Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Missbrauchsskandal. Foto: imago/Cavan Images

Die Staatsanwaltschaft Heidelberg führt ein Strafverfahren wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe durch Boxtrainer des Landessportverbandes Baden-Württemberg. Offenbar ist eine Vielzahl von Athletinnen betroffen.

Heidelberg/Stuttgart - Die Dimension des Missbrauchsskandals im baden-württembergischen Amateurboxen, über den unsere Zeitung in der vergangenen Woche exklusiv berichtet hat, könnte noch größer sein als ursprünglich befürchtet. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg hat am Dienstag erklärt, ein Ermittlungsverfahren „wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe durch Boxtrainer des Landessportverbandes Baden-Württemberg zum Nachteil von ihnen anvertrauten Athletinnen“ zu führen. Dieses Verfahren richte sich „bislang gegen drei Beschuldigte, denen verschiedene Vorfälle, die zum Teil bis ins Jahr 2012 zurückreichen und durch die eine Vielzahl von Athletinnen betroffen worden sein sollen, zur Last liegen“.

Mutmaßliche Opfer erstatten Anzeige

Die Staatsanwaltschaft Heidelberg bestätigte Recherchen unserer Zeitung, die ergeben hatten, dass von mutmaßlichen Opfern Anzeigen im Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaften Baden-Baden und Stuttgart erstattet worden waren. Die vermeintlichen Taten und deren rechtliche Einordnung würden derzeit durch die Staatsanwaltschaft in Heidelberg, bei der das Verfahren zentralisiert worden ist, überprüft. In die weiteren Ermittlungen sei auch die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg eingebunden. Am dortigen Olympiastützpunkt ist die Sportart Boxen angesiedelt.

Boxsport-Verband hält sich zurück

Zu den Vorwürfen gegen die drei Männer aus dem baden-württembergischen Leistungsboxen hat am Dienstag auch der Deutsche Boxsport-Verband Stellung bezogen. „Wir befinden uns noch in einem ganz frühen Stadium, man muss sehr sorgsam mit dem Thema umgehen. Es gelten sowohl die Unschuldsvermutung wie auch der Opferschutz“, sagte Sportdirektor Michael Müller. Und Präsident Erich Dreke erklärte: „Wir werden in unserem Rahmen die Dinge mit aller Konsequenz verfolgen. Wir verwahren uns mit aller Entschiedenheit gegen pauschale Vorverurteilungen und Unterstellungen, die sich gegen den olympischen Boxsport richten.“