführung, auch die Verkehrssicherheit im Zusammenspiel mit anderen Verkehrsteilnehmern wie Autofahrern. Besonders im Herbst und Winter sei ferner eine Beleuchtung der Fahrradtrassen wichtig. Außerdem sei es gut, wenn die Wege asphaltiert seien und im Winter auch geräumt würden. „Sie müssen ganzjährig befahrbar sein“, so Zobel. Es gibt bereits rund 145 Kilometer an innerstädtischen Verbindungen. „Man kann das Netz schon in weiten Teilen gut befahren“, erklärte er. An manchen Knotenpunkten gebe es aber noch Probleme.

Welche Maßnahmen aus Sicht der Verwaltung und des Mobilitätsbeirates zuerst angegangen werden sollten, erläuterte Michaela Käfer. Sie ist die Leiterin des Amts für Verkehrsplanung und Mobilität. Erstens soll die Planung einer Fahrradstraße in der Langwiesen-, Hinterhof- und Untertorstraße in Echterdingen begonnen werden. Die Anwohner würden rechtzeitig informiert, denn unter anderem könnten öffentliche Parkplätze entfallen.

Knotenpunkt soll verbessert werden

Darüber hinaus soll der Knotenpunkt zwischen der Rohrer- und den Hans-Holbein-Straße in Oberaichen verbessert werden. Drittens soll untersucht werden, ob in der Stuttgarter- und Bahnhofstraße eine Einbahnstraßenregelung getroffen werden könnte. Viertens könnte ein Fahrradschutzstreifen auf der Filderstraße in Musberg eingerichtet werden. Fünftens soll ein neuer Fahrradweg entlang der Friedrich-List-Straße in Echterdingen geplant werden. „Auf dieser Straße steht kommendes Jahr eine Sanierung an“, erinnerte Käfer. Der gleichzeitige Radwegbau böte sich deshalb an. Und zuletzt soll der bisher unbefestigte Weg an der Mohnstraße in Musberg ausgebaut werden. „Hier sind auch viele Schüler unterwegs.“

Die Stadtverwaltung hätte sich ein zustimmendes Votum des Ausschusses auch als Signal an die Beteiligten des Prozesses gewünscht, wie der Erste Bürgermeister Dihm sagte. Dafür bot er angesichts kritischer Wortmeldungen an, ausdrücklich in den Beschlussvorschlag aufzunehmen, dass einzelne Maßnahmen erneut im Gremium vorgestellt und gesondert beschlossen werden. Ein zustimmender Beschluss kam trotzdem nicht mehr zustande. „Wir wollen uns nicht festzurren lassen“, meinte die CDU-Fraktionsvorsitzende Ilona Koch.

Eckpunkte des Radkonzepts

Kosten
Insgesamt könnte die Umsetzung aller Maßnahmen rund 4,7 Millionen Euro kosten, wovon 730 000 Euro auf das Land Baden-Württemberg, 1,13 Millionen Euro auf den Landkreis Esslingen und 2,8 Millionen Euro auf die Stadt Leinfelden-Echterdingen entfallen würden. Hinzu kämen Kosten für 13 Maßnahmen, für welche noch keine Zahlen ermittelt werden konnte. Für die Umsetzung des Radverkehrsprogramms möchte sich die Stadt Zeit bis zum Jahr 2035 nehmen.

Kritik
Unter anderem werden die Pläne für weitere Fahrradschutzstreifen abgelehnt. Ferner wurde ein Wegfall von Parkplätzen an der geplanten Fahrradstraße und eine Benachteiligung von Fußgängern gegenüber den Fahrradfahrern kritisiert. pib