Die Familie Trump (ein Bild aus dem Jahr 2017): Sie wollen vier weitere Jahre im Weißen Haus bleiben. Foto: dpa/Peter Foley

Für Donald Trump ist Politik eine Familienangelegenheit. Der US-Präsident setzt im Wahlkampf auf die perfekte Inszenierung. Dabei müssen alle Trumps mitziehen – ob sie wollen oder nicht.

Washington - Von der Politik bis zum Business – bei den Trumps bleibt alles in der Familie. Donald Trump rekrutiert seine Berater gerne im engsten Umfeld. Es heißt, der US-Präsident sei chronisch misstrauisch und umgebe sich am liebsten mit Familienmitgliedern, denen er mehr vertraue als Menschen, die nicht Trump heißen. So machte er bei seinem Amtsantritt im Jahr 2017 seine Tochter Ivanka und ihren Ehemann Jared Kushner zu Beratern im Weißen Haus und beauftragte seinen Schwiegersohn mit politischen Mammutaufgaben wie dem Frieden im Nahen Osten.

Aus unserem Plus-Angebot: Die große, bunte Donald-Show

Auch im Wahlkampf setzt Donald Trump auf die Unterstützung seiner Familie. Nirgendwo sonst spielt das Privatleben eines Politikers eine so große Rolle wie in den USA. Beim republikanischen Nominierungsparteitag sprachen neben First Lady Melania Trump auch alle fünf erwachsenen Kinder des US-Präsidenten. Die Demokraten machten es bei ihrer Nominierungsshow ganz ähnlich.

Wer ist Donald Trumps Familie?

Melania Trump: Das mit Abstand beliebteste Mitglied der Trump-Familie heißt Melania. Während die Zustimmungswerte ihres Mannes chronisch niedrig sind, ist Melania eine einigermaßen beliebte First Lady. Das kommt auch daher, weil sich die 50-Jährige immer wieder geschickt vom Hau-drauf-Politikstil ihres Mannes distanziert. Melania, das ehemalige Model, hält sich mit eigenen Initiativen zurück und bietet damit die perfekte Projektionsfläche: Geht sie mit vielen umstrittenen Entscheidungen ihres Mannes gar nicht d’accord? Bietet sie ihm gar hinter den Kulissen Paroli?

Seit 2005 sind Melania und Donald Trump verheiratet. Sie ist seine dritte Frau, die Mutter seines jüngsten Sohnes Barron. Sie soll glücklich gewesen sein mit ihrem privilegierten Leben in New York und alles andere als begeistert über die Präsidentschaftskandidatur ihres Mannes. In der Wahlnacht, so heißt es zumindest in Michael Wolffs Buch “Fire and Fury“, soll Melania geweint haben – nicht vor Freude. Ihre Vorgängerin Michelle Obama kam gelegentlich in Talkshows, sprach dort über ihre Töchter und die Hunde. Melania Trump gibt weniger von sich und ihrer Familie preis.

Das Herzensprojekt der First Lady ist die „Be Best“-Initiative, die sie ins Leben rief und die sich gegen Cyber-Bullying, also gegen Mobbing in sozialen Medien, richtet. Bemerkenswert, schließlich holt ihr Mann praktisch täglich via Twitter gegen seine Gegner aus.

Nur einmal wendete sich Melania Trump öffentlich gegen die Politik ihres Mannes: 2018, als die Trump-Administration an der Grenze zu Mexiko Migranten-Kinder von ihren Eltern trennte. „Es war herzzerreißend. Und ich reagierte mit meiner eigenen Stimme“, sagte die First Lady in einem ihrer seltenen Interviews einem Reporter des Senders ABC. „Ich ließ es ihn wissen. (...) Ich sagte es ihm zu Hause. Und ich sagte ihm, dass ich finde, dass das nicht hinnehmbar ist.“ Trump beendete die umstrittene Praxis.

Aus unserem Plus-Angebot: Wie Melania Trump sich von ihrem Mann distanziert

Melania gilt als Sphinx aus dem Weißen Haus – kaum einer weiß, was sie wirklich denkt. Doch politische Beobachter vermuten, dass der gebürtigen Slowenin in Trumps Zirkel eine ganz spezifische Rolle zukommt: Sie softet den ungeschliffenen Kommunikationsstil ihres Mannes ab, macht ihn wählbar für Menschen, die sich an seinem brachialen Auftreten stören. Derzeit wird das Land von der Corona-Pandemie erschüttert. Kein Staat hat mehr Tote zu beklagen. Donald Trump spielt die Gefährlichkeit des Virus herunter. Beim Nominierungsparteitag der Republikaner im August war es an Melania Trump, dem zerrütteten Land Mitgefühl zu zeigen.

