Der Handschlag war bis zur Coronapandemie die häufigste Begrüßungsform. Wie aber hält man es heute damit? Foto: imago//Eugenio Marongiu

Situationen, in denen man sich unsicher ist, wie man sich zu verhalten hat, gibt es im Alltag zahlreiche. Eine Kommunikationstrainerin gibt Tipps.

Das Gegenüber umarmen, die Hand geben oder nur freundlich lächeln? Bereits die Wahl der richtigen Begrüßungsform löst Verunsicherung aus. Was die Kommunikationstrainerin Nandine Meyden in dieser und sieben weiteren Alltagssituationen rät.

1 Wann gibt man sich die Hand? Der Handschlag war bis zur Coronapandemie die häufigste Begrüßungsform. Und auch wenn sich wieder mehr Menschen die Hand geben, besteht laut Nandine Meyden derzeit keine verbindliche Regel zur persönlichen Begrüßung per Handschlag. Personen, die auf den Handschlag verzichten wollen, empfiehlt sie, stehen zu bleiben und zu winken, um dem Gegenüber diese Absicht deutlich zu machen. Damit die andere Person den verweigerten Handschlag nicht persönlich nimmt, rät sie, das eigene Verhalten zu kommentieren, beispielsweise mit dem Satz: „Ich gehöre noch zum Team Vorsicht.“

2 Soll ich beim Spazierengehen andere Spaziergänger grüßen? Unter Busfahrern, Lastwagenfahrern und Motorradfahrern ist es üblich, sich gegenseitig zu grüßen. Doch ist diese Benimmregel auch auf Spaziergänger übertragbar? „Das hängt von verschiedenen Faktoren ab“, sagt Meyden. Vor allem der Ort der Begegnung und die Anzahl der Menschen, die einem dort begegnen, seien entscheidungsrelevante Kriterien. In einem Wald, wo wenige Personen unterwegs sind, sei es beispielsweise üblich, vorbeikommende Spaziergänger zu grüßen, in einer vollen Fußgängerzone jedoch nicht.

Bei unbekannter Nummer zunächst nach Namen des Anrufers erkundigen

3 Soll ich mich mit Namen melden, wenn eine unbekannte Nummer anruft? Hier ist Meyden zwiegespalten. Auf der einen Seite findet die Kommunikationstrainerin: „Aus Höflichkeit sollte man sich prinzipiell mit seinem Namen melden.“ Auf der anderen Seite könne sie jeden verstehen, der das bei einer unterdrückten Nummer nicht mache, aufgrund der Gefahr, einem Betrüger aufzusitzen. Sie rät: „Mit ‚Hallo‘ melden und zunächst nicht auf die Frage des Anrufers ‚Spreche ich mit . . .?‘ antworten, sondern selbst ‚Mit wem spreche ich?‘ fragen.“

4 Wann ist „Hallo“ als Anrede in der E-Mail angebracht? Die Anrede „Sehr geehrter Herr . . ./Sehr geehrte Frau . . .“ hat sich in der E-Mail-Kommunikation etabliert. Doch was ist, wenn man den Empfänger gut kennt? Kann dann eine informellere Anrede gewählt werden? „Im Beruf gilt, das Angebot kommt von der höherrangigen Person“, erklärt Meyden. Solange diese keine informelle Begrüßungsform nutzt, rät sie, weiter bei der formellsten Form zu bleiben.

Beim Verlassen der Party bloß keine Aufbruchsstimmung verursachen

5 Soll ich mich per E-Mail bedanken, wenn mir Arbeitskollegen etwas zusenden, um das ich gebeten habe? Das kommt nach Meyden darauf an, wie selbstverständlich und mit welchem Aufwand das Erledigen des Auftrags verbunden ist. Entstehe für die andere Person ein merklicher Zusatzaufwand, solle man sich bedanken, ansonsten könne auf ein „Danke“ per Mail verzichtet werden. „Im Zweifel sollte man aber lieber einmal zu viel Danke sagen“, so die Kommunikationstrainerin.

6 Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich eine Party frühzeitig verlassen muss? Um keine Aufbruchsstimmung auszulösen, empfiehlt Meyden, die Feier still und leise zu verlassen, statt sich bei jedem zu verabschieden. Ihr Tipp: „Am besten sagt man dem Gastgeber schon vor der Party Bescheid und meldet sich am nächsten Tag noch einmal, um sich für den Abend zu bedanken.“

Vom Teller des anderen probieren ist okay – aber bitte diskret

7 Wie lang muss man einer herankommenden Person die Tür aufhalten? Nicht selten passiert es, dass man beim Verlassen eines Gebäudes eine Person sieht, die sich langsam dem Eingang nähert. Doch was macht man, wenn diese Person noch relativ weit weg ist? Warten und die Tür offen halten oder gehen und die Tür hinter sich schließen? Meyden rät, in dieser Situation auf sein Bauchgefühl zu hören. Lasse sich die andere Person merklich Zeit und habe man es selbst eilig, müsse man nicht zwingend auf diese warten. Brauche diese Person allerdings Hilfe, dann habe man dieser die Tür offen zu halten.

8 Darf man im Restaurant vom Teller des anderen probieren? „Mmh, das sieht aber lecker aus.“ – „Stimmt, willst du probieren?“ Beinahe kein Essen im Restaurant vergeht heutzutage ohne diese Konversation. Doch darf man eigentlich das Essen des anderen probieren? Die Kommunikationstrainerin Meyden sagt dazu: „Wenn es für die beiden Beteiligten in Ordnung ist, dann ist es grundsätzlich okay.“ Wichtig sei, dass das Ganze auf eine diskrete Weise geschehe. Meyden merkt aber an, dass es Sternerestaurants gibt, die genau dies nicht duldeten.