Bei Senioren häufen sich die dubiosen Anrufe – es drohen Betrug und Werbefallen. Foto: imago images/Fotostand/K. Schmitt

Hinter verdächtigen Anrufen stecken nicht immer falsche Enkel oder falsche Polizisten – eine Betroffene greift zur Selbsthilfe.

Stuttgart - Eigentlich ist es nur ein Anruf. Doch mittlerweile weiß eine 63-jährige Degerlocherin schon gar nicht mehr, ob sie überhaupt ans Telefon gehen soll. Falsche Polizisten, falsche Enkel, falsche Gewinnmitteilungen – stets lauert die Gefahr, an Betrüger oder Abzocker aus fernen Call-Centern zu geraten. Nun hat sie bei der Polizei Alarm geschlagen – auch um das Problembewusstsein bei Senioren hochzuhalten.

Meist beginnt es harmlos: „Guten Tag, hier ist Ihr Energieversorger“, meldet sich eine freundliche Stimme am Telefon. Bei der 63-Jährigen sei „eine Herunterstufung“ vorgesehen – ob sie denn schnell mal den Zähler ablesen könne? Die Frau weiß dann schon was kommt: Dass sie tatsächlich Geld zurückbezahlt bekomme – und wie denn ihre Kontonummer laute? Die Frau ahnt, das „Ihr Energieversorger“ mit diesen Daten wohl etwas ganz anderes vorhat. „Als ich erklärt habe, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird, hat man ganz schnell aufgelegt“, sagt sie.

Die Sache mit den zwei Nummern

Neulich wurde im Namen eines „Deutschen Pflegeservice“ angerufen – angeblich dürfe sie ein Geschenk erwarten. Komisch nur, dass die Telefonnummer wohl nur vorgespiegelt ist. Mit vorgetäuschten Rufnummern, dem sogenannten Call-ID-Spoofing, kennt sich die Betroffene aus. Über Router und ihr Tablet könne sie erkennen, ob hinter der angezeigten Nummer noch eine zweite steckt. „Die steht dann in Klammern dahinter“, sagt sie. Am 31. August hat sie zum Beispiel die Nummer einer Stuttgarter Bank auf dem Display – versteckt hat der Anrufer aber eine Karlsruher Vorwahl. Die Karlsruher Filiale der Bank ist es nicht – denn die wiederum hat eine ganz andere Nummernfolge.

Was man am Telefon nicht tun sollte

Die 63-jährige hat Anzeige bei der Polizei erstattet. „Wir prüfen, ob es da strafrechtlich relevante Vorgänge gibt“, sagt Polizeisprecher Sven Burkhardt. Grundsätzlich aber sollte man niemals Kontodaten oder PIN- oder TAN-Nummern am Telefon verraten. Noch ist unklar, ob die Anrufer womöglich Daten abgreifen wollten, mit denen sie anschließend betrügerische Internetbestellungen im Namen ihrer Opfer tätigen. Oder ob es sich um dubiose Werbeanrufe handelt, mit denen die Opfer am Ende in mündliche Kaufverträge gelockt werden. Was bietet im Zweifel den besten Schutz? Sogar weniger als ein Wort, sagt die 63-Jährige: „Auflegen.“