„Donald ist ein Ehemann, der mich bei allem, was ich tue, unterstützt“ – persönlicher wurde es nicht in Melanias Rede. Um die Ehe der Trumps ranken sich viele Gerüchte. Auf Youtube finden sich unzählige Videos, die zeigen, wie sie ihre Hand zurückzieht, wenn er danach greifen will. Nicht eben das, was man sich unter einem glücklichen Paar vorstellt.

Donald Trump jr.: Der älteste Sohn und Namensvetter des Präsidenten schickt sich an, dessen politisches Erbe anzutreten. Keines der Trump-Kinder ist im republikanischen Wahlkampf präsenter als Don junior. Der Sohn von Donald und seiner ersten Frau Ivana ist regelmäßiger Gast beim konservativen Fernsehsender Fox News, auf Twitter ähnlich aktiv wie sein Vater und sprach auch auf dem Nominierungsparteitag im August.

Lesen Sie auch: Wer ist die Familie Biden?

Trump junior ist der Mann fürs Grobe: So befeuert der 42-Jährige gerne mal wilde Spekulationen über den Geisteszustand des demokratischen Herausforderers Joe Biden – er teilte beispielsweise Tweets von Usern, die behaupten, Biden benutze bei Interviews einen Teleprompter für seine Antworten. Außerdem veröffentlichte Trump jr. das Buch „Liberal Privilege“, das aufzählt, welche angebliche Missetaten Biden in seinen Jahrzehnten in Washington begangen haben soll. Bidens Sprecher sagte, das angebliche Enthüllungsbuch sei voll von „ekelhaften Lügen und Verleumdungen“.

Dabei spielte Don junior im ersten Wahlkampf seines Vaters 2016 selbst mit gezinkten Karten: Zusammen mit seinem Schwager Jared Kushner traf er sich im Trump Tower mit einer russischen Anwältin, die ihnen offenbar kompromittierende Infos über die demokratische Kandidatin Hillary Clinton versprochen hatte.

Don junior führt zwar offiziell zusammen mit seinem Bruder das Trumpsche Familienimperium, doch das Operative scheint er mehr und mehr Eric zu überlassen. Eigentlich galt lange seine Schwester Ivanka als der Jung-Trump mit politischen Ambitionen, doch es scheint, als übernehme langsam aber sicher Don junior die Rolle als politischer Erbe seines Vaters. Bei eingefleischten Trump-Wählern kommt Don, der sich gerne hemdsärmelig beim Jagen oder Fischen ablichten lässt, besser an als Ivanka, die New Yorker Society-Lady, die die republikanische Parteibasis fast schon für eine halbe Demokratin hält.

Mit der früheren Fox-News-Kommentatorin Kimberly Guilfoyle hat Don jr. – geschiedener Vater von fünf Kindern – eine Frau an der Seite, die seine politischen Ambitionen unterstützen dürfte. Beim Nominierungsparteitag der Republikaner setzte Guilfoyle ihren ganz eigenen Akzent: Ihre größtenteils geschriene Rede endete mit den Worten „The best! Is yet! To come!“ Für viele Amerikaner dürfte das eher wie eine Drohung geklungen haben.

Ivanka Trump: „Daddy’s Girl“ – Ivanka ist der unangefochtene Star der Familie. In einem Video zum Vatertag fragte Donald junior vor ein paar Monaten seinen Vater: „Wer ist dein Lieblingskind? Und warum ist es Ivanka?“ Es sollte ein Scherz sein, beschreibt aber ziemlich genau die Rangordnung der Geschwister. Die 38-jährige Ivanka ist das „golden child“, wie das in Amerika heißt. Trump ließ sich sogar schon einmal zu der Bemerkung hinreißen, wenn sie nicht seine Tochter wäre, würde er mit Ivanka ausgehen. Kaum saß Donald Trump im Weißen Haus, ernannte er seine älteste Tochter und deren Mann Jared Kushner zu Beratern – ungerührt davon, dass Kritiker ihm Nepotismus vorwarfen.

Was Ivanka in ihrer prominenten Position erreicht hat? Wenig. Zum Fremdschämen ist beispielsweise das Video aus dem Jahr 2019, das die Präsidententochter dabei zeigt, wie sie beim G20-Gipfel in Osaka verzweifelt versucht, an ein Gespräch zwischen Christine Lagarde, Theresa May, Justin Trudeau und Emmanuel Macron anzudocken.

