Der Gummiplatz ist mit einer leichten Moosschicht überzogen. Foto: Werner Kuhnle

Im Wohngebiet Grafenäcker in Steinheim an der Murr im Kreis Ludwigsburg gärt es unter Anwohnern. Sie werfen der Stadtverwaltung vor, ihre Hausaufgaben nicht zu machen.

Wie groß der Kreis der Nachbarn im Steinheimer Wohngebiet Grafenäcker ist, der einen dicken Hals wegen der Stadtverwaltung hat, darüber kann man nur spekulieren. Namentlich hat sich bislang niemand an die Öffentlichkeit gewagt, auf Bürgermeister Thomas Winterhalter ist in der Sache ebenfalls niemand zugegangen. In einem anonymen Schreiben an die Presse ist aber von „zahlreichen Familien“ die Rede, die den Verantwortlichen im Rathaus vorwerfen, ihre Hausaufgaben nicht zu erledigen. Klar herauszulesen ist überdies, dass sich eine Menge Groll aufgestaut hat. Seit vielen Monaten schon werde nichts für die Familien in dem Wohngebiet zwischen Kaufland und Höpfigheimer Straße getan, wird in dem Brief moniert.

Anwohner: Steg soll rasch erneuert werden

Winterhalter und seinem Team werden drei Punkte angekreidet, die die Familien „massiv stören“. Erstens gammele der Holzsteg über den Riedbach hinter der neuen Sporthalle seit Monaten vor sich hin. Absperrungen, die ein Betreten des Brückchens verhindern sollen, seien von Unbefugten zur Seite geräumt worden. Kontrolliert werde offensichtlich nicht, ob die Gitter ordentlich platziert sind. Die Forderung der Anwohner: den Steg schnellstmöglich wieder in Schuss zu bringen und die Verbindung bis dahin so abzuriegeln, dass sie niemand betritt.

Platz offenbar unattraktiv für Kinder

Zweitens kritisieren die Familien den Zustand des Gummiplatzes hinter der Holzbrücke. Die Anlage sei „vollkommen ungepflegt“ und zu rund zwei Dritteln mit Moos überwachsen. „Dadurch ist der Platz sehr rutschig und wenig attraktiv für unsere Kinder“, resümieren die Anwohner, die sich drittens über den Bolzplatz beim Spielplatz in der Zeppelinstraße beschweren. Die Fläche sei uneben, es wachse fast nur noch Unkraut, die Tore seien mehr schlecht als recht an den Zäunen befestigt.

Vorwurf in Richtung Bürgermeister

Alles in allem ist man der Meinung, dass die Stadt solche Missstände bei der vorhandenen Infrastruktur beseitigen sollte, ehe millionenschwere Projekte wie das geplante neue Rathaus realisiert würden. Und dann wird auch noch der Verwaltungsleiter persönlich in die Verantwortung genommen: „Gerade Bürgermeister Winterhalter als Familienvater sollte ein Auge für das Interessen der Familien haben. Wir Familien aus dem Grafenäcker haben nicht den Eindruck, dass dies so ist.“

Winterhalter beteuert, sehr wohl die Interessen der Familien im Blick zu haben. Das Thema mit den Spielflächen liege ihm auch am Herzen: „Aber unsere personellen und finanziellen Ressourcen sind begrenzt. Wir können nicht alles gleichzeitig leisten.“

Im Sommer sollen die Bagger anrücken

Bereits auf der Agenda habe die Kommune die Erneuerung der maroden Holzbrücke über den Riedbach. Ein zweiter Steg in der Nähe der Tennisplätze müsse ebenfalls ersetzt werden. Die Arbeiten sollen im Paket ausgeschrieben werden, die Umsetzung im Sommer erfolgen, erklärt Winterhalter. Und selbstverständlich schaue der Bauhof vor Ort nach dem Rechten. Kontrollen rund um die Uhr seien jedoch nicht zu leisten. Davon abgesehen findet es der Bürgermeister traurig, dass überhaupt jemand auf die Idee kommt, die Absperrung vor einer Brücke beiseitezuschieben.

Bürgermeister: Kein Rasen für ein Bundesligaspiel

Kein Hehl macht Winterhalter daraus, dass sich der Gummiplatz „nicht im allerbesten Zustand“ befindet. Er werde aber im Rahmen des Möglichen gepflegt, auch von den Schulen für den Sportunterricht genutzt. Vielleicht könne man über eine Tiefenreinigung nachdenken. Im Hinblick auf die Spielfläche in der Zeppelinstraße lässt der Bürgermeister durchblicken, dass dort womöglich das Anspruchsdenken heruntergeschraubt werden müsste. „Das ist ein Bolzplatz und kein Rasen für ein Bundesligaspiel“, sagt er. Wenn jedoch wirklich die Tore nicht mehr ordnungsgemäß fixiert seien, müsse alleine schon aus Verkehrssicherungsgründen reagiert werden.

Rathauschef verteidigt Neubaupläne

Das Argument mit dem neuen Rathaus, das man sich leiste, statt das Geld an anderer Stelle einzusetzen, hat er schon in anderen Zusammenhängen gehört. Um all die geforderten Aufgaben zu erledigen, brauche es aber auch adäquate Arbeitsplätze, betont er.