Ab Freitag drehen sich beim 174. Cannstatter Volksfest die Karussells und Fahrgeschäfte wieder. Foto: Rehberger - Rehberger

Vier Millionen Besucher werden bis Sonntag das Volksfest besucht haben. Beste äußere Bedingungen sorgen für eine positive Bilanz.

Bad Cannstatt Linda Brandl vom Landesverband der Schausteller und Marktkaufleute (LSM) brachte es auf den Punkt. „Es war bis jetzt ein überragendes und schönes Volksfest. Wer jetzt noch meckert, macht irgendwas falsch.“ Zufriedene und strahlende Gesichter vor dem letzten Wochenende des 173. Cannstatter Volksfestes: Veranstalter, Festwirte, Schausteller und Sicherheitskräfte ziehen eine positive Bilanz. Besser hätte der 200. Geburtstag des Volksfestes nicht verlaufen können.

Die derzeitigen Besucherzahlen, so Andreas Kroll, weisen daraufhin, dass bis Sonntag vier Millionen Menschen das Volksfest besucht haben werden. „Insgesamt haben wir dann fünf Millionen Menschen zu den 200-Jahr-Veranstaltungen begrüßen dürfen.“ Historisches Volksfest, 100. Landwirtschaftliches Hauptfest (LWH) und 200 Jahre Volksfest haben laut Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft eine Duftmarke gesetzt. „Stuttgart hat wie schon 1993 zur Leichtathletik-WM und 2006 zur Fußball-WM seine Weltoffenheit gezeigt.“

Nicht nur der Veranstalter zieht eine „sehr gute“ Bilanz. Auch die Schauteller freuen sich. „Petrus muss ein Cannstatter sein“, so Linda Brandl. Die sehr guten äußeren Umstände machten sich bemerkbar. Die Hintergründe und Entstehung des Schaustellergewerbes stieß bei den Besuchern des Historischen Volksfestes auf großes Interesse. „Es hat unseren Berufsstand dem breiten Publikum nahegebracht“, so die LSM-Vizepräsidentin. Von dieser Werbeveranstaltung könne das Cannstatter Volksfest nur profitieren, ergänzte Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Südwest.

Nach zwei stagnierenden Jahren verzeichnen auch die Festwirte wieder ein leichtes Plus. „Das hat mehrere Gründe“, beschrieb Wirte-Sprecher Werner Klauss. Zum einen das überaus gute Wetter, dann der spätere Start. „Da war bei vielen Besuchern der Lohn schon überwiesen. Das spüren wir.“ Auch der „grandiose Umzug“, das Jubiläum und das LWH hätten sich ausgewirkt. Mehr Werbung hätte Wirkung gezeigt. „Wenn man entsprechend investiert, zahlt es sich aus.“ Überaus hilfreich sei auch der Wasenbürgermeister Michael Föll. „Er steht mit Herzblut hinter der Veranstaltung.“

Und auch für die Polizei war es „ein tolles Doppel-Jubiläum“. Es seien viele fröhliche, friedliche und gut gelaunte Besucher auf dem Festplatz gewesen. „Ein paar blieben jedoch nicht so gut gelaunt.“ Auf der Wasenwache konnten sie nicht weiterfeiern. „Die wurden dann aggressiv.“ Im Verhältnis zum Vorjahr wurden acht Prozent weniger Einsätze verzeichnet. Im Vorjahr wurden 717 Einsätze registriert, in diesem Jahr 669. Die Zahl der Körperverletzungen sank von 185 auf 156, die der gefährlichen Körperverletzungen von 44 auf 39, Widerstand gegen Beamte von 44 auf 37. Eine Zunahme gab es lediglich bei Diebstählen – von 36 auf 51. „Der Sicherheitsverbund zeigt Wirkung“, beschreibt Jörg Schiebe, der Leiter des für den Wasen zuständigen Polizeireviers. Wegen der geringeren Einsätze konnte mehr Augenmerk auch auf anderen Vergehen wie Handel mit Betäubungsmitteln gelegt werden. „Wir können überall präsent sein.“

Das Deutsche Rote Kreuz vermeldet konstante Einsatzzahlen. Insgesamt waren es bislang 1040, davon 807 ambulant. Stärkster Tag war der 6. Oktober mit 217 Einsätzen, schwächster Tag der 9. Oktober (14). „Es ist soweit gut gelaufen“, bilanzierte DRK-Sprecher Udo Bangerter, der die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Sicherheitspersonal hervorhebt.

Der Veranstalter, der mehr ausländische Gäste vor allem aus Frankreich und den Benelux-Staaten registrierte, spricht von einem intensiven Volksfest. „Das Fest ist in Land angekommen“, so Abteilungsleiter Marcus Christen. Am Wochenende waren Züge aus Offenburg und Tübingen zu 200 Prozent belegt. Da mussten unterwegs einige Fahrgäste wieder aussteigen. „Wir werden den Schwung dieser Veranstaltung mitnehmen.“