Vor allem in den ersten Monaten seiner Präsidentschaft glaubten viele Beobachter daran, Ivanka könne ihrem Vater einige liberalere Positionen abringen – was den Klimaschutz angeht beispielsweise oder die Rechte der LGBTQ-Community. Inzwischen ist klar: „Trump will be Trump“. Ivanka versucht offenbar nicht einmal mehr, ihren Vater zu beeinflussen. Beim Nominierungsparteitag der Republikaner verteidigte Ivanka vor allem den brachialen Stil ihres Vaters: „Mein Vater hat starke Überzeugungen. Er weiß, was er glaubt, und er sagt, was er denkt. Ob man mit ihm übereinstimmt oder nicht, man weiß immer, wo er steht“, sagte die „First Daughter“. „Ich verstehe, dass der Kommunikationsstil meines Vaters nicht jedermanns Geschmack ist, und ich weiß, dass manche seiner Tweets sich ein bisschen ungefiltert anfühlen können. Aber die Ergebnisse, die Ergebnisse sprechen für sich.“

Ein offenes Geheimnis soll im Weißen Haus Ivankas gespanntes Verhältnis zu ihrer Stiefmutter Melania sein. Die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete „Washington Post“-Autorin Mary Jordan schrieb in ihrem Buch „The Art of Her Deal: The Untold Story of Melania Trump“, Ivanka habe die Zeit, in der Melania noch nicht im Weißen Haus weilte, nutzen wollen, um sich einen Platz im Ostflügel – traditionell das Refugium der First Lady – zu sichern. Einer ihrer Vorschläge sei gewesen, das „First Lady’s Office“ in „First Family’s Office“ umzubenennen. Nach dem Nominierungsparteitag ging ein Video viral, das zeigt, wie Melanias Gesichtszüge entgleisen, als Ivanka die Bühne betritt.

Eric Trump: Der zweitgeborene Trump-Sohn kümmert sich in erster Linie um die Geschäfte. Eric soll die Trump Organization am Laufen halten. Keine einfache Arbeit, denn das Familienimperium ist längst auch in den Fokus der Ermittlungsbehörden gerückt. Mal geht es um nicht gezahlte Steuern, mal sollen die Trumps falsche Angaben zum Wert ihres Eigentums gemacht haben, um Kredite zu bekommen.

Im Wahlkampf für seinen Vater spielt Eric Trump eher eine Nebenrolle. Auf dem Nominierungsparteitag hielt der 36-Jährige dennoch eine Rede: „Mein Vater wird für euch kämpfen“, verkündete der Präsidentensohn. Vor seinem Vater habe sich niemand für die „stille Mehrheit“ im Land eingesetzt. Auch Erics Ehefrau Lara Trump, die nicht nur stramm konservative Nachrichtensendungen im Internet produziert, sondern auch einen Posten in Trumps Wahlkampfteam inne hat, hatte beim Parteitag ihren Auftritt. Das Paar hat zwei Kinder.

Glaubt man Michael Wolffs Enthüllungsbuch “Fire and Fury“ hat Donald Trump nicht viel für seine beiden ältesten Söhne übrig: Der Präsident scherze gerne, „dass die beiden wohl hinten im Raum standen, als der liebe Gott Gehirne verteilte“, verriet eine unbekannte Quelle dem Autor.

Tiffany Trump: Aus Donald Trumps zweiter Ehe mit Marla Maples stammt die Tochter Tiffany Trump, die eine weitaus weniger prominente Rolle in der Präsidentenfamilie spielt. Ihren Namen hat Tiffany, weil ihr Vater zeitgleich zu ihrer Geburt mit dem gleichnamigen Luxusjuwelier ein Immobiliengeschäft abgeschlossen hatte. Die 26-Jährige soll nicht die engste Beziehung zu ihrem Vater haben, trat aber dennoch mit dem Rest ihrer Geschwister beim Nominierungsparteitag der Republikaner auf.

“Mein Vater hat mich daran glauben lassen, dass Amerika wieder wahrhaft groß sein kann“, sagte Tiffany. Für Spott im Internet sorgte die Bemerkung der Milliardärstochter, sie sei gerade mit ihrem Jurastudium fertig geworden und könne sich „in so viele von Euch hineinversetzen, die vielleicht gerade einen Job suchen“.

Barron Trump: Ein Teenager im Weißen Haus zu sein ist nicht leicht – schon gar nicht, wenn dein Vater der unbeliebteste US-Präsident seit Richard Nixon ist. Der 14-jährige Barron ist das jüngste Trump-Kind und der Augapfel seiner Mutter Melania. Ihm zuliebe soll sie zu Beginn von Donald Trumps Amtszeit erst einmal in New York geblieben sein: Der damals zehnjährige Barron sollte nicht mitten im Schuljahr umziehen. In Mary Jordans Buch über die First Lady heißt es, Melania habe für Barron sogar ihren Ehevertrag nachverhandelt: „Sie wollte einen schriftlichen Nachweis dafür, dass Barron in Bezug auf finanzielle Möglichkeiten und Erbschaft den drei ältesten Kindern von Trump eher gleichgestellt sein würde.“

Viel weiß man über Barron nicht. Melania ist sehr darauf bedacht, seine Privatsphäre zu schützen. Im Gegensatz zu Michelle Obama plaudert sie nie über ihre Familie. Auf dem Nominierungsparteitag sah Barron allerdings nicht besonders glücklich aus. Mit unbewegter Miene stand er neben seinen Eltern. Groß ist Barron auf jeden Fall geworden – er überragt seinen Vater bereits.