Beim Fellbacher Maikäferfest war die autofreie Meile auch bereits verkürzt. Foto: esc

Beim verkaufsoffenen Sonntag wird die autofreie Zone wieder reduziert. Das sorgt für Unmut bei betroffenen Händlern. Das Stadtmarketing widerspricht und nennt Gründe für die Entscheidung.

Der Fellbacher Herbst zieht Tausende an, ein wichtiger Bestandteil ist der verkaufsoffene Sonntag. Die autofreie Meile soll dabei erneut gekürzt werden. Erst ab der Maicklerstraße ist für den Verkehr gesperrt – das löst Unmut bei betroffenen Betrieben aus. Dominik Henzler von „Mack – das Haus der guten Dinge“ macht seinem Ärger Luft: „Trotz wiederholter Rückmeldungen von Besuchern und Einzelhändlern an das Stadtmarketing und die Verwaltung werden zum zweiten Mal einige Betriebe aktiv von der Festveranstaltung ausgeschlossen – und das nach vielen Jahrzehnten unermüdlichen Engagements.“

Und weiter: „Dies wirft leider einen düsteren Schatten auf die Erfolgsaussichten der Jubiläumsveranstaltung und sendet ein bedenkliches Signal an die Gemeinschaft.“ Henzler macht deutlich, dass er dieses Mittel als ungeeignet für die Belebung hält. „Wenn man seine Mitglieder schätzt und den Einzelhandel tatsächlich fördern möchte, sollte hier großer Wert darauf gelegt werden, die unteren 200 Meter der Bahnhofstraße wieder in die Festplanung einzubeziehen“, sagt er. „Es entsteht der Eindruck, dass das Fest schrittweise auf den Bereich rund um das Rathaus beschränkt wird. Fellbach ist jedoch weit mehr als nur das Zentrum“, so Henzler.

Attraktionen wie die große Hüpfburg sind bei den verkaufsoffenen Sonntagen Magneten. Foto: Eva Schäfer

Unterstützung bekommt Henzler von der Grünen-Fraktion im Gemeinderat. Der Einzelhandel solle in der ganzen nördlichen Bahnhofstraße mitgenommen werden. Die Grünen-Fraktion habe sich bereits im vergangenen Jahr im Gemeinderat dafür eingesetzt, dass beim Fellbacher Herbst 2024 wieder alle Einzelhandelsgeschäfte in der nördlichen Bahnhofstraße beim verkaufsoffenen Sonntag mitmachen können, heißt es in einer Pressemitteilung. Und weiter: „Eine Flaniermeile, die bereits am Bahnhof beginnt, ist auch ein schönes Willkommen für alle Gäste des Fellbacher Herbstes, die hier ihren Bummel starten.“

Zu lang sei die Meile, zu groß die Lücken lauteten die Argumente des Stadtmarketings – es werde immer schwieriger – auch angesichts des Strukturwandels. Zudem müssten nur noch die Buslinien 60 und 207 umgeleitet werden, die Linie 215 fährt normal. Das spare auch Kosten. Durch die Verkürzung sei die Bespielung insgesamt dichter. Die Verkürzung gehe auf einen einstimmigen Beschluss von Vorstand und Beirat des Stadtmarketings zurück. „Man muss sich in die Kundensicht hineinversetzen, und die Gesamtveranstaltung im Blick haben“, sagt Julian Deifel vom Vorstand des Stadtmarketings. „Jedes Geschäft darf natürlich offen haben, und wir bieten gerne Unterstützung an“, sagt Deifel.

Die Fellbacher Popmusic- School – hier John Noville – spielt immer wieder live bei den verkaufsoffenen Sonntagen.

„Wenn in diesem Bereich wieder mehr Betriebe dabei wären, würden wir die Meile gern wieder ausweiten“, sagt Sonja Zielke, seit neun Jahren Sprecherin der Werbegemeinschaft nördliche Bahnhofstraße. Früher habe beispielsweise noch VW Hahn seine Fahrzeuge präsentiert oder auch die frühere Bahnhofapotheke habe beim Herbstsonntag mitgemacht. Inzwischen präsentierten sich die Stadtwerke auch nicht mehr in der Bahnhofstraße, sondern im Oberdorf. Es seien verschiedene Gründe, weshalb die Teilnehmerzahl schwinde. Zum einen sei es sicher der Strukturwandel, aber auch die allgemein angespannte Lage des Handels und fehlendes Personal, die manche Inhaber entmutige und zögern lasse, beim verkaufsoffenen Sonntag mitzumachen.

Verkaufsoffene Sonntage sind für manche Händler „existenziell wichtig“

„Trotz allem ist es umso wichtiger, die gemeinsame Plattform zu nutzen“, appelliert sie. Nicht nur den Umsatz müsse man sehen, sondern die Werbung nach außen, jede Branche habe die Chance, Werbung zu machen. Die verkürzte Meile sei eine Reaktion auf die vielen Lücken – die nicht nur beim Bahnhof, sondern auch im Bereich der Cannstatter Straße zu beklagen seien. „Wir müssen die Veranstaltung mit den Augen der Besucher sehen, sie erwarten ein attraktives Event“, sagt Sonja Zielke. Der Herbstsonntag müsse außerdem mit anderen Festen in anderen Städten konkurrieren. So sei es wichtig, dass Lücken mit Bands und Aktionen für die ganze Familie bespielt werden.

Vom verkaufsoffenen Sonntag überzeugt ist Cordula Richter von der Boutique Candy. „Die verkaufsoffenen Sonntage sind für mich existenziell wichtig“, sagt sie. Der meist gute Umsatz an den Tagen fange andere, schwierigere Monate auf. Eine Freundin unterstütze sie beim Herbstsonntag. „Ich bin selbstverständlich wieder dabei“, sagt sie.